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Kugler, Franz: Die Incantada. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 15. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 81–146. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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liche Anerbieten dankbar anzunehmen. Doch noch standen die Reisegenossen mit ihrem Esel am Wege, seiner harrend. Stuart eilte nun auch zu diesen zurück und gab ihnen fröhlichen Muthes Aufschluß über die seltsame Rolle, zu der er sich in ihrer Begleitung veranlaßt gesehen; er dankte ihnen für ihre Theilnahme und reichte ihnen für den Dienst, den sie ihm geleistet, einige Piaster dar. Verwundert und erstaunt wußten sie auf eine so plötzliche Verwandlung kaum ein Wort zu erwidern; doch nahmen sie die Silberstücke, die ihnen unvermuthet beschert wurden, gern an und steckten sie eilig ein, als fürchteten sie, daß auch mit diesen wieder eine Umwandlung vor sich gehen möchte. Dann trieben sie ihr Thier an und schritten weiter.

Dimitri aber blieb stehen und hielt Stuart unwillig fest. Und du willst, begann er zürnend, du willst mir die Lösung des Geheimnisses nicht sagen? Du willst Dimitri, der dir vertraut hat, seiner Qual überlassen? -- Ja, Freund! rief Stuart lachend; eure Leute haben ganz Recht: man soll dem Heiligen keine Kerzen und dem Kinde keine Brezeln versprechen! Der Geist, glaub es mir, hat mich über das Geheimniß ganz im Dunkeln gelassen! -- Mit einem schnellen Ruck machte er sich von ihm los. Dimitri stand eine Weile mit gekreuzten Armen da, das Auge düster auf den Boden geheftet. Dann folgte er den Andern langsam nach.

In dem Hause des Herrn Paradise -- dies war

liche Anerbieten dankbar anzunehmen. Doch noch standen die Reisegenossen mit ihrem Esel am Wege, seiner harrend. Stuart eilte nun auch zu diesen zurück und gab ihnen fröhlichen Muthes Aufschluß über die seltsame Rolle, zu der er sich in ihrer Begleitung veranlaßt gesehen; er dankte ihnen für ihre Theilnahme und reichte ihnen für den Dienst, den sie ihm geleistet, einige Piaster dar. Verwundert und erstaunt wußten sie auf eine so plötzliche Verwandlung kaum ein Wort zu erwidern; doch nahmen sie die Silberstücke, die ihnen unvermuthet beschert wurden, gern an und steckten sie eilig ein, als fürchteten sie, daß auch mit diesen wieder eine Umwandlung vor sich gehen möchte. Dann trieben sie ihr Thier an und schritten weiter.

Dimitri aber blieb stehen und hielt Stuart unwillig fest. Und du willst, begann er zürnend, du willst mir die Lösung des Geheimnisses nicht sagen? Du willst Dimitri, der dir vertraut hat, seiner Qual überlassen? — Ja, Freund! rief Stuart lachend; eure Leute haben ganz Recht: man soll dem Heiligen keine Kerzen und dem Kinde keine Brezeln versprechen! Der Geist, glaub es mir, hat mich über das Geheimniß ganz im Dunkeln gelassen! — Mit einem schnellen Ruck machte er sich von ihm los. Dimitri stand eine Weile mit gekreuzten Armen da, das Auge düster auf den Boden geheftet. Dann folgte er den Andern langsam nach.

In dem Hause des Herrn Paradise — dies war

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[0017] liche Anerbieten dankbar anzunehmen. Doch noch standen die Reisegenossen mit ihrem Esel am Wege, seiner harrend. Stuart eilte nun auch zu diesen zurück und gab ihnen fröhlichen Muthes Aufschluß über die seltsame Rolle, zu der er sich in ihrer Begleitung veranlaßt gesehen; er dankte ihnen für ihre Theilnahme und reichte ihnen für den Dienst, den sie ihm geleistet, einige Piaster dar. Verwundert und erstaunt wußten sie auf eine so plötzliche Verwandlung kaum ein Wort zu erwidern; doch nahmen sie die Silberstücke, die ihnen unvermuthet beschert wurden, gern an und steckten sie eilig ein, als fürchteten sie, daß auch mit diesen wieder eine Umwandlung vor sich gehen möchte. Dann trieben sie ihr Thier an und schritten weiter. Dimitri aber blieb stehen und hielt Stuart unwillig fest. Und du willst, begann er zürnend, du willst mir die Lösung des Geheimnisses nicht sagen? Du willst Dimitri, der dir vertraut hat, seiner Qual überlassen? — Ja, Freund! rief Stuart lachend; eure Leute haben ganz Recht: man soll dem Heiligen keine Kerzen und dem Kinde keine Brezeln versprechen! Der Geist, glaub es mir, hat mich über das Geheimniß ganz im Dunkeln gelassen! — Mit einem schnellen Ruck machte er sich von ihm los. Dimitri stand eine Weile mit gekreuzten Armen da, das Auge düster auf den Boden geheftet. Dann folgte er den Andern langsam nach. In dem Hause des Herrn Paradise — dies war

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Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-15T14:01:39Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-15T14:01:39Z)

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Bogensignaturen: nicht gekennzeichnet; Druckfehler: dokumentiert; fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet; i/j in Fraktur: keine Angabe; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: nicht gekennzeichnet; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: nein;




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Zitationshilfe: Kugler, Franz: Die Incantada. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 15. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 81–146. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kugler_incantada_1910/17>, abgerufen am 19.04.2024.