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Kortum, Carl Arnold: Die Jobsiade. Bd. 1. Dortmund, 1799.

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5. "Und bekämest bald eine gute Pfarre;
"Aber du bist nun ein ungelehrter Narre,
"Der nichts von der Theologie versteht
"Und sein Leben lang brodlos geht!
6. "Deine Mutter und ich hofften beide
"An dir zu erleben viele Freude,
"Und nun haben wir bittern Verdruß
"Ob dich bösen Hieronimus!
7. "Alles was du vormals mir geschrieben,
"Als hättest du die Studia getrieben,
"Und wärest von allen der fleißigste,
"Sind lauter Lügen, wie ich nun seh.
8. "Auch was du vom Privatissimo
"Und zehn Stunden im Kollegio,
"Von der Professoren Zufriedenheit,
"Vom Therrinken in der Einsamkeit;
9. "Item, von den vielen gelehrten Dingen,
"Wovon dir der Kopf wollte zerspringen,
"Vom Meditiren bis in die Nacht
"Und sonst noch etwa hast vorgebracht;
10. "Auch daß dein Magen vom vielen Sitzen
und Lesen
"Geschwächet und verdorben gewesen,
"Das alles ist, wie's sich nun befind't,
"Nichts gewesen, als Lügen und Wind.
11. "Hät-
5. „Und bekaͤmeſt bald eine gute Pfarre;
„Aber du biſt nun ein ungelehrter Narre,
„Der nichts von der Theologie verſteht
„Und ſein Leben lang brodlos geht!
6. „Deine Mutter und ich hofften beide
„An dir zu erleben viele Freude,
„Und nun haben wir bittern Verdruß
„Ob dich boͤſen Hieronimus!
7. „Alles was du vormals mir geſchrieben,
„Als haͤtteſt du die Studia getrieben,
„Und waͤreſt von allen der fleißigſte,
„Sind lauter Luͤgen, wie ich nun ſeh.
8. „Auch was du vom Privatiſſimo
„Und zehn Stunden im Kollegio,
„Von der Profeſſoren Zufriedenheit,
„Vom Therrinken in der Einſamkeit;
9. „Item, von den vielen gelehrten Dingen,
„Wovon dir der Kopf wollte zerſpringen,
„Vom Meditiren bis in die Nacht
„Und ſonſt noch etwa haſt vorgebracht;
10. „Auch daß dein Magen vom vielen Sitzen
und Leſen
„Geſchwaͤchet und verdorben geweſen,
„Das alles iſt, wie’s ſich nun befind’t,
„Nichts geweſen, als Luͤgen und Wind.
11. „Haͤt-
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[96/0120] 5. „Und bekaͤmeſt bald eine gute Pfarre; „Aber du biſt nun ein ungelehrter Narre, „Der nichts von der Theologie verſteht „Und ſein Leben lang brodlos geht! 6. „Deine Mutter und ich hofften beide „An dir zu erleben viele Freude, „Und nun haben wir bittern Verdruß „Ob dich boͤſen Hieronimus! 7. „Alles was du vormals mir geſchrieben, „Als haͤtteſt du die Studia getrieben, „Und waͤreſt von allen der fleißigſte, „Sind lauter Luͤgen, wie ich nun ſeh. 8. „Auch was du vom Privatiſſimo „Und zehn Stunden im Kollegio, „Von der Profeſſoren Zufriedenheit, „Vom Therrinken in der Einſamkeit; 9. „Item, von den vielen gelehrten Dingen, „Wovon dir der Kopf wollte zerſpringen, „Vom Meditiren bis in die Nacht „Und ſonſt noch etwa haſt vorgebracht; 10. „Auch daß dein Magen vom vielen Sitzen und Leſen „Geſchwaͤchet und verdorben geweſen, „Das alles iſt, wie’s ſich nun befind’t, „Nichts geweſen, als Luͤgen und Wind. 11. „Haͤt-

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Zitationshilfe: Kortum, Carl Arnold: Die Jobsiade. Bd. 1. Dortmund, 1799, S. 96. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kortum_jobsiade01_1799/120>, abgerufen am 19.04.2024.