Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Kotzebue, August von: Erinnerungen aus Paris im Jahre 1804. Bd. 2. Berlin, 1804.

Bild:
<< vorherige Seite

man das Palais schon längst verlassen hatte. -- Ern-
stere Unterhaltung bietet, wie ich schon oben erwähnt,
einige Schritte weiter, Bertrands physikalisches Kabinet
dar. -- Auch das Theatre Francais (das erste in Pa-
ris) ist dergestalt mit dem Palais-Royal verbunden,
daß eine Fortsetzung der Arkaden trocknes Fußes bis da-
hin führt. -- Sind alle diese Zeitvertreibe erschöpft,
so wird doch wohl Einer von den zwanzig Buchhänd-
lern,
die unter den Arkaden hausen, eine pikante Nou-
veaute haben? -- oder man giebt dem Drange der Ei-
telkeit nach, und läßt sich von einem Miniaturma-
ler
porträtiren. Nicht weniger als neunzehn haben
ihre Tafeln und Proben ausgehängt, gut und schlecht,
wohlfeil und theuer, für sechs Livres und für zehn Louisd'or.
Es sind welche darnnter, die in einer Stunde ein ferti-
ges Gemälde zu liefern versprechen, und, wenigstens
was Aehnlichkeit betrifft, Verdienst haben. So habe
ich z. B. das schlecht gemalte, aber wohlgetroffene Bild-
niß des Erbprinzen von Weimar, während meines gan-
zen Aufenthalts im Palais-Royal hängen sehen. -- Jst
man trotz allem Dem noch immer mit seiner Zeit verlegen,
(welches doch schwer möglich) so gewährt das Lesen
der vielen tausend angeschlagenen Zedel, und das An-
gaffen der schön aufgeputzten Buden, schon allein Unter-
haltung: denn da sind nicht weniger als sechszehn Putz-
macherinnen,
zwanzig Buden mit fertigen Klei-
dern,
dreißig mit allerlei Zeugen für Herren- und
Damenputz, eine Menge der prächtigsten Qincaille-
rien, Glas- Porzellain-Gewehrbuden, Pit-
schierstecher, Kinderspielzeug
u. s. w.

Hat man etwa kein Geld, um diese Herrlichkeiten zu
kaufen, so giebt es hier auch zehn Leihhäuser, und

man das Palais schon laͤngst verlassen hatte. — Ern-
stere Unterhaltung bietet, wie ich schon oben erwaͤhnt,
einige Schritte weiter, Bertrands physikalisches Kabinet
dar. — Auch das Théatre Français (das erste in Pa-
ris) ist dergestalt mit dem Palais-Royal verbunden,
daß eine Fortsetzung der Arkaden trocknes Fußes bis da-
hin fuͤhrt. — Sind alle diese Zeitvertreibe erschoͤpft,
so wird doch wohl Einer von den zwanzig Buchhaͤnd-
lern,
die unter den Arkaden hausen, eine pikante Nou-
veauté haben? — oder man giebt dem Drange der Ei-
telkeit nach, und laͤßt sich von einem Miniaturma-
ler
portraͤtiren. Nicht weniger als neunzehn haben
ihre Tafeln und Proben ausgehaͤngt, gut und schlecht,
wohlfeil und theuer, fuͤr sechs Livres und fuͤr zehn Louisd'or.
Es sind welche darnnter, die in einer Stunde ein ferti-
ges Gemaͤlde zu liefern versprechen, und, wenigstens
was Aehnlichkeit betrifft, Verdienst haben. So habe
ich z. B. das schlecht gemalte, aber wohlgetroffene Bild-
niß des Erbprinzen von Weimar, waͤhrend meines gan-
zen Aufenthalts im Palais-Royal haͤngen sehen. — Jst
man trotz allem Dem noch immer mit seiner Zeit verlegen,
(welches doch schwer moͤglich) so gewaͤhrt das Lesen
der vielen tausend angeschlagenen Zedel, und das An-
gaffen der schoͤn aufgeputzten Buden, schon allein Unter-
haltung: denn da sind nicht weniger als sechszehn Putz-
macherinnen,
zwanzig Buden mit fertigen Klei-
dern,
dreißig mit allerlei Zeugen fuͤr Herren- und
Damenputz, eine Menge der praͤchtigsten Qincaille-
rien, Glas- Porzellain-Gewehrbuden, Pit-
schierstecher, Kinderspielzeug
u. s. w.

