[La Roche, Sophie von]: Geschichte des Fräuleins von Sternheim. Bd. 2. Hrsg. v. Christoph Martin Wieland. Leipzig, 1771.was würde er sagen? und weinst über Jm Aprill. O Zeit, wohlthätigstes unter allen We- verbrei-
was wuͤrde er ſagen? und weinſt uͤber Jm Aprill. O Zeit, wohlthaͤtigſtes unter allen We- verbrei-
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was wuͤrde er ſagen? und weinſt uͤber
ſeine Vergeſſenheit! O! nimm dieſen
Theil weg, laß ihn immer in mein Ge-
daͤchtniß kommen; — ſein Herz kannte
das meine fuͤr ihn niemals, und nun iſt
es zu ſpaͤt! — Mein Papier, ach Emi-
lia, mein Papier geht zu Ende; ich darf
nun nicht mehr viel ſchreiben; der Win-
ter iſt lange; ich will den Ueberreſt auf
Erzaͤhlung meiner noch dunklen Hoffnun-
gen erhalten. O mein Kind! einige Bo-
gen Papier waren mein Gluͤck, und ich
darf es nicht mehr genießen! Jch will
Cannevas ſparen und Buchſtaben hinein
naͤhen.
Jm Aprill.
O Zeit, wohlthaͤtigſtes unter allen We-
ſen, wie viel Gutes hab’ ich dir zu danken!
du fuͤhrteſt allmaͤhlig die tiefen Eindruͤcke
meiner Leiden und verlornen Gluͤckſelig-
keit von mir weg, und ſtellteſt ſie in den
Nebel der Entfernung, waͤhrend du eine
liebreiche Heiterkeit auf die Gegenſtaͤnde
verbrei-
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Zitationshilfe: | [La Roche, Sophie von]: Geschichte des Fräuleins von Sternheim. Bd. 2. Hrsg. v. Christoph Martin Wieland. Leipzig, 1771, S. 230. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laroche_geschichte02_1771/236>, abgerufen am 10.12.2023. |