Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Laßwitz, Kurd: Auf zwei Planeten. Bd. 1. Weimar, 1897.

Bild:
<< vorherige Seite

Erstes Kapitel.
ein weiterer Ueberblick. Jetzt war durch die Mittel
eines reichen Privatmanns, des Astronomen Friedrich
Ell, eine deutsche Expedition ausgerüstet worden, die
noch einmal mittels des Ballons den Pol untersuchen
sollte.

Natürlich hatte man sich die Erfahrungen der
früheren Expeditionen zu nutze gemacht. Durch die
internationale Vereinigung für Polarforschung war
eine eigene Abteilung für wissenschaftliche Luftschiff-
fahrt ins Leben gerufen worden. Namentlich hatte
man die Benutzung des Schleppseils ausgebildet und
damit für die Leitung des Ballons wenigstens an-
nähernd ein Mittel zur Lenkung gefunden, wie es
das Segelschiff im Widerstande des Wassers besitzt.
Man hatte Metallzylinder construiert, in denen man
bis auf 250 Atmosphären Druck zusammengepreßten
Wasserstoff mit sich führte, um bei Dauerfahrten einen
eingetretenen Gasverlust zu ersetzen. Man hatte dem
Korbe eine Form gegeben, die es gestattete, ihn
nach Bedarf gegen die äußere Luft abzuschließen. Der
neue Ballon "Pol" war mit allen diesen fortge-
schrittenen Einrichtungen ausgerüstet. Außerdem hing
unterhalb des Korbes zur Rettung im äußersten Not-
fall ein großer Fallschirm. Unter einer Art Sattel,
der einen sicheren Sitz gewährte, war an demselben für
alle Fälle ein Proviantkorb befestigt.

Der Direktor der Abteilung für wissenschaftliche
Luftschiffahrt, Hugo Torm, hatte selbst die Leitung
der Expedition unternommen. Jhn begleiteten der
Astronom Grunthe und der Naturforscher Josef

Erſtes Kapitel.
ein weiterer Ueberblick. Jetzt war durch die Mittel
eines reichen Privatmanns, des Aſtronomen Friedrich
Ell, eine deutſche Expedition ausgerüſtet worden, die
noch einmal mittels des Ballons den Pol unterſuchen
ſollte.

Natürlich hatte man ſich die Erfahrungen der
früheren Expeditionen zu nutze gemacht. Durch die
internationale Vereinigung für Polarforſchung war
eine eigene Abteilung für wiſſenſchaftliche Luftſchiff-
fahrt ins Leben gerufen worden. Namentlich hatte
man die Benutzung des Schleppſeils ausgebildet und
damit für die Leitung des Ballons wenigſtens an-
nähernd ein Mittel zur Lenkung gefunden, wie es
das Segelſchiff im Widerſtande des Waſſers beſitzt.
Man hatte Metallzylinder conſtruiert, in denen man
bis auf 250 Atmoſphären Druck zuſammengepreßten
Waſſerſtoff mit ſich führte, um bei Dauerfahrten einen
eingetretenen Gasverluſt zu erſetzen. Man hatte dem
Korbe eine Form gegeben, die es geſtattete, ihn
nach Bedarf gegen die äußere Luft abzuſchließen. Der
neue Ballon „Pol‟ war mit allen dieſen fortge-
ſchrittenen Einrichtungen ausgerüſtet. Außerdem hing
unterhalb des Korbes zur Rettung im äußerſten Not-
fall ein großer Fallſchirm. Unter einer Art Sattel,
der einen ſicheren Sitz gewährte, war an demſelben für
alle Fälle ein Proviantkorb befeſtigt.

Der Direktor der Abteilung für wiſſenſchaftliche
Luftſchiffahrt, Hugo Torm, hatte ſelbſt die Leitung
der Expedition unternommen. Jhn begleiteten der
Aſtronom Grunthe und der Naturforſcher Joſef

