Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[La Roche, Sophie von]: Geschichte des Fräuleins von Sternheim. Bd. 2. Hrsg. v. Christoph Martin Wieland. Leipzig, 1771.

Bild:
<< vorherige Seite

auszudrücken. O meine geliebte, meine
theure Freundinn! durch wie viel Schmer-
zen bin ich gegangen, und wie sehr er-
freut es mich, Jhren Kummer und die
Sorgen meiner Lady Summers endigen
zu können. Morgen schickt die Gräfinn
Douglaß einen Courier an meine Lady;
dieser wird auch gleich mit einem Paquet
an Jhren Mann nach Harwich abgehen,
um ja Jhre Unruhe nicht einen Augenblick
zu verlängern. Die Auszüge von meinen
mit Reisbley geschriebenen Papieren wer-
den Jhnen zeigen, wie hart und dornigt
der Weg war, welchen ich in dem letztern
Jahre zu gehen hatte. Aber wie ange-
nehm ist mir der Ausgang davon gewor-
den, da ich von der Hand der leutseligsten
Tugend daraus geführt wurde! Jst die-
ses nicht die Probe, daß ich mich in den
Tagen meiner Prüfung der Vorsorge
Gottes nicht unwürdig machte, weil sie
eine der edelsten Seelen zu meiner Hülfe
schickte? -- Auf meinem letzten Blatte
glaubte ich die letzte Nacht meines Lebens
angebrochen zu sehen, und dachte auch,

von

auszudruͤcken. O meine geliebte, meine
theure Freundinn! durch wie viel Schmer-
zen bin ich gegangen, und wie ſehr er-
freut es mich, Jhren Kummer und die
Sorgen meiner Lady Summers endigen
zu koͤnnen. Morgen ſchickt die Graͤfinn
Douglaß einen Courier an meine Lady;
dieſer wird auch gleich mit einem Paquet
an Jhren Mann nach Harwich abgehen,
um ja Jhre Unruhe nicht einen Augenblick
zu verlaͤngern. Die Auszuͤge von meinen
mit Reisbley geſchriebenen Papieren wer-
den Jhnen zeigen, wie hart und dornigt
der Weg war, welchen ich in dem letztern
Jahre zu gehen hatte. Aber wie ange-
nehm iſt mir der Ausgang davon gewor-
den, da ich von der Hand der leutſeligſten
Tugend daraus gefuͤhrt wurde! Jſt die-
ſes nicht die Probe, daß ich mich in den
Tagen meiner Pruͤfung der Vorſorge
Gottes nicht unwuͤrdig machte, weil ſie
eine der edelſten Seelen zu meiner Huͤlfe
ſchickte? — Auf meinem letzten Blatte
glaubte ich die letzte Nacht meines Lebens
angebrochen zu ſehen, und dachte auch,

von
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0270" n="264"/>
auszudru&#x0364;cken. O meine geliebte, meine<lb/>
theure Freundinn! durch wie viel Schmer-<lb/>
zen bin ich gegangen, und wie &#x017F;ehr er-<lb/>
freut es mich, Jhren Kummer und die<lb/>
Sorgen meiner Lady Summers endigen<lb/>
zu ko&#x0364;nnen. Morgen &#x017F;chickt die Gra&#x0364;finn<lb/>
Douglaß einen Courier an meine Lady;<lb/>
die&#x017F;er wird auch gleich mit einem Paquet<lb/>
an Jhren Mann nach Harwich abgehen,<lb/>
um ja Jhre Unruhe nicht einen Augenblick<lb/>
zu verla&#x0364;ngern. Die Auszu&#x0364;ge von meinen<lb/>
mit Reisbley ge&#x017F;chriebenen Papieren wer-<lb/>
den Jhnen zeigen, wie hart und dornigt<lb/>
der Weg war, welchen ich in dem letztern<lb/>
Jahre zu gehen hatte. Aber wie ange-<lb/>
nehm i&#x017F;t mir der Ausgang davon gewor-<lb/>
den, da ich von der Hand der leut&#x017F;elig&#x017F;ten<lb/>
Tugend daraus gefu&#x0364;hrt wurde! J&#x017F;t die-<lb/>
&#x017F;es nicht die Probe, daß ich mich in den<lb/>
Tagen meiner Pru&#x0364;fung der Vor&#x017F;orge<lb/>
Gottes nicht unwu&#x0364;rdig machte, weil &#x017F;ie<lb/>
eine der edel&#x017F;ten Seelen zu meiner Hu&#x0364;lfe<lb/>
&#x017F;chickte? &#x2014; Auf meinem letzten Blatte<lb/>
glaubte ich die letzte Nacht meines Lebens<lb/>
angebrochen zu &#x017F;ehen, und dachte auch,<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">von</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[264/0270] auszudruͤcken. O meine geliebte, meine theure Freundinn! durch wie viel Schmer- zen bin ich gegangen, und wie ſehr er- freut es mich, Jhren Kummer und die Sorgen meiner Lady Summers endigen zu koͤnnen. Morgen ſchickt die Graͤfinn Douglaß einen Courier an meine Lady; dieſer wird auch gleich mit einem Paquet an Jhren Mann nach Harwich abgehen, um ja Jhre Unruhe nicht einen Augenblick zu verlaͤngern. Die Auszuͤge von meinen mit Reisbley geſchriebenen Papieren wer- den Jhnen zeigen, wie hart und dornigt der Weg war, welchen ich in dem letztern Jahre zu gehen hatte. Aber wie ange- nehm iſt mir der Ausgang davon gewor- den, da ich von der Hand der leutſeligſten Tugend daraus gefuͤhrt wurde! Jſt die- ſes nicht die Probe, daß ich mich in den Tagen meiner Pruͤfung der Vorſorge Gottes nicht unwuͤrdig machte, weil ſie eine der edelſten Seelen zu meiner Huͤlfe ſchickte? — Auf meinem letzten Blatte glaubte ich die letzte Nacht meines Lebens angebrochen zu ſehen, und dachte auch, von

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/laroche_geschichte02_1771
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/laroche_geschichte02_1771/270
Zitationshilfe: [La Roche, Sophie von]: Geschichte des Fräuleins von Sternheim. Bd. 2. Hrsg. v. Christoph Martin Wieland. Leipzig, 1771, S. 264. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laroche_geschichte02_1771/270>, abgerufen am 28.03.2024.