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Kortum, Carl Arnold: Die Jobsiade. Bd. 1. Dortmund, 1799.

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11. "Hätte ich doch ehmals unsers frommen
"Rektors guten Rath angenommen,
"Der es deutlich genug sagte mir:
"Es würde niemals etwas gutes aus dir!
12. "So wäre das viele Geld ersparet
"Und manches Kapital rund bewahret,
"Das du, böser, unnützer Knecht!
"Auf der Unversität verzecht.
13. So war ohngefähr die Predigt beschaffen,
Die der Alte hielte, den Sohn zu bestrafen,
Und er hätte im ersten Affekt,
Fast den Hieronimus mit Prügeln bedeckt.
14. Weil indessen Zürnen und Schelten
Für die Gesundheit zuträglich ist selten,
So fiel auch den guten alten Mann
Gleich eine heftige Krankheit an.
15. Denn er litte oft in gesunden Tagen
Vom schmerzlichen Podagra viel Plagen;
Sein Rathsherrnstand, guter Appetit und
Ruh
Disponirten den Körper dazu.
16. Nun aber verließen ihn plötzlich die Schmerzen
Und das Podagra trat ihm zum Herzen,
Und nach vier und zwanzig Stunden Zeit
Wanderte er aus der Zeitlichkeit.
17. Alles
Jobsiade 1r Th. G
11. „Haͤtte ich doch ehmals unſers frommen
„Rektors guten Rath angenommen,
„Der es deutlich genug ſagte mir:
„Es wuͤrde niemals etwas gutes aus dir!
12. „So waͤre das viele Geld erſparet
„Und manches Kapital rund bewahret,
„Das du, boͤſer, unnuͤtzer Knecht!
„Auf der Unverſitaͤt verzecht.
13. So war ohngefaͤhr die Predigt beſchaffen,
Die der Alte hielte, den Sohn zu beſtrafen,
Und er haͤtte im erſten Affekt,
Faſt den Hieronimus mit Pruͤgeln bedeckt.
14. Weil indeſſen Zuͤrnen und Schelten
Fuͤr die Geſundheit zutraͤglich iſt ſelten,
So fiel auch den guten alten Mann
Gleich eine heftige Krankheit an.
15. Denn er litte oft in geſunden Tagen
Vom ſchmerzlichen Podagra viel Plagen;
Sein Rathsherrnſtand, guter Appetit und
Ruh
Disponirten den Koͤrper dazu.
16. Nun aber verließen ihn ploͤtzlich die Schmerzen
Und das Podagra trat ihm zum Herzen,
Und nach vier und zwanzig Stunden Zeit
Wanderte er aus der Zeitlichkeit.
17. Alles
Jobſiade 1r Th. G
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[97/0121] 11. „Haͤtte ich doch ehmals unſers frommen „Rektors guten Rath angenommen, „Der es deutlich genug ſagte mir: „Es wuͤrde niemals etwas gutes aus dir! 12. „So waͤre das viele Geld erſparet „Und manches Kapital rund bewahret, „Das du, boͤſer, unnuͤtzer Knecht! „Auf der Unverſitaͤt verzecht. 13. So war ohngefaͤhr die Predigt beſchaffen, Die der Alte hielte, den Sohn zu beſtrafen, Und er haͤtte im erſten Affekt, Faſt den Hieronimus mit Pruͤgeln bedeckt. 14. Weil indeſſen Zuͤrnen und Schelten Fuͤr die Geſundheit zutraͤglich iſt ſelten, So fiel auch den guten alten Mann Gleich eine heftige Krankheit an. 15. Denn er litte oft in geſunden Tagen Vom ſchmerzlichen Podagra viel Plagen; Sein Rathsherrnſtand, guter Appetit und Ruh Disponirten den Koͤrper dazu. 16. Nun aber verließen ihn ploͤtzlich die Schmerzen Und das Podagra trat ihm zum Herzen, Und nach vier und zwanzig Stunden Zeit Wanderte er aus der Zeitlichkeit. 17. Alles Jobſiade 1r Th. G

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Zitationshilfe: Kortum, Carl Arnold: Die Jobsiade. Bd. 1. Dortmund, 1799, S. 97. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kortum_jobsiade01_1799/121>, abgerufen am 24.04.2024.