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Krüger, Johann Christian: Die Geistlichen auf dem Lande. Frankfurt (Main) u. a., 1743.

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auch auf dem Hällischen Waysenhause
studirt.
Tempelst. Was haben sie nun aber auf dem
Lande in der Zeit für neues gehabt, da ich
in der Stadt gewesen bin?
Muffel. Jch habe in den vier Wochen nur eine
Hochzeit gehabt, Herr Confrater, aber sie
war fett. Jch habe 2 Braten, einen Ku-
chen, ein Huhn, und eine Gans mit nach
Hause gebracht.
Tempelst. Sind sie auch brav lustig darauf
gewesen?
Muffel. Daß will ich hoffen, Herr Confrater;
die Bauern fürchteten sich erst, und wollten
vor mir nicht tanzen, aber ich ließ selbst die
Musikanten aus der Schenke holen, und
machte mit der Braut den Anfang. Zu
den Bauern sagte ich zwar, daß ich es mei-
ner Gesundheit wegen thäte, aber im Ern-
ste that ich es der Braut zu gefallen, denn
sie war hübsch. Die schöne Käthe aus ih-
rem Dorfe war auch auf dieser Hochzeit.
Tempelst. Haben sie denn mit der auch getanzt,
Herr Confrater?
Muffel. Mit ihr? nach der Braut am aller-
meisten.
Tempelst. So wollte ich auch lieber, daß die
schöne Käthe zu Hause geblieben wäre.
Muffel. Lassen sie uns nun auch einmahl zur
Gesellschaft gehen, die wird nicht wissen, wo
wir uns aufhalten.
Tempelst.
C 4


auch auf dem Haͤlliſchen Wayſenhauſe
ſtudirt.
Tempelſt. Was haben ſie nun aber auf dem
Lande in der Zeit fuͤr neues gehabt, da ich
in der Stadt geweſen bin?
Muffel. Jch habe in den vier Wochen nur eine
Hochzeit gehabt, Herr Confrater, aber ſie
war fett. Jch habe 2 Braten, einen Ku-
chen, ein Huhn, und eine Gans mit nach
Hauſe gebracht.
Tempelſt. Sind ſie auch brav luſtig darauf
geweſen?
Muffel. Daß will ich hoffen, Herr Confrater;
die Bauern fuͤrchteten ſich erſt, und wollten
vor mir nicht tanzen, aber ich ließ ſelbſt die
Muſikanten aus der Schenke holen, und
machte mit der Braut den Anfang. Zu
den Bauern ſagte ich zwar, daß ich es mei-
ner Geſundheit wegen thaͤte, aber im Ern-
ſte that ich es der Braut zu gefallen, denn
ſie war huͤbſch. Die ſchoͤne Kaͤthe aus ih-
rem Dorfe war auch auf dieſer Hochzeit.
Tempelſt. Haben ſie denn mit der auch getanzt,
Herr Confrater?
Muffel. Mit ihr? nach der Braut am aller-
meiſten.
Tempelſt. So wollte ich auch lieber, daß die
ſchoͤne Kaͤthe zu Hauſe geblieben waͤre.
Muffel. Laſſen ſie uns nun auch einmahl zur
Geſellſchaft gehen, die wird nicht wiſſen, wo
wir uns aufhalten.
Tempelſt.
C 4
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[39/0043] auch auf dem Haͤlliſchen Wayſenhauſe ſtudirt. Tempelſt. Was haben ſie nun aber auf dem Lande in der Zeit fuͤr neues gehabt, da ich in der Stadt geweſen bin? Muffel. Jch habe in den vier Wochen nur eine Hochzeit gehabt, Herr Confrater, aber ſie war fett. Jch habe 2 Braten, einen Ku- chen, ein Huhn, und eine Gans mit nach Hauſe gebracht. Tempelſt. Sind ſie auch brav luſtig darauf geweſen? Muffel. Daß will ich hoffen, Herr Confrater; die Bauern fuͤrchteten ſich erſt, und wollten vor mir nicht tanzen, aber ich ließ ſelbſt die Muſikanten aus der Schenke holen, und machte mit der Braut den Anfang. Zu den Bauern ſagte ich zwar, daß ich es mei- ner Geſundheit wegen thaͤte, aber im Ern- ſte that ich es der Braut zu gefallen, denn ſie war huͤbſch. Die ſchoͤne Kaͤthe aus ih- rem Dorfe war auch auf dieſer Hochzeit. Tempelſt. Haben ſie denn mit der auch getanzt, Herr Confrater? Muffel. Mit ihr? nach der Braut am aller- meiſten. Tempelſt. So wollte ich auch lieber, daß die ſchoͤne Kaͤthe zu Hauſe geblieben waͤre. Muffel. Laſſen ſie uns nun auch einmahl zur Geſellſchaft gehen, die wird nicht wiſſen, wo wir uns aufhalten. Tempelſt. C 4

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Zitationshilfe: Krüger, Johann Christian: Die Geistlichen auf dem Lande. Frankfurt (Main) u. a., 1743, S. 39. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/krueger_geistliche_1743/43>, abgerufen am 29.03.2024.