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Lachmann, Karl: Über die ursprüngliche Gestalt des Gedichts von der Nibelungen Noth. Berlin, 1816.

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mahl deutlich, ob von Dieterich oder von Hildebrand ge-
sagt wird (Z. 9112):
Dem helde was iz leide, vil gerne het' erz erwant,
und (Z. 9116):
Do er daz gehorte, davon gestattes in der degen.

21.

Aber es ist Zeit zu der Klage zurückzukehren, die an-
statt der Strophe, welche uns auf die letzten Untersuchungen
führte, nicht Hagens, sondern Giselhers Klage um Rüdiger
erwähnt (Z. 474):
Giselher der here
Den heizblutigen bach
Ungerne fliezen sach
An den selben stunden
Von Rüdegeres wunden.

Ferner wird (Z. 464) einstimmig mit den Nibelungen (Z.
9008. 6852) erzählt, alle fünfhundert Mann Rüdigers seien
erschlagen, obgleich sich doch nachher (Z. 2799) noch sieben
finden, die auch (Z. 3079) mit Swemmel heim nach Bech-
laren gesandt werden.

Um Rüdigers Tod, heißt es weiter (Z. 4078 -- 4086),
haßten die Berner die Fremden und wollten sogleich Rü-
diger rächen; doch hatte es Dieterich seinen Recken sehr
verboten. Da war Wolfhart so grämlich, daß er den
Streit nicht lassen wollte, ohne die Burgunden zu beste-
hen. Von einem Punkte dieser Erzählung ist schon die
Rede gewesen; das Übrige ist zu kurz, um etwas für un-
sere Untersuchung daraus zu schließen. Von dem, was in

mahl deutlich, ob von Dieterich oder von Hildebrand ge-
ſagt wird (Z. 9112):
Dem helde was iz leide, vil gerne het’ erz erwant,
und (Z. 9116):
Do er daz gehorte, davon geſtattes in der degen.

21.

Aber es iſt Zeit zu der Klage zurückzukehren, die an-
ſtatt der Strophe, welche uns auf die letzten Unterſuchungen
führte, nicht Hagens, ſondern Giſelhers Klage um Rüdiger
erwähnt (Z. 474):
Giſelher der here
Den heizblůtigen bach
Ungerne fliezen ſach
An den ſelben ſtunden
Von Rüdegeres wunden.

Ferner wird (Z. 464) einſtimmig mit den Nibelungen (Z.
9008. 6852) erzählt, alle fünfhundert Mann Rüdigers ſeien
erſchlagen, obgleich ſich doch nachher (Z. 2799) noch ſieben
finden, die auch (Z. 3079) mit Swemmel heim nach Bech-
laren geſandt werden.

Um Rüdigers Tod, heißt es weiter (Z. 4078 — 4086),
haßten die Berner die Fremden und wollten ſogleich Rü-
diger rächen; doch hatte es Dieterich ſeinen Recken ſehr
verboten. Da war Wolfhart ſo grämlich, daß er den
Streit nicht laſſen wollte, ohne die Burgunden zu beſte-
hen. Von einem Punkte dieſer Erzählung iſt ſchon die
Rede geweſen; das Übrige iſt zu kurz, um etwas für un-
ſere Unterſuchung daraus zu ſchließen. Von dem, was in

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[54/0062] mahl deutlich, ob von Dieterich oder von Hildebrand ge- ſagt wird (Z. 9112): Dem helde was iz leide, vil gerne het’ erz erwant, und (Z. 9116): Do er daz gehorte, davon geſtattes in der degen. 21. Aber es iſt Zeit zu der Klage zurückzukehren, die an- ſtatt der Strophe, welche uns auf die letzten Unterſuchungen führte, nicht Hagens, ſondern Giſelhers Klage um Rüdiger erwähnt (Z. 474): Giſelher der here Den heizblůtigen bach Ungerne fliezen ſach An den ſelben ſtunden Von Rüdegeres wunden. Ferner wird (Z. 464) einſtimmig mit den Nibelungen (Z. 9008. 6852) erzählt, alle fünfhundert Mann Rüdigers ſeien erſchlagen, obgleich ſich doch nachher (Z. 2799) noch ſieben finden, die auch (Z. 3079) mit Swemmel heim nach Bech- laren geſandt werden. Um Rüdigers Tod, heißt es weiter (Z. 4078 — 4086), haßten die Berner die Fremden und wollten ſogleich Rü- diger rächen; doch hatte es Dieterich ſeinen Recken ſehr verboten. Da war Wolfhart ſo grämlich, daß er den Streit nicht laſſen wollte, ohne die Burgunden zu beſte- hen. Von einem Punkte dieſer Erzählung iſt ſchon die Rede geweſen; das Übrige iſt zu kurz, um etwas für un- ſere Unterſuchung daraus zu ſchließen. Von dem, was in

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Zitationshilfe: Lachmann, Karl: Über die ursprüngliche Gestalt des Gedichts von der Nibelungen Noth. Berlin, 1816, S. 54. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lachmann_nibelungen_1816/62>, abgerufen am 29.03.2024.