Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Laßwitz, Kurd: Auf zwei Planeten. Bd. 1. Weimar, 1897.

Bild:
<< vorherige Seite

Neunzehntes Kapitel.
nach der sittlichen Weltanschauung der Martier keiner
Mittel bedienen, die das Recht der Persönlichkeit der
Menschen verletzt hätten.

Es wäre unter der Würde der Martier gewesen,
wenn sie sich hinter Vorwänden hätten verstecken wollen,
nachdem der Versuch, die Menschen durch bloße Autorität
zu leiten, gescheitert war. Jll sagte daher:

"Es ist allerdings unsre Absicht, den Erdstaaten
unsre Ankunft nicht eher bekannt werden zu lassen, als
bis dieselbe wirklich erfolgt. Und zwar aus demselben
Grunde, welcher unsre Gäste wünschen läßt, das Ent-
gegengesetzte herbeizuführen und die Erdstaaten vorzu-
bereiten. Wir fürchten, daß gerade die lückenhaften
Nachrichten, welche sie durch die hier anwesenden Men-
schen erhalten würden, sie dazu veranlassen könnten,
falsche Maßregeln zu ergreifen und unser gegenseitiges
Verständnis zu erschweren. Denn wenn Sie auch,
meine Herren Gäste, mancherlei von unserer äußeren
Macht kennen gelernt haben, so kennen Sie doch noch
zu wenig die Grundsätze unsres Handelns, um Jhre
Freunde belehren zu können, wie sie sich gegen uns
zu verhalten haben. Die traurigsten Mißverständnisse
sind leicht möglich. So müssen wir denn darauf be-
stehen, daß Sie uns zuerst nach dem Mars begleiten,
da wir, unmittelbar vor Beginn des Polarwinters,
noch nicht in der Lage sind mit Jhnen zusammen
nach Europa aufzubrechen."

"Jch bin dem Herrn Repräsentanten sehr dankbar",
erwiderte Saltner, "daß er uns so offen die Gründe
des hohen Zentralrats für seine Botschaft dargelegt

Neunzehntes Kapitel.
nach der ſittlichen Weltanſchauung der Martier keiner
Mittel bedienen, die das Recht der Perſönlichkeit der
Menſchen verletzt hätten.

Es wäre unter der Würde der Martier geweſen,
wenn ſie ſich hinter Vorwänden hätten verſtecken wollen,
nachdem der Verſuch, die Menſchen durch bloße Autorität
zu leiten, geſcheitert war. Jll ſagte daher:

„Es iſt allerdings unſre Abſicht, den Erdſtaaten
unſre Ankunft nicht eher bekannt werden zu laſſen, als
bis dieſelbe wirklich erfolgt. Und zwar aus demſelben
Grunde, welcher unſre Gäſte wünſchen läßt, das Ent-
gegengeſetzte herbeizuführen und die Erdſtaaten vorzu-
bereiten. Wir fürchten, daß gerade die lückenhaften
Nachrichten, welche ſie durch die hier anweſenden Men-
ſchen erhalten würden, ſie dazu veranlaſſen könnten,
falſche Maßregeln zu ergreifen und unſer gegenſeitiges
Verſtändnis zu erſchweren. Denn wenn Sie auch,
meine Herren Gäſte, mancherlei von unſerer äußeren
Macht kennen gelernt haben, ſo kennen Sie doch noch
zu wenig die Grundſätze unſres Handelns, um Jhre
Freunde belehren zu können, wie ſie ſich gegen uns
zu verhalten haben. Die traurigſten Mißverſtändniſſe
ſind leicht möglich. So müſſen wir denn darauf be-
ſtehen, daß Sie uns zuerſt nach dem Mars begleiten,
da wir, unmittelbar vor Beginn des Polarwinters,
noch nicht in der Lage ſind mit Jhnen zuſammen
nach Europa aufzubrechen.‟

„Jch bin dem Herrn Repräſentanten ſehr dankbar‟,
erwiderte Saltner, „daß er uns ſo offen die Gründe
des hohen Zentralrats für ſeine Botſchaft dargelegt

