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Krukenberg, Elsbeth: Die Frauenbewegung, ihre Ziele und ihre Bedeutung. Tübingen, 1905.

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-Lehrlinge im Alter von 14-16 Jahren1)." -

Zum Teil aber hören mit den Mangel an hauswirtschaft-
lichen Kursen und beruflichen Fachschulen für Mädchen durch
den bei Staat und Gemeinden alles entschuldigenden Geld-
mangel begründen. Daß es kurzsichtig ist, hauswirtschaftliche
Schulung der Mädchen aus Sparsamkeitsrücksichten zu unter-
lassen, ist schon oft wiederholt. Rechtzeitig erworbene haus-
wirtschaftliche Kenntnisse der Frauen würden manchen Haus-
halt vor Verwahrlosung und Untergang behüten. Was für
Haushaltungsschulen verausgabt wurde, wird oft am Armen-
säckel gespart. Und was die Ausbildung der Mädchen in
Fachschulen betrifft, so sind zahlreiche auf dem Gebiete des
Fortbildungsschulwesens erfahrene Pädagogen der Ansicht, daß
die Ausbildung von Schülern und Schülerinnen sehr wohl
einheitlich in gemeinsamen Klassen erfolgen
könne, was die Kosten wesentlich verringern würde. Prak-
tische Versuche nach dieser Richtung haben sich durchaus be-
währt und mit Recht hebt Frau Bröll, die Vorsitzende des
Frankfurter Handlungsgehilfinnen-Vereins, in ihren auf den
bayrischen und rheinisch-westfälischen Frauentagen gehaltenen
Vorträgen hervor, daß gemeinsamer Unterricht in diesem Falle
besonders natürlich sei und unbedenklich gestattet werden
könne, da die jungen Männer und Mädchen ja auch in den
Geschäften zusammen arbeiten.

Wir finden also auf dem Gebiet der Fortbildungsschulen
für Mädchen in der Mehrzahl der deutschen Bundesstaaten
noch schwere Mißstände, fast vollständig mangelnde Weiter-
bildung derjenigen Mädchen, die gleich nach Verlassen der
Schule ins Erwerbsleben eintreten müssen und mangelnde

1) Vgl. Neue Bahnen. Organ des Allg. Dtsch. Frauenvereins.
Jahrg. XXXVII. No. 19.

-Lehrlinge im Alter von 14–16 Jahren1).“ –

Zum Teil aber hören mit den Mangel an hauswirtschaft-
lichen Kursen und beruflichen Fachschulen für Mädchen durch
den bei Staat und Gemeinden alles entschuldigenden Geld-
mangel begründen. Daß es kurzsichtig ist, hauswirtschaftliche
Schulung der Mädchen aus Sparsamkeitsrücksichten zu unter-
lassen, ist schon oft wiederholt. Rechtzeitig erworbene haus-
wirtschaftliche Kenntnisse der Frauen würden manchen Haus-
halt vor Verwahrlosung und Untergang behüten. Was für
Haushaltungsschulen verausgabt wurde, wird oft am Armen-
säckel gespart. Und was die Ausbildung der Mädchen in
Fachschulen betrifft, so sind zahlreiche auf dem Gebiete des
Fortbildungsschulwesens erfahrene Pädagogen der Ansicht, daß
die Ausbildung von Schülern und Schülerinnen sehr wohl
einheitlich in gemeinsamen Klassen erfolgen
könne, was die Kosten wesentlich verringern würde. Prak-
tische Versuche nach dieser Richtung haben sich durchaus be-
währt und mit Recht hebt Frau Bröll, die Vorsitzende des
Frankfurter Handlungsgehilfinnen-Vereins, in ihren auf den
bayrischen und rheinisch-westfälischen Frauentagen gehaltenen
Vorträgen hervor, daß gemeinsamer Unterricht in diesem Falle
besonders natürlich sei und unbedenklich gestattet werden
könne, da die jungen Männer und Mädchen ja auch in den
Geschäften zusammen arbeiten.

Wir finden also auf dem Gebiet der Fortbildungsschulen
für Mädchen in der Mehrzahl der deutschen Bundesstaaten
noch schwere Mißstände, fast vollständig mangelnde Weiter-
bildung derjenigen Mädchen, die gleich nach Verlassen der
Schule ins Erwerbsleben eintreten müssen und mangelnde

1) Vgl. Neue Bahnen. Organ des Allg. Dtsch. Frauenvereins.
Jahrg. XXXVII. No. 19.
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[15/0025] -Lehrlinge im Alter von 14–16 Jahren 1).“ – Zum Teil aber hören mit den Mangel an hauswirtschaft- lichen Kursen und beruflichen Fachschulen für Mädchen durch den bei Staat und Gemeinden alles entschuldigenden Geld- mangel begründen. Daß es kurzsichtig ist, hauswirtschaftliche Schulung der Mädchen aus Sparsamkeitsrücksichten zu unter- lassen, ist schon oft wiederholt. Rechtzeitig erworbene haus- wirtschaftliche Kenntnisse der Frauen würden manchen Haus- halt vor Verwahrlosung und Untergang behüten. Was für Haushaltungsschulen verausgabt wurde, wird oft am Armen- säckel gespart. Und was die Ausbildung der Mädchen in Fachschulen betrifft, so sind zahlreiche auf dem Gebiete des Fortbildungsschulwesens erfahrene Pädagogen der Ansicht, daß die Ausbildung von Schülern und Schülerinnen sehr wohl einheitlich in gemeinsamen Klassen erfolgen könne, was die Kosten wesentlich verringern würde. Prak- tische Versuche nach dieser Richtung haben sich durchaus be- währt und mit Recht hebt Frau Bröll, die Vorsitzende des Frankfurter Handlungsgehilfinnen-Vereins, in ihren auf den bayrischen und rheinisch-westfälischen Frauentagen gehaltenen Vorträgen hervor, daß gemeinsamer Unterricht in diesem Falle besonders natürlich sei und unbedenklich gestattet werden könne, da die jungen Männer und Mädchen ja auch in den Geschäften zusammen arbeiten. Wir finden also auf dem Gebiet der Fortbildungsschulen für Mädchen in der Mehrzahl der deutschen Bundesstaaten noch schwere Mißstände, fast vollständig mangelnde Weiter- bildung derjenigen Mädchen, die gleich nach Verlassen der Schule ins Erwerbsleben eintreten müssen und mangelnde 1) Vgl. Neue Bahnen. Organ des Allg. Dtsch. Frauenvereins. Jahrg. XXXVII. No. 19.

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Zitationshilfe: Krukenberg, Elsbeth: Die Frauenbewegung, ihre Ziele und ihre Bedeutung. Tübingen, 1905, S. 15. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/krukenberg_frauenbewegung_1905/25>, abgerufen am 25.04.2024.