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Kosegarten, Ludwig Gotthard: Poesieen. Bd. 2. Leipzig, 1798.

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Klagst du ob der Guten, Frommen,
Die der Tod dir nahm?
Klage nicht um sie; entnommen
Ist sie jedem Gram.
Alles Herzeleids entbunden,
Jedem Ungemach entwunden,
Ruht sie in der Schwester Arm,
Härmt sich nur um deinen Harm.
Lass sie schlummern ihren Schlummer
Nach des Tages Last.
Süss behagt nach Müh' und Kummer,
Sanft und süss die Rast.
Wenig waren ihrer Freuden;
Zahllos waren ihre Leiden.
Schwerermattet sank sie hin,
Eine fromme Dulderin --
Warum blicken wir so traurig
In die Nacht hinab?
Warum dünkst du uns so schaurig,
Stilles kühles Grab?
Bist du doch die traute Kammer,
Welche schwichtigt jeden Jammer,
Welche jede Unruh stillt,
Schonend jede Schuld verhüllt.

2 I
Klagst du ob der Guten, Frommen,
Die der Tod dir nahm?
Klage nicht um sie; entnommen
Ist sie jedem Gram.
Alles Herzeleids entbunden,
Jedem Ungemach entwunden,
Ruht sie in der Schwester Arm,
Härmt sich nur um deinen Harm.
Lass sie schlummern ihren Schlummer
Nach des Tages Last.
Süss behagt nach Müh' und Kummer,
Sanft und süss die Rast.
Wenig waren ihrer Freuden;
Zahllos waren ihre Leiden.
Schwerermattet sank sie hin,
Eine fromme Dulderin —
Warum blicken wir so traurig
In die Nacht hinab?
Warum dünkst du uns so schaurig,
Stilles kühles Grab?
Bist du doch die traute Kammer,
Welche schwichtigt jeden Jammer,
Welche jede Unruh stillt,
Schonend jede Schuld verhüllt.

2 I
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[129/0145] Klagst du ob der Guten, Frommen, Die der Tod dir nahm? Klage nicht um sie; entnommen Ist sie jedem Gram. Alles Herzeleids entbunden, Jedem Ungemach entwunden, Ruht sie in der Schwester Arm, Härmt sich nur um deinen Harm. Lass sie schlummern ihren Schlummer Nach des Tages Last. Süss behagt nach Müh' und Kummer, Sanft und süss die Rast. Wenig waren ihrer Freuden; Zahllos waren ihre Leiden. Schwerermattet sank sie hin, Eine fromme Dulderin — Warum blicken wir so traurig In die Nacht hinab? Warum dünkst du uns so schaurig, Stilles kühles Grab? Bist du doch die traute Kammer, Welche schwichtigt jeden Jammer, Welche jede Unruh stillt, Schonend jede Schuld verhüllt. 2 I

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Zitationshilfe: Kosegarten, Ludwig Gotthard: Poesieen. Bd. 2. Leipzig, 1798, S. 129. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kosegarten_poesieen02_1798/145>, abgerufen am 18.04.2024.