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0014" n="6"/><fw place="top" type="header">Er&#x017F;tes Kapitel.</fw><lb/>
ein weiterer Ueberblick. Jetzt war durch die Mittel<lb/>
eines reichen Privatmanns, des A&#x017F;tronomen Friedrich<lb/>
Ell, eine deut&#x017F;che Expedition ausgerü&#x017F;tet worden, die<lb/>
noch einmal mittels des Ballons den Pol unter&#x017F;uchen<lb/>
&#x017F;ollte.</p><lb/>
          <p>Natürlich hatte man &#x017F;ich die Erfahrungen der<lb/>
früheren Expeditionen zu nutze gemacht. Durch die<lb/>
internationale Vereinigung für Polarfor&#x017F;chung war<lb/>
eine eigene Abteilung für wi&#x017F;&#x017F;en&#x017F;chaftliche Luft&#x017F;chiff-<lb/>
fahrt ins Leben gerufen worden. Namentlich hatte<lb/>
man die Benutzung des Schlepp&#x017F;eils ausgebildet und<lb/>
damit für die Leitung des Ballons wenig&#x017F;tens an-<lb/>
nähernd ein Mittel zur Lenkung gefunden, wie es<lb/>
das Segel&#x017F;chiff im Wider&#x017F;tande des Wa&#x017F;&#x017F;ers be&#x017F;itzt.<lb/>
Man hatte Metallzylinder con&#x017F;truiert, in denen man<lb/>
bis auf 250 Atmo&#x017F;phären Druck zu&#x017F;ammengepreßten<lb/>
Wa&#x017F;&#x017F;er&#x017F;toff mit &#x017F;ich führte, um bei Dauerfahrten einen<lb/>
eingetretenen Gasverlu&#x017F;t zu er&#x017F;etzen. Man hatte dem<lb/>
Korbe eine Form gegeben, die es ge&#x017F;tattete, ihn<lb/>
nach Bedarf gegen die äußere Luft abzu&#x017F;chließen. Der<lb/>
neue Ballon &#x201E;Pol&#x201F; war mit allen die&#x017F;en fortge-<lb/>
&#x017F;chrittenen Einrichtungen ausgerü&#x017F;tet. Außerdem hing<lb/>
unterhalb des Korbes zur Rettung im äußer&#x017F;ten Not-<lb/>
fall ein großer Fall&#x017F;chirm. Unter einer Art Sattel,<lb/>
der einen &#x017F;icheren Sitz gewährte, war an dem&#x017F;elben für<lb/>
alle Fälle ein Proviantkorb befe&#x017F;tigt.</p><lb/>
          <p>Der Direktor der Abteilung für wi&#x017F;&#x017F;en&#x017F;chaftliche<lb/>
Luft&#x017F;chiffahrt, Hugo Torm, hatte &#x017F;elb&#x017F;t die Leitung<lb/>
der Expedition unternommen. Jhn begleiteten der<lb/>
A&#x017F;tronom Grunthe und der Naturfor&#x017F;cher Jo&#x017F;ef<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[6/0014] Erſtes Kapitel. ein weiterer Ueberblick. Jetzt war durch die Mittel eines reichen Privatmanns, des Aſtronomen Friedrich Ell, eine deutſche Expedition ausgerüſtet worden, die noch einmal mittels des Ballons den Pol unterſuchen ſollte. Natürlich hatte man ſich die Erfahrungen der früheren Expeditionen zu nutze gemacht. Durch die internationale Vereinigung für Polarforſchung war eine eigene Abteilung für wiſſenſchaftliche Luftſchiff- fahrt ins Leben gerufen worden. Namentlich hatte man die Benutzung des Schleppſeils ausgebildet und damit für die Leitung des Ballons wenigſtens an- nähernd ein Mittel zur Lenkung gefunden, wie es das Segelſchiff im Widerſtande des Waſſers beſitzt. Man hatte Metallzylinder conſtruiert, in denen man bis auf 250 Atmoſphären Druck zuſammengepreßten Waſſerſtoff mit ſich führte, um bei Dauerfahrten einen eingetretenen Gasverluſt zu erſetzen. Man hatte dem Korbe eine Form gegeben, die es geſtattete, ihn nach Bedarf gegen die äußere Luft abzuſchließen. Der neue Ballon „Pol‟ war mit allen dieſen fortge- ſchrittenen Einrichtungen ausgerüſtet. Außerdem hing unterhalb des Korbes zur Rettung im äußerſten Not- fall ein großer Fallſchirm. Unter einer Art Sattel, der einen ſicheren Sitz gewährte, war an demſelben für alle Fälle ein Proviantkorb befeſtigt. Der Direktor der Abteilung für wiſſenſchaftliche Luftſchiffahrt, Hugo Torm, hatte ſelbſt die Leitung der Expedition unternommen. Jhn begleiteten der Aſtronom Grunthe und der Naturforſcher Joſef

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lasswitz_planeten01_1897
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lasswitz_planeten01_1897/14
Zitationshilfe: Laßwitz, Kurd: Auf zwei Planeten. Bd. 1. Weimar, 1897, S. 6. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lasswitz_planeten01_1897/14>, abgerufen am 16.04.2024.