"du melancholisch, siehst du nicht zu dei- "nem Trost um dich her --
"Ließ in der Bibel;
"Befreye dich von einem anklebenden "Fehler; oder suche deinem Nebenmen- "schen Gutes zu thun: so wird gewiß die "Traurigkeit von dir weichen --"
Edles unfehlbares Hülfsmittel! wie höchst vergnügt gehe ich mit meinen Lehr- mädchen spazieren, und rede mit ihnen von der Güte unsers gemeinsamen Schöpfers! Mit welchem innigen Vergnügen erfüllt sich mein Herz, wenn ich beyde, über meine Reden bewegt, ihre Augen mit Ehrfurcht und Dankbarkeit gen Himmel wenden seh, und, sie mir dann meine Hände küssen und drücken: in diesen Augenblicken, Emilia, bin ich sogar mit meiner Flucht zufrieden, weil ich ohne sie diese Kinder nicht gefunden hätte.
Fräu-
„du melancholiſch, ſiehſt du nicht zu dei- „nem Troſt um dich her —
„Ließ in der Bibel;
„Befreye dich von einem anklebenden „Fehler; oder ſuche deinem Nebenmen- „ſchen Gutes zu thun: ſo wird gewiß die „Traurigkeit von dir weichen —“
Edles unfehlbares Huͤlfsmittel! wie hoͤchſt vergnuͤgt gehe ich mit meinen Lehr- maͤdchen ſpazieren, und rede mit ihnen von der Guͤte unſers gemeinſamen Schoͤpfers! Mit welchem innigen Vergnuͤgen erfuͤllt ſich mein Herz, wenn ich beyde, uͤber meine Reden bewegt, ihre Augen mit Ehrfurcht und Dankbarkeit gen Himmel wenden ſeh, und, ſie mir dann meine Haͤnde kuͤſſen und druͤcken: in dieſen Augenblicken, Emilia, bin ich ſogar mit meiner Flucht zufrieden, weil ich ohne ſie dieſe Kinder nicht gefunden haͤtte.
Fraͤu-
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„du melancholiſch, ſiehſt du nicht zu dei-
„nem Troſt um dich her —
„Ließ in der Bibel;
„Befreye dich von einem anklebenden
„Fehler; oder ſuche deinem Nebenmen-
„ſchen Gutes zu thun: ſo wird gewiß die
„Traurigkeit von dir weichen —“
Edles unfehlbares Huͤlfsmittel! wie
hoͤchſt vergnuͤgt gehe ich mit meinen Lehr-
maͤdchen ſpazieren, und rede mit ihnen von
der Guͤte unſers gemeinſamen Schoͤpfers!
Mit welchem innigen Vergnuͤgen erfuͤllt
ſich mein Herz, wenn ich beyde, uͤber
meine Reden bewegt, ihre Augen mit
Ehrfurcht und Dankbarkeit gen Himmel
wenden ſeh, und, ſie mir dann meine
Haͤnde kuͤſſen und druͤcken: in dieſen
Augenblicken, Emilia, bin ich ſogar mit
meiner Flucht zufrieden, weil ich ohne
ſie dieſe Kinder nicht gefunden haͤtte.
Fraͤu-
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[La Roche, Sophie von]: Geschichte des Fräuleins von Sternheim. Bd. 2. Hrsg. v. Christoph Martin Wieland. Leipzig, 1771, S. 30. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laroche_geschichte02_1771/36>, abgerufen am 29.03.2024.
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