Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Kretzer, Max: Meister Timpe. Berlin, 1888.

Bild:
<< vorherige Seite

voller Beschämung auf demselben Fleck, dann preßte er dem
Weinen nahe die Worte hervor:

"Mutter . . . der Kummer . . . die vielen Sorgen . . ."
Er öffnete die Thür und verschwand, ohne sein Weib noch
einmal anzublicken.

Karoline saß lange Zeit still am Fenster und blickte mit
gefalteten Händen hinaus auf die Straße, wo die Dämme¬
rung allmählich Menschen und Häusern die scharfen Linien
nahm. War es das Zwielicht, das ihre Augen trübte, war es
der Schmerz der Gattin und Mutter, der seine heiße Fluth
nach oben drängte? -- Große Thränen rollten langsam über
ihre Wangen und benetzten die dürren Finger . . . .


Kretzer, Meister Timpe. 16

voller Beſchämung auf demſelben Fleck, dann preßte er dem
Weinen nahe die Worte hervor:

„Mutter . . . der Kummer . . . die vielen Sorgen . . .“
Er öffnete die Thür und verſchwand, ohne ſein Weib noch
einmal anzublicken.

Karoline ſaß lange Zeit ſtill am Fenſter und blickte mit
gefalteten Händen hinaus auf die Straße, wo die Dämme¬
rung allmählich Menſchen und Häuſern die ſcharfen Linien
nahm. War es das Zwielicht, das ihre Augen trübte, war es
der Schmerz der Gattin und Mutter, der ſeine heiße Fluth
nach oben drängte? — Große Thränen rollten langſam über
ihre Wangen und benetzten die dürren Finger . . . .


Kretzer, Meiſter Timpe. 16
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0253" n="241"/>
voller Be&#x017F;chämung auf dem&#x017F;elben Fleck, dann preßte er dem<lb/>
Weinen nahe die Worte hervor:</p><lb/>
        <p>&#x201E;Mutter . . . der Kummer . . . die vielen Sorgen . . .&#x201C;<lb/>
Er öffnete die Thür und ver&#x017F;chwand, ohne &#x017F;ein Weib noch<lb/>
einmal anzublicken.</p><lb/>
        <p>Karoline &#x017F;aß lange Zeit &#x017F;till am Fen&#x017F;ter und blickte mit<lb/>
gefalteten Händen hinaus auf die Straße, wo die Dämme¬<lb/>
rung allmählich Men&#x017F;chen und Häu&#x017F;ern die &#x017F;charfen Linien<lb/>
nahm. War es das Zwielicht, das ihre Augen trübte, war es<lb/>
der Schmerz der Gattin und Mutter, der &#x017F;eine heiße Fluth<lb/>
nach oben drängte? &#x2014; Große Thränen rollten lang&#x017F;am über<lb/>
ihre Wangen und benetzten die dürren Finger . . . .</p><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
        <fw place="bottom" type="sig"><hi rendition="#g">Kretzer</hi>, Mei&#x017F;ter Timpe. 16<lb/></fw>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[241/0253] voller Beſchämung auf demſelben Fleck, dann preßte er dem Weinen nahe die Worte hervor: „Mutter . . . der Kummer . . . die vielen Sorgen . . .“ Er öffnete die Thür und verſchwand, ohne ſein Weib noch einmal anzublicken. Karoline ſaß lange Zeit ſtill am Fenſter und blickte mit gefalteten Händen hinaus auf die Straße, wo die Dämme¬ rung allmählich Menſchen und Häuſern die ſcharfen Linien nahm. War es das Zwielicht, das ihre Augen trübte, war es der Schmerz der Gattin und Mutter, der ſeine heiße Fluth nach oben drängte? — Große Thränen rollten langſam über ihre Wangen und benetzten die dürren Finger . . . . Kretzer, Meiſter Timpe. 16

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/kretzer_timpe_1888
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/kretzer_timpe_1888/253
Zitationshilfe: Kretzer, Max: Meister Timpe. Berlin, 1888, S. 241. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kretzer_timpe_1888/253>, abgerufen am 25.04.2024.