Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Laßwitz, Kurd: Auf zwei Planeten. Bd. 1. Weimar, 1897.

Bild:
<< vorherige Seite
Achtzehntes Kapitel.

Die Blicke der Martier waren drohend geworden.
Jll richtete sich hoch auf und sprach mit leuchtenden
Augen und erhobener Stimme:

"Meines Wissens giebt es keine Organisation der
Staaten der Erde, mit welcher wir über den Besitz
des Nordpols verhandeln könnten, oder wenigstens
war eine solche Verhandlung bisher nicht möglich.
Wir sind an dieser Stelle des Sonnensystems die ersten
Ankömmlinge gewesen, wir also bestimmen über die-
selbe. Es giebt kein interplanetarisches Recht, wonach
die Besitzergreifung von Gebieten sich auf einen ein-
zelnen Planeten beschränken müsse. Die Nume sind
die einzigen Wesen, welche zwischen den Planeten ver-
kehren; sie schaffen damit das Recht dieses Verkehrs.
Kraft dieses Rechtes hat die Regierung der Mars-
staaten Besitz von diesem Teile der Erde ergriffen.
Kraft dessen gilt hier das Gesetz des Mars. Und
kraft dieses Gesetzes und des Beschlusses des Zentralrats
vom 603ten Tage des Jahres 311770 werde ich hier-
mit den Beschluß vom gleichen Tage verkünden."

Grunthe fühlte, wie ihm das Herz pochte. Er
vermochte nichts zu erwidern. Die Menschen waren
geschlagen, ihr erster Versuch der Opposition gegen die
Uebermacht der Martier war gescheitert. Sie mußten
die Befehle der Regierung des Mars anhören, auf
ihrem eigenen Planeten, an der Stelle, welche sie zu-
erst von den Menschen erreicht hatten. Und das
Schlimmste war, daß beide, Grunthe wie Saltner, ihre
Widerstandskraft erlahmen fühlten. Gegen diesen Willen,
der aus den großen Augensternen des Repräsentanten

Achtzehntes Kapitel.

Die Blicke der Martier waren drohend geworden.
Jll richtete ſich hoch auf und ſprach mit leuchtenden
Augen und erhobener Stimme:

„Meines Wiſſens giebt es keine Organiſation der
Staaten der Erde, mit welcher wir über den Beſitz
des Nordpols verhandeln könnten, oder wenigſtens
war eine ſolche Verhandlung bisher nicht möglich.
Wir ſind an dieſer Stelle des Sonnenſyſtems die erſten
Ankömmlinge geweſen, wir alſo beſtimmen über die-
ſelbe. Es giebt kein interplanetariſches Recht, wonach
die Beſitzergreifung von Gebieten ſich auf einen ein-
zelnen Planeten beſchränken müſſe. Die Nume ſind
die einzigen Weſen, welche zwiſchen den Planeten ver-
kehren; ſie ſchaffen damit das Recht dieſes Verkehrs.
Kraft dieſes Rechtes hat die Regierung der Mars-
ſtaaten Beſitz von dieſem Teile der Erde ergriffen.
Kraft deſſen gilt hier das Geſetz des Mars. Und
kraft dieſes Geſetzes und des Beſchluſſes des Zentralrats
vom 603ten Tage des Jahres 311770 werde ich hier-
mit den Beſchluß vom gleichen Tage verkünden.‟

Grunthe fühlte, wie ihm das Herz pochte. Er
vermochte nichts zu erwidern. Die Menſchen waren
geſchlagen, ihr erſter Verſuch der Oppoſition gegen die
Uebermacht der Martier war geſcheitert. Sie mußten
die Befehle der Regierung des Mars anhören, auf
ihrem eigenen Planeten, an der Stelle, welche ſie zu-
erſt von den Menſchen erreicht hatten. Und das
Schlimmſte war, daß beide, Grunthe wie Saltner, ihre
Widerſtandskraft erlahmen fühlten. Gegen dieſen Willen,
der aus den großen Augenſternen des Repräſentanten

