Kosegarten, Ludwig Gotthard: Poesieen. Bd. 2. Leipzig, 1798.Abends unter der Linde. Woher, o namenloses Sehnen, Das den beklemmten Busen presst? Woher, ihr bittersüssen Thränen, Die ihr das Auge dämmernd nässt? O Abendroth, o Mondenblitz, Flimmt blasser um den Lindensitz! Es säuselt in dem Laub der Linde; Es flistert im Akazienstrauch. Mir schmeichelt süss, mir schmeichelt linde Des grauen Abends lauer Hauch. Es spricht um mich, wie Geistergruss; Es weht mich an, wie Engelkuss. Abends unter der Linde. Woher, o namenloses Sehnen, Das den beklemmten Busen presst? Woher, ihr bittersüssen Thränen, Die ihr das Auge dämmernd nässt? O Abendroth, o Mondenblitz, Flimmt blasser um den Lindensitz! Es säuselt in dem Laub der Linde; Es flistert im Akazienstrauch. Mir schmeichelt süss, mir schmeichelt linde Des grauen Abends lauer Hauch. Es spricht um mich, wie Geistergruss; Es weht mich an, wie Engelkuss. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0381" n="357"/> <div n="2"> <head>Abends unter der Linde.</head><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l><hi rendition="#in">W</hi>oher, o namenloses Sehnen,</l><lb/> <l>Das den beklemmten Busen presst?</l><lb/> <l>Woher, ihr bittersüssen Thränen,</l><lb/> <l>Die ihr das Auge dämmernd nässt?</l><lb/> <l>O Abendroth, o Mondenblitz,</l><lb/> <l>Flimmt blasser um den Lindensitz!</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Es säuselt in dem Laub der Linde;</l><lb/> <l>Es flistert im Akazienstrauch.</l><lb/> <l>Mir schmeichelt süss, mir schmeichelt linde</l><lb/> <l>Des grauen Abends lauer Hauch.</l><lb/> <l>Es spricht um mich, wie Geistergruss;</l><lb/> <l>Es weht mich an, wie Engelkuss.</l> </lg><lb/> <l> </l> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [357/0381]
Abends unter der Linde.
Woher, o namenloses Sehnen,
Das den beklemmten Busen presst?
Woher, ihr bittersüssen Thränen,
Die ihr das Auge dämmernd nässt?
O Abendroth, o Mondenblitz,
Flimmt blasser um den Lindensitz!
Es säuselt in dem Laub der Linde;
Es flistert im Akazienstrauch.
Mir schmeichelt süss, mir schmeichelt linde
Des grauen Abends lauer Hauch.
Es spricht um mich, wie Geistergruss;
Es weht mich an, wie Engelkuss.
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Zitationshilfe: | Kosegarten, Ludwig Gotthard: Poesieen. Bd. 2. Leipzig, 1798, S. 357. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kosegarten_poesieen02_1798/381>, abgerufen am 11.04.2021. |