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Krukenberg, Elsbeth: Die Frauenbewegung, ihre Ziele und ihre Bedeutung. Tübingen, 1905.

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chen und hauswirtschaftlichen Ausbildung außer dem Hause
gegeben wurde. 540000 Fortbildungs- und Fachschüler männ-
lichen Geschlechtes gab es demgegenüber i. J. 1902 in Deutsch-
land.

Hunderttausende von Frauen und Mädchen gehen alljähr-
lich ins Erwerbsleben hinein. Jm Jahr 1895 waren - von
14-18jährigen Mädchen - in häuslichen Diensten tätig: 218000;
in sonstigen Erwerbszweigen 443000 1) - 739755 Frauen
und Mädchen arbeiteten 1895 in Fabriken2) , 120000 kauf-
männisch Angestellte zählte man 1905 in Deutschland. - Der
überwiegenden Zahl dieser Frauen fehlt erstens die Möglich-
keit, Fachbildung zu erwerben. Es fehlt ihr ferner die
Gelegenheit, obwohl gar viele sich verheiraten, sich haus-
wirtschaftlich
zu schulen. Von der Schule geht es mei-
stens direkt in die Arbeit außer dem Hause hinein. Die oft
ebenfalls berufstätige Mutter hat keine Zeit, oft auch nicht
ausreichende Kenntnisse, die Tochter im Haus anzuleiten. Wie
die Fabrikarbeiterin ist auch die in anderen Arbeitszweigen
mitverdienende Frau (Waschfrau, Putzfrau, Packerin, land-
wirtschaftliche Arbeiterin u. s. w.) den ganzen Tag außer Haus
tätig. Daß es für sie unmöglich ist, sich um ihre Töchter zu
kümmern, selbst wenn sie - was aber selten genug der Fall
ist - die Kenntnisse dazu besitzt, braucht nicht besonders aus-
geführt zu werden. Auch für die im Geschäft, im Laden oder
in der Werkstatt des Mannes mittätige Frau, auch für die
Heimarbeiterin, für die jede versäumte Minute Minderung der
Einnahme bedeutet, liegt die Sache keineswegs günstiger.

1) Zwick,Mädchenfortbildungsschule (Berlin, Oehmig und
Weidlich).
2) Lautz,Fortbildungs- und Fachschulen für Mädchen (Wies-
baden, J. F. Bergmanns Verlag.)

chen und hauswirtschaftlichen Ausbildung außer dem Hause
gegeben wurde. 540000 Fortbildungs- und Fachschüler männ-
lichen Geschlechtes gab es demgegenüber i. J. 1902 in Deutsch-
land.

Hunderttausende von Frauen und Mädchen gehen alljähr-
lich ins Erwerbsleben hinein. Jm Jahr 1895 waren – von
14–18jährigen Mädchen – in häuslichen Diensten tätig: 218000;
in sonstigen Erwerbszweigen 443000 1) – 739755 Frauen
und Mädchen arbeiteten 1895 in Fabriken2) , 120000 kauf-
männisch Angestellte zählte man 1905 in Deutschland. – Der
überwiegenden Zahl dieser Frauen fehlt erstens die Möglich-
keit, Fachbildung zu erwerben. Es fehlt ihr ferner die
Gelegenheit, obwohl gar viele sich verheiraten, sich haus-
wirtschaftlich
zu schulen. Von der Schule geht es mei-
stens direkt in die Arbeit außer dem Hause hinein. Die oft
ebenfalls berufstätige Mutter hat keine Zeit, oft auch nicht
ausreichende Kenntnisse, die Tochter im Haus anzuleiten. Wie
die Fabrikarbeiterin ist auch die in anderen Arbeitszweigen
mitverdienende Frau (Waschfrau, Putzfrau, Packerin, land-
wirtschaftliche Arbeiterin u. s. w.) den ganzen Tag außer Haus
tätig. Daß es für sie unmöglich ist, sich um ihre Töchter zu
kümmern, selbst wenn sie – was aber selten genug der Fall
ist – die Kenntnisse dazu besitzt, braucht nicht besonders aus-
geführt zu werden. Auch für die im Geschäft, im Laden oder
in der Werkstatt des Mannes mittätige Frau, auch für die
Heimarbeiterin, für die jede versäumte Minute Minderung der
Einnahme bedeutet, liegt die Sache keineswegs günstiger.

1) Zwick,Mädchenfortbildungsschule (Berlin, Oehmig und
Weidlich).
2) Lautz,Fortbildungs- und Fachschulen für Mädchen (Wies-
baden, J. F. Bergmanns Verlag.)
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[10/0020] chen und hauswirtschaftlichen Ausbildung außer dem Hause gegeben wurde. 540000 Fortbildungs- und Fachschüler männ- lichen Geschlechtes gab es demgegenüber i. J. 1902 in Deutsch- land. Hunderttausende von Frauen und Mädchen gehen alljähr- lich ins Erwerbsleben hinein. Jm Jahr 1895 waren – von 14–18jährigen Mädchen – in häuslichen Diensten tätig: 218000; in sonstigen Erwerbszweigen 443000 1) – 739755 Frauen und Mädchen arbeiteten 1895 in Fabriken 2) , 120000 kauf- männisch Angestellte zählte man 1905 in Deutschland. – Der überwiegenden Zahl dieser Frauen fehlt erstens die Möglich- keit, Fachbildung zu erwerben. Es fehlt ihr ferner die Gelegenheit, obwohl gar viele sich verheiraten, sich haus- wirtschaftlich zu schulen. Von der Schule geht es mei- stens direkt in die Arbeit außer dem Hause hinein. Die oft ebenfalls berufstätige Mutter hat keine Zeit, oft auch nicht ausreichende Kenntnisse, die Tochter im Haus anzuleiten. Wie die Fabrikarbeiterin ist auch die in anderen Arbeitszweigen mitverdienende Frau (Waschfrau, Putzfrau, Packerin, land- wirtschaftliche Arbeiterin u. s. w.) den ganzen Tag außer Haus tätig. Daß es für sie unmöglich ist, sich um ihre Töchter zu kümmern, selbst wenn sie – was aber selten genug der Fall ist – die Kenntnisse dazu besitzt, braucht nicht besonders aus- geführt zu werden. Auch für die im Geschäft, im Laden oder in der Werkstatt des Mannes mittätige Frau, auch für die Heimarbeiterin, für die jede versäumte Minute Minderung der Einnahme bedeutet, liegt die Sache keineswegs günstiger. 1) Zwick,Mädchenfortbildungsschule (Berlin, Oehmig und Weidlich). 2) Lautz,Fortbildungs- und Fachschulen für Mädchen (Wies- baden, J. F. Bergmanns Verlag.)

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Texte der ersten Frauenbewegung, betreut von Anna Pfundt und Thomas Gloning, JLU Gießen: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-11-13T13:59:15Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
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Zitationshilfe: Krukenberg, Elsbeth: Die Frauenbewegung, ihre Ziele und ihre Bedeutung. Tübingen, 1905, S. 10. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/krukenberg_frauenbewegung_1905/20>, abgerufen am 29.03.2024.