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0294" n="286"/>
          <fw place="top" type="header">Achtzehntes Kapitel.</fw><lb/>
          <p>Die Blicke der Martier waren drohend geworden.<lb/>
Jll richtete &#x017F;ich hoch auf und &#x017F;prach mit leuchtenden<lb/>
Augen und erhobener Stimme:</p><lb/>
          <p>&#x201E;Meines Wi&#x017F;&#x017F;ens giebt es keine Organi&#x017F;ation der<lb/>
Staaten der Erde, mit welcher wir über den Be&#x017F;itz<lb/>
des Nordpols verhandeln könnten, oder wenig&#x017F;tens<lb/>
war eine &#x017F;olche Verhandlung bisher nicht möglich.<lb/>
Wir &#x017F;ind an die&#x017F;er Stelle des Sonnen&#x017F;y&#x017F;tems die er&#x017F;ten<lb/>
Ankömmlinge gewe&#x017F;en, wir al&#x017F;o be&#x017F;timmen über die-<lb/>
&#x017F;elbe. Es giebt kein interplanetari&#x017F;ches Recht, wonach<lb/>
die Be&#x017F;itzergreifung von Gebieten &#x017F;ich auf einen ein-<lb/>
zelnen Planeten be&#x017F;chränken mü&#x017F;&#x017F;e. Die Nume &#x017F;ind<lb/>
die einzigen We&#x017F;en, welche zwi&#x017F;chen den Planeten ver-<lb/>
kehren; &#x017F;ie &#x017F;chaffen damit das Recht die&#x017F;es Verkehrs.<lb/>
Kraft die&#x017F;es Rechtes hat die Regierung der Mars-<lb/>
&#x017F;taaten Be&#x017F;itz von die&#x017F;em Teile der Erde ergriffen.<lb/>
Kraft de&#x017F;&#x017F;en gilt hier das Ge&#x017F;etz des Mars. Und<lb/>
kraft die&#x017F;es Ge&#x017F;etzes und des Be&#x017F;chlu&#x017F;&#x017F;es des Zentralrats<lb/>
vom 603ten Tage des Jahres 311770 werde ich hier-<lb/>
mit den Be&#x017F;chluß vom gleichen Tage verkünden.&#x201F;</p><lb/>
          <p>Grunthe fühlte, wie ihm das Herz pochte. Er<lb/>
vermochte nichts zu erwidern. Die Men&#x017F;chen waren<lb/>
ge&#x017F;chlagen, ihr er&#x017F;ter Ver&#x017F;uch der Oppo&#x017F;ition gegen die<lb/>
Uebermacht der Martier war ge&#x017F;cheitert. Sie mußten<lb/>
die Befehle der Regierung des Mars anhören, auf<lb/>
ihrem eigenen Planeten, an der Stelle, welche &#x017F;ie zu-<lb/>
er&#x017F;t von den Men&#x017F;chen erreicht hatten. Und das<lb/>
Schlimm&#x017F;te war, daß beide, Grunthe wie Saltner, ihre<lb/>
Wider&#x017F;tandskraft erlahmen fühlten. Gegen die&#x017F;en Willen,<lb/>
der aus den großen Augen&#x017F;ternen des Reprä&#x017F;entanten<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[286/0294] Achtzehntes Kapitel. Die Blicke der Martier waren drohend geworden. Jll richtete ſich hoch auf und ſprach mit leuchtenden Augen und erhobener Stimme: „Meines Wiſſens giebt es keine Organiſation der Staaten der Erde, mit welcher wir über den Beſitz des Nordpols verhandeln könnten, oder wenigſtens war eine ſolche Verhandlung bisher nicht möglich. Wir ſind an dieſer Stelle des Sonnenſyſtems die erſten Ankömmlinge geweſen, wir alſo beſtimmen über die- ſelbe. Es giebt kein interplanetariſches Recht, wonach die Beſitzergreifung von Gebieten ſich auf einen ein- zelnen Planeten beſchränken müſſe. Die Nume ſind die einzigen Weſen, welche zwiſchen den Planeten ver- kehren; ſie ſchaffen damit das Recht dieſes Verkehrs. Kraft dieſes Rechtes hat die Regierung der Mars- ſtaaten Beſitz von dieſem Teile der Erde ergriffen. Kraft deſſen gilt hier das Geſetz des Mars. Und kraft dieſes Geſetzes und des Beſchluſſes des Zentralrats vom 603ten Tage des Jahres 311770 werde ich hier- mit den Beſchluß vom gleichen Tage verkünden.‟ Grunthe fühlte, wie ihm das Herz pochte. Er vermochte nichts zu erwidern. Die Menſchen waren geſchlagen, ihr erſter Verſuch der Oppoſition gegen die Uebermacht der Martier war geſcheitert. Sie mußten die Befehle der Regierung des Mars anhören, auf ihrem eigenen Planeten, an der Stelle, welche ſie zu- erſt von den Menſchen erreicht hatten. Und das Schlimmſte war, daß beide, Grunthe wie Saltner, ihre Widerſtandskraft erlahmen fühlten. Gegen dieſen Willen, der aus den großen Augenſternen des Repräſentanten

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lasswitz_planeten01_1897
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lasswitz_planeten01_1897/294
Zitationshilfe: Laßwitz, Kurd: Auf zwei Planeten. Bd. 1. Weimar, 1897, S. 286. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lasswitz_planeten01_1897/294>, abgerufen am 24.04.2024.