Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Laßwitz, Kurd: Auf zwei Planeten. Bd. 1. Weimar, 1897.

Bild:
<< vorherige Seite

Neunzehntes Kapitel.
Ablehnung der Einladung aus Zweckmäßigkeitsgründen
motivieren. Er legte dar, daß der Besuch auf dem
Mars gegenwärtig für beide Teile keine besonderen Vor-
teile biete. Sein Freund und er hätten bereits voll-
ständig die Ueberzeugung von der Macht und Leistungs-
fähigkeit der Martier gewonnen. Was sie vom Mars
wüßten, wäre schon so viel, daß sie Mühe haben
würden, es ihren Mitbürgern begreiflich zu machen.
Es wäre daher sicherlich das Beste, wenn sie sogleich
in ihre Heimat zurückkehrten, um den Erdbewohnern
ihre Erfahrungen mitzuteilen und sie durch die Presse
allmählich auf das Erscheinen der Martier vorzubereiten.
Das gegenseitige Verständnis zwischen Mars und Erde
würde auf diese Weise am sichersten gefördert; die
Ueberraschung durch die Bewohner des Mars könnte
die Erdbewohner, bei ihrer mangelhaften Kenntnis der
Verhältnisse auf dem Mars, vielleicht zu falschen Maß-
regeln verleiten, unter denen alsdann beide Teile zu
leiden hätten. Deswegen müßten sie darauf dringen,
nach Europa zurückzukehren, ehe die Martier dahin
kämen. Sie zu begleiten, könnte für die Martier
jedenfalls von viel geringerem Nutzen sein. Jm
übrigen wäre es ihnen, den Menschen, vom größten
Jnteresse zu erfahren, welche Vorteile eigentlich die
Martier sich vom Verkehr mit der Erde versprächen
und was sie etwa von den Menschen zu erlangen
wünschten.

Die Martier hatten unter wachsender Aufmerksam-
samkeit zugehört. Jlls Antlitz war wieder ernster ge-
worden. Nachdem er die Mitteilung des Zentralrats-

Neunzehntes Kapitel.
Ablehnung der Einladung aus Zweckmäßigkeitsgründen
motivieren. Er legte dar, daß der Beſuch auf dem
Mars gegenwärtig für beide Teile keine beſonderen Vor-
teile biete. Sein Freund und er hätten bereits voll-
ſtändig die Ueberzeugung von der Macht und Leiſtungs-
fähigkeit der Martier gewonnen. Was ſie vom Mars
wüßten, wäre ſchon ſo viel, daß ſie Mühe haben
würden, es ihren Mitbürgern begreiflich zu machen.
Es wäre daher ſicherlich das Beſte, wenn ſie ſogleich
in ihre Heimat zurückkehrten, um den Erdbewohnern
ihre Erfahrungen mitzuteilen und ſie durch die Preſſe
allmählich auf das Erſcheinen der Martier vorzubereiten.
Das gegenſeitige Verſtändnis zwiſchen Mars und Erde
würde auf dieſe Weiſe am ſicherſten gefördert; die
Ueberraſchung durch die Bewohner des Mars könnte
die Erdbewohner, bei ihrer mangelhaften Kenntnis der
Verhältniſſe auf dem Mars, vielleicht zu falſchen Maß-
regeln verleiten, unter denen alsdann beide Teile zu
leiden hätten. Deswegen müßten ſie darauf dringen,
nach Europa zurückzukehren, ehe die Martier dahin
kämen. Sie zu begleiten, könnte für die Martier
jedenfalls von viel geringerem Nutzen ſein. Jm
übrigen wäre es ihnen, den Menſchen, vom größten
Jntereſſe zu erfahren, welche Vorteile eigentlich die
Martier ſich vom Verkehr mit der Erde verſprächen
und was ſie etwa von den Menſchen zu erlangen
wünſchten.

