innenbewegung interessieren, bietet Elisabeth Gnauk-Küh- nes eben erschienene Broschüre "Einführung in die Ar- beiterinnenbewegung". Wie einst in evangelisch-sozialen Kreisen versucht diese tapfere Frau jetzt in katholischen Kreisen das Gewissen der besitzenden Klassen zu schärfen, soziales Ver- stehen zu mehren.
Aber warme Teilnahme für alle Nöte der arbeitenden Klassen darf nicht in ein würdeloses Buhlen um die Gunst des Volkes ausarten. Nicht Mode und Sport darf uns die Beschäftigung mit der Arbeiterinnenfrage werden. Auch hier müssen wir zurückhalten, uns erst in Ruhe und ernstem Prü- fen unser Urteil bilden, bevor wir handelnd hervortreten.
Es ist eine der schwierigsten Aufgaben, entscheiden zu sollen, wie sich die bürgerliche Frau der Proletarierbewegung gegenüber zu verhalten hat. Die Sympathie unserer Zeit ist ja fast durchgehend auf Seiten der Besitzlosen, der von Geburt an in ihren Rechten Beschränkten. Und die Frau, die es am eigenen Leibe empfindet, was es heißt, abhängig, rechtlos zu sein, wird die Empörung verstehen, die oft genug den Pro- letarier durchzuckt, wenn man ihn Bürger eines Staates nennt, der dem Besitz doppeltes, dreifaches Stimmrecht vor dem we- niger Bemittelten voraus gibt, wie er ja auch dem Manne allein das Recht, Gesetze zu schaffen, zugesteht, obwohl er zu den Lasten des Staates, zu den Steuern, die Frauen in gleicher Weise wie den Mann heranzieht.
Unrecht empört uns, die wir selbst ohne gesichertes Recht leben. Und darum ist die Sympathie mit den arbei- tenden Klassen unter den Frauen groß.
Die Sympathie mit der sozialdemokratischen Bewegung wächst zudem mit jedem Zeugnis von Engherzigkeit und Be- schränktheit, mit der die Männer der bürgerlichen Parteien
innenbewegung interessieren, bietet Elisabeth Gnauk-Küh- nes eben erschienene Broschüre „Einführung in die Ar- beiterinnenbewegung“. Wie einst in evangelisch-sozialen Kreisen versucht diese tapfere Frau jetzt in katholischen Kreisen das Gewissen der besitzenden Klassen zu schärfen, soziales Ver- stehen zu mehren.
Aber warme Teilnahme für alle Nöte der arbeitenden Klassen darf nicht in ein würdeloses Buhlen um die Gunst des Volkes ausarten. Nicht Mode und Sport darf uns die Beschäftigung mit der Arbeiterinnenfrage werden. Auch hier müssen wir zurückhalten, uns erst in Ruhe und ernstem Prü- fen unser Urteil bilden, bevor wir handelnd hervortreten.
Es ist eine der schwierigsten Aufgaben, entscheiden zu sollen, wie sich die bürgerliche Frau der Proletarierbewegung gegenüber zu verhalten hat. Die Sympathie unserer Zeit ist ja fast durchgehend auf Seiten der Besitzlosen, der von Geburt an in ihren Rechten Beschränkten. Und die Frau, die es am eigenen Leibe empfindet, was es heißt, abhängig, rechtlos zu sein, wird die Empörung verstehen, die oft genug den Pro- letarier durchzuckt, wenn man ihn Bürger eines Staates nennt, der dem Besitz doppeltes, dreifaches Stimmrecht vor dem we- niger Bemittelten voraus gibt, wie er ja auch dem Manne allein das Recht, Gesetze zu schaffen, zugesteht, obwohl er zu den Lasten des Staates, zu den Steuern, die Frauen in gleicher Weise wie den Mann heranzieht.
Unrecht empört uns, die wir selbst ohne gesichertes Recht leben. Und darum ist die Sympathie mit den arbei- tenden Klassen unter den Frauen groß.
Die Sympathie mit der sozialdemokratischen Bewegung wächst zudem mit jedem Zeugnis von Engherzigkeit und Be- schränktheit, mit der die Männer der bürgerlichen Parteien
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innenbewegung interessieren, bietet Elisabeth Gnauk-Küh-
nes eben erschienene Broschüre „Einführung in die Ar-
beiterinnenbewegung“. Wie einst in evangelisch-sozialen
Kreisen versucht diese tapfere Frau jetzt in katholischen Kreisen
das Gewissen der besitzenden Klassen zu schärfen, soziales Ver-
stehen zu mehren.
Aber warme Teilnahme für alle Nöte der arbeitenden
Klassen darf nicht in ein würdeloses Buhlen um die Gunst
des Volkes ausarten. Nicht Mode und Sport darf uns die
Beschäftigung mit der Arbeiterinnenfrage werden. Auch hier
müssen wir zurückhalten, uns erst in Ruhe und ernstem Prü-
fen unser Urteil bilden, bevor wir handelnd hervortreten.
Es ist eine der schwierigsten Aufgaben, entscheiden zu
sollen, wie sich die bürgerliche Frau der Proletarierbewegung
gegenüber zu verhalten hat. Die Sympathie unserer Zeit ist
ja fast durchgehend auf Seiten der Besitzlosen, der von Geburt
an in ihren Rechten Beschränkten. Und die Frau, die es am
eigenen Leibe empfindet, was es heißt, abhängig, rechtlos zu
sein, wird die Empörung verstehen, die oft genug den Pro-
letarier durchzuckt, wenn man ihn Bürger eines Staates nennt,
der dem Besitz doppeltes, dreifaches Stimmrecht vor dem we-
niger Bemittelten voraus gibt, wie er ja auch dem Manne
allein das Recht, Gesetze zu schaffen, zugesteht, obwohl er zu
den Lasten des Staates, zu den Steuern, die Frauen in gleicher
Weise wie den Mann heranzieht.
Unrecht empört uns, die wir selbst ohne gesichertes
Recht leben. Und darum ist die Sympathie mit den arbei-
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(2017-11-13T13:59:15Z)
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Krukenberg, Elsbeth: Die Frauenbewegung, ihre Ziele und ihre Bedeutung. Tübingen, 1905, S. 254. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/krukenberg_frauenbewegung_1905/264>, abgerufen am 16.06.2024.
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