Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[La Roche, Sophie von]: Geschichte des Fräuleins von Sternheim. Bd. 2. Hrsg. v. Christoph Martin Wieland. Leipzig, 1771.

Bild:
<< vorherige Seite

sere Abende, und unsere Mahlzeiten sind
reizend; ein munterer Geist und die Mäßig-
keit beleben und regieren sie. Fröhlich
treten wir in die Reihen der Landtänze
unserer Pächter, deren Freude wir durch
unsern Antheil verdoppeln. Die Gesell-
schaft der Lady Seymour wird von dem
Verdienst gesucht, so wie Laster und
Dummheit vor ihr fliehen; Sie können
hoffen, in unserem Hause wechsels weise
jede Schattierung, von Talenten und Tu-
genden zu finden, die in dem Kreise von
etlichen Meilen um uns wohnen. Und
hier hat der Charakter meiner geliebten
Lady Seymour einen neuen Glanz da-
durch erhalten, daß sie die Verdienste an-
derer Personen Jhres Geschlechts so leb-
haft fühlt und schätzt. Mein Bruder ist
der beste Ehemann und würdigste Ge-
bieter von etlichen Hundert Unterthanen
geworden; Seligkeit ist in seinem Ge-
sichte, wenn er seinen Sohn, an der Brust
der besten Frau, Tugend einsaugen sieht;
und jeder Tag nimmt etwas von dem lo-
dernden Feuer hinweg, welches in alle

seine

ſere Abende, und unſere Mahlzeiten ſind
reizend; ein munterer Geiſt und die Maͤßig-
keit beleben und regieren ſie. Froͤhlich
treten wir in die Reihen der Landtaͤnze
unſerer Paͤchter, deren Freude wir durch
unſern Antheil verdoppeln. Die Geſell-
ſchaft der Lady Seymour wird von dem
Verdienſt geſucht, ſo wie Laſter und
Dummheit vor ihr fliehen; Sie koͤnnen
hoffen, in unſerem Hauſe wechſels weiſe
jede Schattierung, von Talenten und Tu-
genden zu finden, die in dem Kreiſe von
etlichen Meilen um uns wohnen. Und
hier hat der Charakter meiner geliebten
Lady Seymour einen neuen Glanz da-
durch erhalten, daß ſie die Verdienſte an-
derer Perſonen Jhres Geſchlechts ſo leb-
haft fuͤhlt und ſchaͤtzt. Mein Bruder iſt
der beſte Ehemann und wuͤrdigſte Ge-
bieter von etlichen Hundert Unterthanen
geworden; Seligkeit iſt in ſeinem Ge-
ſichte, wenn er ſeinen Sohn, an der Bruſt
der beſten Frau, Tugend einſaugen ſieht;
und jeder Tag nimmt etwas von dem lo-
dernden Feuer hinweg, welches in alle

ſeine
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0306" n="300"/>
&#x017F;ere Abende, und un&#x017F;ere Mahlzeiten &#x017F;ind<lb/>
reizend; ein munterer Gei&#x017F;t und die Ma&#x0364;ßig-<lb/>
keit beleben und regieren &#x017F;ie. Fro&#x0364;hlich<lb/>
treten wir in die Reihen der Landta&#x0364;nze<lb/>
un&#x017F;erer Pa&#x0364;chter, deren Freude wir durch<lb/>
un&#x017F;ern Antheil verdoppeln. Die Ge&#x017F;ell-<lb/>
&#x017F;chaft der Lady Seymour wird von dem<lb/>
Verdien&#x017F;t ge&#x017F;ucht, &#x017F;o wie La&#x017F;ter und<lb/>
Dummheit vor ihr fliehen; Sie ko&#x0364;nnen<lb/>
hoffen, in un&#x017F;erem Hau&#x017F;e wech&#x017F;els wei&#x017F;e<lb/>
jede Schattierung, von Talenten und Tu-<lb/>
genden zu finden, die in dem Krei&#x017F;e von<lb/>
etlichen Meilen um uns wohnen. Und<lb/>
hier hat der Charakter meiner geliebten<lb/>
Lady Seymour einen neuen Glanz da-<lb/>
durch erhalten, daß &#x017F;ie die Verdien&#x017F;te an-<lb/>
derer Per&#x017F;onen Jhres Ge&#x017F;chlechts &#x017F;o leb-<lb/>
haft fu&#x0364;hlt und &#x017F;cha&#x0364;tzt. Mein Bruder i&#x017F;t<lb/>
der be&#x017F;te Ehemann und wu&#x0364;rdig&#x017F;te Ge-<lb/>
bieter von etlichen Hundert Unterthanen<lb/>
geworden; Seligkeit i&#x017F;t in &#x017F;einem Ge-<lb/>
&#x017F;ichte, wenn er &#x017F;einen Sohn, an der Bru&#x017F;t<lb/>
der be&#x017F;ten Frau, Tugend ein&#x017F;augen &#x017F;ieht;<lb/>
und jeder Tag nimmt etwas von dem lo-<lb/>
dernden Feuer hinweg, welches in alle<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">&#x017F;eine</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[300/0306] ſere Abende, und unſere Mahlzeiten ſind reizend; ein munterer Geiſt und die Maͤßig- keit beleben und regieren ſie. Froͤhlich treten wir in die Reihen der Landtaͤnze unſerer Paͤchter, deren Freude wir durch unſern Antheil verdoppeln. Die Geſell- ſchaft der Lady Seymour wird von dem Verdienſt geſucht, ſo wie Laſter und Dummheit vor ihr fliehen; Sie koͤnnen hoffen, in unſerem Hauſe wechſels weiſe jede Schattierung, von Talenten und Tu- genden zu finden, die in dem Kreiſe von etlichen Meilen um uns wohnen. Und hier hat der Charakter meiner geliebten Lady Seymour einen neuen Glanz da- durch erhalten, daß ſie die Verdienſte an- derer Perſonen Jhres Geſchlechts ſo leb- haft fuͤhlt und ſchaͤtzt. Mein Bruder iſt der beſte Ehemann und wuͤrdigſte Ge- bieter von etlichen Hundert Unterthanen geworden; Seligkeit iſt in ſeinem Ge- ſichte, wenn er ſeinen Sohn, an der Bruſt der beſten Frau, Tugend einſaugen ſieht; und jeder Tag nimmt etwas von dem lo- dernden Feuer hinweg, welches in alle ſeine

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/laroche_geschichte02_1771
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/laroche_geschichte02_1771/306
Zitationshilfe: [La Roche, Sophie von]: Geschichte des Fräuleins von Sternheim. Bd. 2. Hrsg. v. Christoph Martin Wieland. Leipzig, 1771, S. 300. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laroche_geschichte02_1771/306>, abgerufen am 19.04.2024.