Die Martier hatten unter wachſender Aufmerkſam-
ſamkeit zugehört. Jlls Antlitz war wieder ernſter ge-
worden. Nachdem er die Mitteilung des Zentralrats-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0298" n="290"/><fw place="top" type="header">Neunzehntes Kapitel.</fw><lb/>
Ablehnung der Einladung aus Zweckmäßigkeitsgründen<lb/>
motivieren. Er legte dar, daß der Be&#x017F;uch auf dem<lb/>
Mars gegenwärtig für beide Teile keine be&#x017F;onderen Vor-<lb/>
teile biete. Sein Freund und er hätten bereits voll-<lb/>
&#x017F;tändig die Ueberzeugung von der Macht und Lei&#x017F;tungs-<lb/>
fähigkeit der Martier gewonnen. Was &#x017F;ie vom Mars<lb/>
wüßten, wäre &#x017F;chon &#x017F;o viel, daß &#x017F;ie Mühe haben<lb/>
würden, es ihren Mitbürgern begreiflich zu machen.<lb/>
Es wäre daher &#x017F;icherlich das Be&#x017F;te, wenn &#x017F;ie &#x017F;ogleich<lb/>
in ihre Heimat zurückkehrten, um den Erdbewohnern<lb/>
ihre Erfahrungen mitzuteilen und &#x017F;ie durch die Pre&#x017F;&#x017F;e<lb/>
allmählich auf das Er&#x017F;cheinen der Martier vorzubereiten.<lb/>
Das gegen&#x017F;eitige Ver&#x017F;tändnis zwi&#x017F;chen Mars und Erde<lb/>
würde auf die&#x017F;e Wei&#x017F;e am &#x017F;icher&#x017F;ten gefördert; die<lb/>
Ueberra&#x017F;chung durch die Bewohner des Mars könnte<lb/>
die Erdbewohner, bei ihrer mangelhaften Kenntnis der<lb/>
Verhältni&#x017F;&#x017F;e auf dem Mars, vielleicht zu fal&#x017F;chen Maß-<lb/>
regeln verleiten, unter denen alsdann beide Teile zu<lb/>
leiden hätten. Deswegen müßten &#x017F;ie darauf dringen,<lb/>
nach Europa zurückzukehren, ehe die Martier dahin<lb/>
kämen. Sie zu begleiten, könnte für die Martier<lb/>
jedenfalls von viel geringerem Nutzen &#x017F;ein. Jm<lb/>
übrigen wäre es ihnen, den Men&#x017F;chen, vom größten<lb/>
Jntere&#x017F;&#x017F;e zu erfahren, welche Vorteile eigentlich die<lb/>
Martier &#x017F;ich vom Verkehr mit der Erde ver&#x017F;prächen<lb/>
und was &#x017F;ie etwa von den Men&#x017F;chen zu erlangen<lb/>
wün&#x017F;chten.</p><lb/>
          <p>Die Martier hatten unter wach&#x017F;ender Aufmerk&#x017F;am-<lb/>
&#x017F;amkeit zugehört. Jlls Antlitz war wieder ern&#x017F;ter ge-<lb/>
worden. Nachdem er die Mitteilung des Zentralrats-<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[290/0298] Neunzehntes Kapitel. Ablehnung der Einladung aus Zweckmäßigkeitsgründen motivieren. Er legte dar, daß der Beſuch auf dem Mars gegenwärtig für beide Teile keine beſonderen Vor- teile biete. Sein Freund und er hätten bereits voll- ſtändig die Ueberzeugung von der Macht und Leiſtungs- fähigkeit der Martier gewonnen. Was ſie vom Mars wüßten, wäre ſchon ſo viel, daß ſie Mühe haben würden, es ihren Mitbürgern begreiflich zu machen. Es wäre daher ſicherlich das Beſte, wenn ſie ſogleich in ihre Heimat zurückkehrten, um den Erdbewohnern ihre Erfahrungen mitzuteilen und ſie durch die Preſſe allmählich auf das Erſcheinen der Martier vorzubereiten. Das gegenſeitige Verſtändnis zwiſchen Mars und Erde würde auf dieſe Weiſe am ſicherſten gefördert; die Ueberraſchung durch die Bewohner des Mars könnte die Erdbewohner, bei ihrer mangelhaften Kenntnis der Verhältniſſe auf dem Mars, vielleicht zu falſchen Maß- regeln verleiten, unter denen alsdann beide Teile zu leiden hätten. Deswegen müßten ſie darauf dringen, nach Europa zurückzukehren, ehe die Martier dahin kämen. Sie zu begleiten, könnte für die Martier jedenfalls von viel geringerem Nutzen ſein. Jm übrigen wäre es ihnen, den Menſchen, vom größten Jntereſſe zu erfahren, welche Vorteile eigentlich die Martier ſich vom Verkehr mit der Erde verſprächen und was ſie etwa von den Menſchen zu erlangen wünſchten. Die Martier hatten unter wachſender Aufmerkſam- ſamkeit zugehört. Jlls Antlitz war wieder ernſter ge- worden. Nachdem er die Mitteilung des Zentralrats-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lasswitz_planeten01_1897
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lasswitz_planeten01_1897/298
Zitationshilfe: Laßwitz, Kurd: Auf zwei Planeten. Bd. 1. Weimar, 1897, S. 290. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lasswitz_planeten01_1897/298>, abgerufen am 24.04.2024.