erwarte einen aus England, und dann wirst du erfahren, ob ich zu dir komme oder nicht.
Rosina an ihre Schwester Emilia.
O meine Schwester, wie soll ich dir den entsetzlichen Jammer beschreiben, der über unser geliebtes Fräulein gekommen ist! -- Lord Derby! Gott wird ihn strafen, und muß ihn strafen! der abscheuliche Mann! er hat sie verlassen, und ist allein nach England gereist. Seine Heurath war falsch; ein gottloser Bedienter, wie sein Herr, in einen Geistlichen verkleidet, ver- richtete die Trauung. Ach, meine Hän- de zittern es zu schreiben; der schändliche Bösewicht kam selbst mit dem Abschieds- briefe, damit uns sein Gesicht keinen Zweifel an unserm Unglück übrig lassen sollte. Der Lord sagte: die Dame hätte
ihn
erwarte einen aus England, und dann wirſt du erfahren, ob ich zu dir komme oder nicht.
Roſina an ihre Schweſter Emilia.
O meine Schweſter, wie ſoll ich dir den entſetzlichen Jammer beſchreiben, der uͤber unſer geliebtes Fraͤulein gekommen iſt! — Lord Derby! Gott wird ihn ſtrafen, und muß ihn ſtrafen! der abſcheuliche Mann! er hat ſie verlaſſen, und iſt allein nach England gereiſt. Seine Heurath war falſch; ein gottloſer Bedienter, wie ſein Herr, in einen Geiſtlichen verkleidet, ver- richtete die Trauung. Ach, meine Haͤn- de zittern es zu ſchreiben; der ſchaͤndliche Boͤſewicht kam ſelbſt mit dem Abſchieds- briefe, damit uns ſein Geſicht keinen Zweifel an unſerm Ungluͤck uͤbrig laſſen ſollte. Der Lord ſagte: die Dame haͤtte
ihn
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erwarte einen aus England, und dann
wirſt du erfahren, ob ich zu dir komme
oder nicht.
Roſina
an
ihre Schweſter Emilia.
O meine Schweſter, wie ſoll ich dir den
entſetzlichen Jammer beſchreiben, der uͤber
unſer geliebtes Fraͤulein gekommen iſt! —
Lord Derby! Gott wird ihn ſtrafen, und
muß ihn ſtrafen! der abſcheuliche Mann!
er hat ſie verlaſſen, und iſt allein nach
England gereiſt. Seine Heurath war
falſch; ein gottloſer Bedienter, wie ſein
Herr, in einen Geiſtlichen verkleidet, ver-
richtete die Trauung. Ach, meine Haͤn-
de zittern es zu ſchreiben; der ſchaͤndliche
Boͤſewicht kam ſelbſt mit dem Abſchieds-
briefe, damit uns ſein Geſicht keinen
Zweifel an unſerm Ungluͤck uͤbrig laſſen
ſollte. Der Lord ſagte: die Dame haͤtte
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[La Roche, Sophie von]: Geschichte des Fräuleins von Sternheim. Bd. 2. Hrsg. v. Christoph Martin Wieland. Leipzig, 1771, S. 47. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laroche_geschichte02_1771/53>, abgerufen am 30.11.2023.
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