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[La Roche, Sophie von]: Geschichte des Fräuleins von Sternheim. Bd. 1. Hrsg. v. Christoph Martin Wieland. Leipzig, 1771.

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Milord Derby
an
seinen Freund

Die Comödie des Fürsten mit meiner
Sternheim, wovon ich dir letzthin geschrie-
ben, ist durch die romantischen Grillen des
Vetters Seymour zu einem so tragischen
Ansehen gestiegen, daß nichts als der Tod
oder die Flucht der Heldin zu einer Ent-
wicklung dienen kann; das Erste, hoffe
ich, solle die Göttin der Jugend verhü-
ten, und für das Zweyte mag Venus
durch meine Vermittlung sorgen.

Man hat, weil das Fräulein gerne
tanzt, die Hoffnung gefaßt, sie durch Bal-
lustbarkeiten eher biegsam und nachgebend
zu machen; und da sie noch niemals ei-
nen Masquenbal gesehen, so wurden auf
den Geburtstag des Fürsten, die Anstal-
ten dazu gemacht. Man bewog das Mäd-
chen zu dem Entschluß bey dieser Gelegen-
heit zu singen, und sie gerieth auf den ar-
tigen Einfall, in Gesellschaft etlicher Per-
sonen einen Trupp Spanischer Musicanten

vorzu-
Y
Milord Derby
an
ſeinen Freund

Die Comoͤdie des Fuͤrſten mit meiner
Sternheim, wovon ich dir letzthin geſchrie-
ben, iſt durch die romantiſchen Grillen des
Vetters Seymour zu einem ſo tragiſchen
Anſehen geſtiegen, daß nichts als der Tod
oder die Flucht der Heldin zu einer Ent-
wicklung dienen kann; das Erſte, hoffe
ich, ſolle die Goͤttin der Jugend verhuͤ-
ten, und fuͤr das Zweyte mag Venus
durch meine Vermittlung ſorgen.

Man hat, weil das Fraͤulein gerne
tanzt, die Hoffnung gefaßt, ſie durch Bal-
luſtbarkeiten eher biegſam und nachgebend
zu machen; und da ſie noch niemals ei-
nen Masquenbal geſehen, ſo wurden auf
den Geburtstag des Fuͤrſten, die Anſtal-
ten dazu gemacht. Man bewog das Maͤd-
chen zu dem Entſchluß bey dieſer Gelegen-
heit zu ſingen, und ſie gerieth auf den ar-
tigen Einfall, in Geſellſchaft etlicher Per-
ſonen einen Trupp Spaniſcher Muſicanten

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[337/0363] Milord Derby an ſeinen Freund Die Comoͤdie des Fuͤrſten mit meiner Sternheim, wovon ich dir letzthin geſchrie- ben, iſt durch die romantiſchen Grillen des Vetters Seymour zu einem ſo tragiſchen Anſehen geſtiegen, daß nichts als der Tod oder die Flucht der Heldin zu einer Ent- wicklung dienen kann; das Erſte, hoffe ich, ſolle die Goͤttin der Jugend verhuͤ- ten, und fuͤr das Zweyte mag Venus durch meine Vermittlung ſorgen. Man hat, weil das Fraͤulein gerne tanzt, die Hoffnung gefaßt, ſie durch Bal- luſtbarkeiten eher biegſam und nachgebend zu machen; und da ſie noch niemals ei- nen Masquenbal geſehen, ſo wurden auf den Geburtstag des Fuͤrſten, die Anſtal- ten dazu gemacht. Man bewog das Maͤd- chen zu dem Entſchluß bey dieſer Gelegen- heit zu ſingen, und ſie gerieth auf den ar- tigen Einfall, in Geſellſchaft etlicher Per- ſonen einen Trupp Spaniſcher Muſicanten vorzu- Y

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Zitationshilfe: [La Roche, Sophie von]: Geschichte des Fräuleins von Sternheim. Bd. 1. Hrsg. v. Christoph Martin Wieland. Leipzig, 1771, S. 337. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laroche_geschichte01_1771/363>, abgerufen am 16.04.2024.