Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[La Roche, Sophie von]: Geschichte des Fräuleins von Sternheim. Bd. 2. Hrsg. v. Christoph Martin Wieland. Leipzig, 1771.

Bild:
<< vorherige Seite

er nichts, mir reicht ein Theil davon zu,
dessen Werth ich kenne. Schicken Sie
uns Seymours Briefe an Sie gleich; sie
müssen gelesen werden, und für ihn reden.



von Sternheim an Emilia.

Was wird die Vorsicht noch aus mir
machen? Jn widrigen Begegnissen, in
den empfindlichsten Erschütterungen aller
Kräfte der Seele und des Lebens erhält
sie mich. Gewiß nicht zum Unglück,
aber zu jeder möglichen Prüfung. Allein,
o meine Liebe, ganz allein, von Niemand
als zuredenden Freunden umgeben, stund
ich an meinem Scheideweg. Lord Derby
ist todt -- diese beyliegenden Blätter
meines Tagebuchs von Tweedale sagen
Jhnen Seymours und Richs Ankunft,
und den Ersatz, welchen Derby mir ma-
chen wollte. Gott lasse seine ewigen Ta-
ge glücklicher seyn, als er die meinigen
machte, die ihm hier in seine Gewalt ge-
geben waren! Lord Seymour verfolgt
mein Herz; er liebte mich, o meine Emi-
lia, er liebte mich zärtlich, rein, von

dem

er nichts, mir reicht ein Theil davon zu,
deſſen Werth ich kenne. Schicken Sie
uns Seymours Briefe an Sie gleich; ſie
muͤſſen geleſen werden, und fuͤr ihn reden.



von Sternheim an Emilia.

Was wird die Vorſicht noch aus mir
machen? Jn widrigen Begegniſſen, in
den empfindlichſten Erſchuͤtterungen aller
Kraͤfte der Seele und des Lebens erhaͤlt
ſie mich. Gewiß nicht zum Ungluͤck,
aber zu jeder moͤglichen Pruͤfung. Allein,
o meine Liebe, ganz allein, von Niemand
als zuredenden Freunden umgeben, ſtund
ich an meinem Scheideweg. Lord Derby
iſt todt — dieſe beyliegenden Blaͤtter
meines Tagebuchs von Tweedale ſagen
Jhnen Seymours und Richs Ankunft,
und den Erſatz, welchen Derby mir ma-
chen wollte. Gott laſſe ſeine ewigen Ta-
ge gluͤcklicher ſeyn, als er die meinigen
machte, die ihm hier in ſeine Gewalt ge-
geben waren! Lord Seymour verfolgt
mein Herz; er liebte mich, o meine Emi-
lia, er liebte mich zaͤrtlich, rein, von

dem
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0289" n="283"/>
er nichts, <hi rendition="#fr">mir</hi> reicht ein Theil davon zu,<lb/>
de&#x017F;&#x017F;en Werth ich kenne. Schicken Sie<lb/>
uns Seymours Briefe an Sie gleich; &#x017F;ie<lb/>
mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en gele&#x017F;en werden, und fu&#x0364;r ihn reden.</p>
        </div><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#fr">von Sternheim an Emilia.</hi> </head><lb/>
          <p><hi rendition="#in">W</hi>as wird die Vor&#x017F;icht noch aus mir<lb/>
machen? Jn widrigen Begegni&#x017F;&#x017F;en, in<lb/>
den empfindlich&#x017F;ten Er&#x017F;chu&#x0364;tterungen aller<lb/>
Kra&#x0364;fte der Seele und des Lebens erha&#x0364;lt<lb/>
&#x017F;ie mich. Gewiß nicht zum Unglu&#x0364;ck,<lb/>
aber zu jeder mo&#x0364;glichen Pru&#x0364;fung. Allein,<lb/>
o meine Liebe, ganz allein, von Niemand<lb/>
als zuredenden Freunden umgeben, &#x017F;tund<lb/>
ich an meinem Scheideweg. Lord Derby<lb/>
i&#x017F;t todt &#x2014; die&#x017F;e beyliegenden Bla&#x0364;tter<lb/>
meines Tagebuchs von Tweedale &#x017F;agen<lb/>
Jhnen Seymours und Richs Ankunft,<lb/>
und den Er&#x017F;atz, welchen Derby mir ma-<lb/>
chen wollte. Gott la&#x017F;&#x017F;e &#x017F;eine ewigen Ta-<lb/>
ge glu&#x0364;cklicher &#x017F;eyn, als er die meinigen<lb/>
machte, die ihm hier in &#x017F;eine Gewalt ge-<lb/>
geben waren! Lord Seymour verfolgt<lb/>
mein Herz; er liebte mich, o meine Emi-<lb/>
lia, er liebte mich za&#x0364;rtlich, rein, von<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">dem</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[283/0289] er nichts, mir reicht ein Theil davon zu, deſſen Werth ich kenne. Schicken Sie uns Seymours Briefe an Sie gleich; ſie muͤſſen geleſen werden, und fuͤr ihn reden. von Sternheim an Emilia. Was wird die Vorſicht noch aus mir machen? Jn widrigen Begegniſſen, in den empfindlichſten Erſchuͤtterungen aller Kraͤfte der Seele und des Lebens erhaͤlt ſie mich. Gewiß nicht zum Ungluͤck, aber zu jeder moͤglichen Pruͤfung. Allein, o meine Liebe, ganz allein, von Niemand als zuredenden Freunden umgeben, ſtund ich an meinem Scheideweg. Lord Derby iſt todt — dieſe beyliegenden Blaͤtter meines Tagebuchs von Tweedale ſagen Jhnen Seymours und Richs Ankunft, und den Erſatz, welchen Derby mir ma- chen wollte. Gott laſſe ſeine ewigen Ta- ge gluͤcklicher ſeyn, als er die meinigen machte, die ihm hier in ſeine Gewalt ge- geben waren! Lord Seymour verfolgt mein Herz; er liebte mich, o meine Emi- lia, er liebte mich zaͤrtlich, rein, von dem

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/laroche_geschichte02_1771
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/laroche_geschichte02_1771/289
Zitationshilfe: [La Roche, Sophie von]: Geschichte des Fräuleins von Sternheim. Bd. 2. Hrsg. v. Christoph Martin Wieland. Leipzig, 1771, S. 283. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laroche_geschichte02_1771/289>, abgerufen am 19.04.2024.