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Krüger, Johann Christian: Die Geistlichen auf dem Lande. Frankfurt (Main) u. a., 1743.

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Tempelst. Jhr habt ja gehört, was ich gesagt
habe.
Peter. Ja, ja; der alte Steffen soll noch nicht
sterben, er soll warten bis übermorgen;
er würde vielleicht gerne warten, wenn der
Tod nur warten wollte.
Muffel. Plaudert nicht lange, Peter, sondern
sagt dem Bauer, was euch Hr. Tempelstolz
gesagt hat, und fahret den Augenblick ins
Holz.
Peter. Jnnerhalb einiger Minuten sollen sie
mich im ganzen Dorfe nicht mehr finden.

(gehet ab.)
Fr. v. B. Nun ist es auch Zeit, daß ich mein
Wort halte, und dem Hrn. Muffel die
glückliche Bekehrung, wie ich verspro-
chen, mit der Ehe meiner Tochter belohne.
Komm, Wilhelmine, gieb ihm deine Hand,
und - - - -
Wilhelm. Zwingen sie mich nicht, Mama, ei-
nem Heuchler mein Herz zu geben, welches
er mir durch Betrügereien entwenden will.
Sie wollen es ihm als eine schuldige Beloh-
nung geben, der Boshastige aber nimmt
es als einen Raub für nichts aus ihren
Händen.
Muffel. Nehmen sie ihr diese Reden nicht übel,
Frau von Birkenhayn; die Austreibung ist
etwas heftig gewesen, und hat eine kleine
Raserey hinter sich gelassen.
Wilhelm. Was? Betrüger! - - - Was mei-
nen sie, mein Hr. Oheim, bin ich nicht bis-
her


Tempelſt. Jhr habt ja gehoͤrt, was ich geſagt
habe.
Peter. Ja, ja; der alte Steffen ſoll noch nicht
ſterben, er ſoll warten bis uͤbermorgen;
er wuͤrde vielleicht gerne warten, wenn der
Tod nur warten wollte.
Muffel. Plaudert nicht lange, Peter, ſondern
ſagt dem Bauer, was euch Hr. Tempelſtolz
geſagt hat, und fahret den Augenblick ins
Holz.
Peter. Jnnerhalb einiger Minuten ſollen ſie
mich im ganzen Dorfe nicht mehr finden.

(gehet ab.)
Fr. v. B. Nun iſt es auch Zeit, daß ich mein
Wort halte, und dem Hrn. Muffel die
gluͤckliche Bekehrung, wie ich verſpro-
chen, mit der Ehe meiner Tochter belohne.
Komm, Wilhelmine, gieb ihm deine Hand,
und ‒ ‒ ‒ ‒
Wilhelm. Zwingen ſie mich nicht, Mama, ei-
nem Heuchler mein Herz zu geben, welches
er mir durch Betruͤgereien entwenden will.
Sie wollen es ihm als eine ſchuldige Beloh-
nung geben, der Boshaſtige aber nimmt
es als einen Raub fuͤr nichts aus ihren
Haͤnden.
Muffel. Nehmen ſie ihr dieſe Reden nicht uͤbel,
Frau von Birkenhayn; die Austreibung iſt
etwas heftig geweſen, und hat eine kleine
Raſerey hinter ſich gelaſſen.
Wilhelm. Was? Betruͤger! ‒ ‒ ‒ Was mei-
nen ſie, mein Hr. Oheim, bin ich nicht bis-
her
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[127/0131] Tempelſt. Jhr habt ja gehoͤrt, was ich geſagt habe. Peter. Ja, ja; der alte Steffen ſoll noch nicht ſterben, er ſoll warten bis uͤbermorgen; er wuͤrde vielleicht gerne warten, wenn der Tod nur warten wollte. Muffel. Plaudert nicht lange, Peter, ſondern ſagt dem Bauer, was euch Hr. Tempelſtolz geſagt hat, und fahret den Augenblick ins Holz. Peter. Jnnerhalb einiger Minuten ſollen ſie mich im ganzen Dorfe nicht mehr finden. (gehet ab.) Fr. v. B. Nun iſt es auch Zeit, daß ich mein Wort halte, und dem Hrn. Muffel die gluͤckliche Bekehrung, wie ich verſpro- chen, mit der Ehe meiner Tochter belohne. Komm, Wilhelmine, gieb ihm deine Hand, und ‒ ‒ ‒ ‒ Wilhelm. Zwingen ſie mich nicht, Mama, ei- nem Heuchler mein Herz zu geben, welches er mir durch Betruͤgereien entwenden will. Sie wollen es ihm als eine ſchuldige Beloh- nung geben, der Boshaſtige aber nimmt es als einen Raub fuͤr nichts aus ihren Haͤnden. Muffel. Nehmen ſie ihr dieſe Reden nicht uͤbel, Frau von Birkenhayn; die Austreibung iſt etwas heftig geweſen, und hat eine kleine Raſerey hinter ſich gelaſſen. Wilhelm. Was? Betruͤger! ‒ ‒ ‒ Was mei- nen ſie, mein Hr. Oheim, bin ich nicht bis- her

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Zitationshilfe: Krüger, Johann Christian: Die Geistlichen auf dem Lande. Frankfurt (Main) u. a., 1743, S. 127. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/krueger_geistliche_1743/131>, abgerufen am 19.04.2024.