Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[La Roche, Sophie von]: Geschichte des Fräuleins von Sternheim. Bd. 1. Hrsg. v. Christoph Martin Wieland. Leipzig, 1771.

Bild:
<< vorherige Seite

Der Theil, den ich davon genieße, ist allein
die Freude, die ein edles Herz in der Zu-
friedenheit seiner Freunde und in der Be-
trachtung der guten Eigenschaften seiner
Nebenmenschen findt.

Noch eins, meine Emilia, ist für mich
dabey: Weil ich von der Würklichkeit ei-
nes vollkommenen edeln, gütigen und wei-
sen liebenswürdigen Mannes überzeugt
bin, so wird der Niederträchtige, oder der
bloße Witzling und der nur allein ar-
tige Mann
niemals, niemals keine Ge-
walt über mein Herz erhalten; und dieß
ist viel Vortheil, den ich von der Bekannt-
schaft des Milords habe.

Jch bedaure, daß die Krankheit des
rechten Arms Jhres Papa ihm nicht zu-
läßt selbst an mich zu schreiben; nicht
weil ich mit ihren Briefen unzufrieden
bin, sondern weil er mir mehr von seinen
eignen Gedanken über mich sagen würde,
als Sie. Jch hoffe, der Zufall verliehrt
sich, und dann bitte ich ihn, es zu thun.

Gestern waren wir bey einer großen
Mittagstafel bey Milord G. Der Graf F.

kam

Der Theil, den ich davon genieße, iſt allein
die Freude, die ein edles Herz in der Zu-
friedenheit ſeiner Freunde und in der Be-
trachtung der guten Eigenſchaften ſeiner
Nebenmenſchen findt.

Noch eins, meine Emilia, iſt fuͤr mich
dabey: Weil ich von der Wuͤrklichkeit ei-
nes vollkommenen edeln, guͤtigen und wei-
ſen liebenswuͤrdigen Mannes uͤberzeugt
bin, ſo wird der Niedertraͤchtige, oder der
bloße Witzling und der nur allein ar-
tige Mann
niemals, niemals keine Ge-
walt uͤber mein Herz erhalten; und dieß
iſt viel Vortheil, den ich von der Bekannt-
ſchaft des Milords habe.

Jch bedaure, daß die Krankheit des
rechten Arms Jhres Papa ihm nicht zu-
laͤßt ſelbſt an mich zu ſchreiben; nicht
weil ich mit ihren Briefen unzufrieden
bin, ſondern weil er mir mehr von ſeinen
eignen Gedanken uͤber mich ſagen wuͤrde,
als Sie. Jch hoffe, der Zufall verliehrt
ſich, und dann bitte ich ihn, es zu thun.

Geſtern waren wir bey einer großen
Mittagstafel bey Milord G. Der Graf F.

kam
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0144" n="118"/>
Der Theil, den ich davon genieße, i&#x017F;t allein<lb/>
die Freude, die ein edles Herz in der Zu-<lb/>
friedenheit &#x017F;einer Freunde und in der Be-<lb/>
trachtung der guten Eigen&#x017F;chaften &#x017F;einer<lb/>
Nebenmen&#x017F;chen findt.</p><lb/>
          <p>Noch eins, meine Emilia, i&#x017F;t fu&#x0364;r mich<lb/>
dabey: Weil ich von der Wu&#x0364;rklichkeit ei-<lb/>
nes vollkommenen edeln, gu&#x0364;tigen und wei-<lb/>
&#x017F;en liebenswu&#x0364;rdigen Mannes u&#x0364;berzeugt<lb/>
bin, &#x017F;o wird der <hi rendition="#fr">Niedertra&#x0364;chtige,</hi> oder der<lb/><hi rendition="#fr">bloße Witzling</hi> und der <hi rendition="#fr">nur allein ar-<lb/>
tige Mann</hi> niemals, niemals keine Ge-<lb/>
walt u&#x0364;ber mein Herz erhalten; und dieß<lb/>
i&#x017F;t viel Vortheil, den ich von der Bekannt-<lb/>
&#x017F;chaft des Milords habe.</p><lb/>
          <p>Jch bedaure, daß die Krankheit des<lb/>
rechten Arms Jhres Papa ihm nicht zu-<lb/>
la&#x0364;ßt &#x017F;elb&#x017F;t an mich zu &#x017F;chreiben; nicht<lb/>
weil ich mit ihren Briefen unzufrieden<lb/>
bin, &#x017F;ondern weil er mir mehr von &#x017F;einen<lb/>
eignen Gedanken u&#x0364;ber mich &#x017F;agen wu&#x0364;rde,<lb/>
als Sie. Jch hoffe, der Zufall verliehrt<lb/>
&#x017F;ich, und dann bitte ich ihn, es zu thun.</p><lb/>
          <p>Ge&#x017F;tern waren wir bey einer großen<lb/>
Mittagstafel bey Milord G. Der Graf F.<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">kam</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[118/0144] Der Theil, den ich davon genieße, iſt allein die Freude, die ein edles Herz in der Zu- friedenheit ſeiner Freunde und in der Be- trachtung der guten Eigenſchaften ſeiner Nebenmenſchen findt. Noch eins, meine Emilia, iſt fuͤr mich dabey: Weil ich von der Wuͤrklichkeit ei- nes vollkommenen edeln, guͤtigen und wei- ſen liebenswuͤrdigen Mannes uͤberzeugt bin, ſo wird der Niedertraͤchtige, oder der bloße Witzling und der nur allein ar- tige Mann niemals, niemals keine Ge- walt uͤber mein Herz erhalten; und dieß iſt viel Vortheil, den ich von der Bekannt- ſchaft des Milords habe. Jch bedaure, daß die Krankheit des rechten Arms Jhres Papa ihm nicht zu- laͤßt ſelbſt an mich zu ſchreiben; nicht weil ich mit ihren Briefen unzufrieden bin, ſondern weil er mir mehr von ſeinen eignen Gedanken uͤber mich ſagen wuͤrde, als Sie. Jch hoffe, der Zufall verliehrt ſich, und dann bitte ich ihn, es zu thun. Geſtern waren wir bey einer großen Mittagstafel bey Milord G. Der Graf F. kam

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/laroche_geschichte01_1771
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/laroche_geschichte01_1771/144
Zitationshilfe: [La Roche, Sophie von]: Geschichte des Fräuleins von Sternheim. Bd. 1. Hrsg. v. Christoph Martin Wieland. Leipzig, 1771, S. 118. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laroche_geschichte01_1771/144>, abgerufen am 29.03.2024.