Hat man etwa kein Geld, um diese Herrlichkeiten zu
kaufen, so giebt es hier auch zehn Leihhaͤuser, und

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0073" n="73"/>
man das Palais schon la&#x0364;ngst verlassen hatte. &#x2014; Ern-<lb/>
stere Unterhaltung bietet, wie ich schon oben erwa&#x0364;hnt,<lb/>
einige Schritte weiter, Bertrands physikalisches Kabinet<lb/>
dar. &#x2014; Auch das Théatre Français (das erste in Pa-<lb/>
ris) ist dergestalt mit dem Palais-Royal verbunden,<lb/>
daß eine Fortsetzung der Arkaden trocknes Fußes bis da-<lb/>
hin fu&#x0364;hrt. &#x2014; Sind alle diese Zeitvertreibe erscho&#x0364;pft,<lb/>
so wird doch wohl Einer von den <hi rendition="#g">zwanzig Buchha&#x0364;nd-<lb/>
lern,</hi> die unter den Arkaden hausen, eine pikante Nou-<lb/>
veauté haben? &#x2014; oder man giebt dem Drange der Ei-<lb/>
telkeit nach, und la&#x0364;ßt sich von einem <hi rendition="#g">Miniaturma-<lb/>
ler</hi> portra&#x0364;tiren. Nicht weniger als neunzehn haben<lb/>
ihre Tafeln und Proben ausgeha&#x0364;ngt, gut und schlecht,<lb/>
wohlfeil und theuer, fu&#x0364;r sechs Livres und fu&#x0364;r zehn Louisd'or.<lb/>
Es sind welche darnnter, die in einer Stunde ein ferti-<lb/>
ges Gema&#x0364;lde zu liefern versprechen, und, wenigstens<lb/>
was Aehnlichkeit betrifft, Verdienst haben. So habe<lb/>
ich z. B. das schlecht gemalte, aber wohlgetroffene Bild-<lb/>
niß des Erbprinzen von Weimar, wa&#x0364;hrend meines gan-<lb/>
zen Aufenthalts im Palais-Royal ha&#x0364;ngen sehen. &#x2014; Jst<lb/>
man trotz allem Dem noch immer mit seiner Zeit verlegen,<lb/>
(welches doch schwer mo&#x0364;glich) so gewa&#x0364;hrt das Lesen<lb/>
der vielen tausend angeschlagenen Zedel, und das An-<lb/>
gaffen der scho&#x0364;n aufgeputzten Buden, schon allein Unter-<lb/>
haltung: denn da sind nicht weniger als sechszehn <hi rendition="#g">Putz-<lb/>
macherinnen,</hi> zwanzig Buden mit <hi rendition="#g">fertigen Klei-<lb/>
dern,</hi> dreißig mit <hi rendition="#g">allerlei Zeugen</hi> fu&#x0364;r Herren- und<lb/>
Damenputz, eine Menge der pra&#x0364;chtigsten <hi rendition="#g">Qincaille-<lb/>
rien, Glas- Porzellain-Gewehrbuden, Pit-<lb/>
schierstecher, Kinderspielzeug</hi> u. s. w.</p><lb/>
          <p>Hat man etwa kein Geld, um diese Herrlichkeiten zu<lb/>
kaufen, so giebt es hier auch zehn <hi rendition="#g">Leihha&#x0364;user,</hi> und<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[73/0073] man das Palais schon laͤngst verlassen hatte. — Ern- stere Unterhaltung bietet, wie ich schon oben erwaͤhnt, einige Schritte weiter, Bertrands physikalisches Kabinet dar. — Auch das Théatre Français (das erste in Pa- ris) ist dergestalt mit dem Palais-Royal verbunden, daß eine Fortsetzung der Arkaden trocknes Fußes bis da- hin fuͤhrt. — Sind alle diese Zeitvertreibe erschoͤpft, so wird doch wohl Einer von den zwanzig Buchhaͤnd- lern, die unter den Arkaden hausen, eine pikante Nou- veauté haben? — oder man giebt dem Drange der Ei- telkeit nach, und laͤßt sich von einem Miniaturma- ler portraͤtiren. Nicht weniger als neunzehn haben ihre Tafeln und Proben ausgehaͤngt, gut und schlecht, wohlfeil und theuer, fuͤr sechs Livres und fuͤr zehn Louisd'or. Es sind welche darnnter, die in einer Stunde ein ferti- ges Gemaͤlde zu liefern versprechen, und, wenigstens was Aehnlichkeit betrifft, Verdienst haben. So habe ich z. B. das schlecht gemalte, aber wohlgetroffene Bild- niß des Erbprinzen von Weimar, waͤhrend meines gan- zen Aufenthalts im Palais-Royal haͤngen sehen. — Jst man trotz allem Dem noch immer mit seiner Zeit verlegen, (welches doch schwer moͤglich) so gewaͤhrt das Lesen der vielen tausend angeschlagenen Zedel, und das An- gaffen der schoͤn aufgeputzten Buden, schon allein Unter- haltung: denn da sind nicht weniger als sechszehn Putz- macherinnen, zwanzig Buden mit fertigen Klei- dern, dreißig mit allerlei Zeugen fuͤr Herren- und Damenputz, eine Menge der praͤchtigsten Qincaille- rien, Glas- Porzellain-Gewehrbuden, Pit- schierstecher, Kinderspielzeug u. s. w. Hat man etwa kein Geld, um diese Herrlichkeiten zu kaufen, so giebt es hier auch zehn Leihhaͤuser, und

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Die "Erinnerungen aus Paris im Jahre 1804" von Au… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/kotzebue_erinnerungen02_1804
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/kotzebue_erinnerungen02_1804/73
Zitationshilfe: Kotzebue, August von: Erinnerungen aus Paris im Jahre 1804. Bd. 2. Berlin, 1804, S. 73. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kotzebue_erinnerungen02_1804/73>, abgerufen am 25.04.2024.