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[La Roche, Sophie von]: Geschichte des Fräuleins von Sternheim. Bd. 2. Hrsg. v. Christoph Martin Wieland. Leipzig, 1771.

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Magen belohnen, und itzt gebe ich
nichts wieder; Sie aß auch nur einen
Apfel und ein Stück Hausbrodt. Jch
fragte sie darum, und sie sagte zu der
Tochter: solche Aepfel können wir in un-
serm Garten ziehen, aber dieß Brodt kann
nur eine Madam Hills backen lassen.
Da hatte ichs! Aber ich wurde nicht bö-
se; sie hatte Recht; Sie will nicht, daß
man gewöhnliches Brodt essen für Unglück
halte. -- Nun sind acht Tage vorbey,
daß sie bey den Leuten ist; künftige Wo-
che kömmt sie wieder zu mir, und da
wird sie Jhnen schreiben. Beten Sie
für das liebe Kind, und für mein Le-
ben. -- O, niemals werde ich vergessen,
daß Sie mir diese Person anvertrauten;
ich war mein Tage nicht so fröhlich mit
allem meinem Gelde, als ich es bin, seit
ich sie bey mir habe! --



Plan


Magen belohnen, und itzt gebe ich
nichts wieder; Sie aß auch nur einen
Apfel und ein Stuͤck Hausbrodt. Jch
fragte ſie darum, und ſie ſagte zu der
Tochter: ſolche Aepfel koͤnnen wir in un-
ſerm Garten ziehen, aber dieß Brodt kann
nur eine Madam Hills backen laſſen.
Da hatte ichs! Aber ich wurde nicht boͤ-
ſe; ſie hatte Recht; Sie will nicht, daß
man gewoͤhnliches Brodt eſſen fuͤr Ungluͤck
halte. — Nun ſind acht Tage vorbey,
daß ſie bey den Leuten iſt; kuͤnftige Wo-
che koͤmmt ſie wieder zu mir, und da
wird ſie Jhnen ſchreiben. Beten Sie
fuͤr das liebe Kind, und fuͤr mein Le-
ben. — O, niemals werde ich vergeſſen,
daß Sie mir dieſe Perſon anvertrauten;
ich war mein Tage nicht ſo froͤhlich mit
allem meinem Gelde, als ich es bin, ſeit
ich ſie bey mir habe! —



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[90/0096] Magen belohnen, und itzt gebe ich nichts wieder; Sie aß auch nur einen Apfel und ein Stuͤck Hausbrodt. Jch fragte ſie darum, und ſie ſagte zu der Tochter: ſolche Aepfel koͤnnen wir in un- ſerm Garten ziehen, aber dieß Brodt kann nur eine Madam Hills backen laſſen. Da hatte ichs! Aber ich wurde nicht boͤ- ſe; ſie hatte Recht; Sie will nicht, daß man gewoͤhnliches Brodt eſſen fuͤr Ungluͤck halte. — Nun ſind acht Tage vorbey, daß ſie bey den Leuten iſt; kuͤnftige Wo- che koͤmmt ſie wieder zu mir, und da wird ſie Jhnen ſchreiben. Beten Sie fuͤr das liebe Kind, und fuͤr mein Le- ben. — O, niemals werde ich vergeſſen, daß Sie mir dieſe Perſon anvertrauten; ich war mein Tage nicht ſo froͤhlich mit allem meinem Gelde, als ich es bin, ſeit ich ſie bey mir habe! — Plan

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Zitationshilfe: [La Roche, Sophie von]: Geschichte des Fräuleins von Sternheim. Bd. 2. Hrsg. v. Christoph Martin Wieland. Leipzig, 1771, S. 90. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laroche_geschichte02_1771/96>, abgerufen am 24.04.2024.