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0300" n="292"/><fw place="top" type="header">Neunzehntes Kapitel.</fw><lb/>
nach der &#x017F;ittlichen Weltan&#x017F;chauung der Martier keiner<lb/>
Mittel bedienen, die das Recht der Per&#x017F;önlichkeit der<lb/>
Men&#x017F;chen verletzt hätten.</p><lb/>
          <p>Es wäre unter der Würde der Martier gewe&#x017F;en,<lb/>
wenn &#x017F;ie &#x017F;ich hinter Vorwänden hätten ver&#x017F;tecken wollen,<lb/>
nachdem der Ver&#x017F;uch, die Men&#x017F;chen durch bloße Autorität<lb/>
zu leiten, ge&#x017F;cheitert war. Jll &#x017F;agte daher:</p><lb/>
          <p>&#x201E;Es i&#x017F;t allerdings un&#x017F;re Ab&#x017F;icht, den Erd&#x017F;taaten<lb/>
un&#x017F;re Ankunft nicht eher bekannt werden zu la&#x017F;&#x017F;en, als<lb/>
bis die&#x017F;elbe wirklich erfolgt. Und zwar aus dem&#x017F;elben<lb/>
Grunde, welcher un&#x017F;re Gä&#x017F;te wün&#x017F;chen läßt, das Ent-<lb/>
gegenge&#x017F;etzte herbeizuführen und die Erd&#x017F;taaten vorzu-<lb/>
bereiten. Wir fürchten, daß gerade die lückenhaften<lb/>
Nachrichten, welche &#x017F;ie durch die hier anwe&#x017F;enden Men-<lb/>
&#x017F;chen erhalten würden, &#x017F;ie dazu veranla&#x017F;&#x017F;en könnten,<lb/>
fal&#x017F;che Maßregeln zu ergreifen und un&#x017F;er gegen&#x017F;eitiges<lb/>
Ver&#x017F;tändnis zu er&#x017F;chweren. Denn wenn Sie auch,<lb/>
meine Herren Gä&#x017F;te, mancherlei von un&#x017F;erer äußeren<lb/>
Macht kennen gelernt haben, &#x017F;o kennen Sie doch noch<lb/>
zu wenig die Grund&#x017F;ätze un&#x017F;res Handelns, um Jhre<lb/>
Freunde belehren zu können, wie &#x017F;ie &#x017F;ich gegen uns<lb/>
zu verhalten haben. Die traurig&#x017F;ten Mißver&#x017F;tändni&#x017F;&#x017F;e<lb/>
&#x017F;ind leicht möglich. So mü&#x017F;&#x017F;en wir denn darauf be-<lb/>
&#x017F;tehen, daß Sie uns zuer&#x017F;t nach dem Mars begleiten,<lb/>
da wir, unmittelbar vor Beginn des Polarwinters,<lb/>
noch nicht in der Lage &#x017F;ind mit Jhnen zu&#x017F;ammen<lb/>
nach Europa aufzubrechen.&#x201F;</p><lb/>
          <p>&#x201E;Jch bin dem Herrn Reprä&#x017F;entanten &#x017F;ehr dankbar&#x201F;,<lb/>
erwiderte Saltner, &#x201E;daß er uns &#x017F;o offen die Gründe<lb/>
des hohen Zentralrats für &#x017F;eine Bot&#x017F;chaft dargelegt<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[292/0300] Neunzehntes Kapitel. nach der ſittlichen Weltanſchauung der Martier keiner Mittel bedienen, die das Recht der Perſönlichkeit der Menſchen verletzt hätten. Es wäre unter der Würde der Martier geweſen, wenn ſie ſich hinter Vorwänden hätten verſtecken wollen, nachdem der Verſuch, die Menſchen durch bloße Autorität zu leiten, geſcheitert war. Jll ſagte daher: „Es iſt allerdings unſre Abſicht, den Erdſtaaten unſre Ankunft nicht eher bekannt werden zu laſſen, als bis dieſelbe wirklich erfolgt. Und zwar aus demſelben Grunde, welcher unſre Gäſte wünſchen läßt, das Ent- gegengeſetzte herbeizuführen und die Erdſtaaten vorzu- bereiten. Wir fürchten, daß gerade die lückenhaften Nachrichten, welche ſie durch die hier anweſenden Men- ſchen erhalten würden, ſie dazu veranlaſſen könnten, falſche Maßregeln zu ergreifen und unſer gegenſeitiges Verſtändnis zu erſchweren. Denn wenn Sie auch, meine Herren Gäſte, mancherlei von unſerer äußeren Macht kennen gelernt haben, ſo kennen Sie doch noch zu wenig die Grundſätze unſres Handelns, um Jhre Freunde belehren zu können, wie ſie ſich gegen uns zu verhalten haben. Die traurigſten Mißverſtändniſſe ſind leicht möglich. So müſſen wir denn darauf be- ſtehen, daß Sie uns zuerſt nach dem Mars begleiten, da wir, unmittelbar vor Beginn des Polarwinters, noch nicht in der Lage ſind mit Jhnen zuſammen nach Europa aufzubrechen.‟ „Jch bin dem Herrn Repräſentanten ſehr dankbar‟, erwiderte Saltner, „daß er uns ſo offen die Gründe des hohen Zentralrats für ſeine Botſchaft dargelegt

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lasswitz_planeten01_1897
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lasswitz_planeten01_1897/300
Zitationshilfe: Laßwitz, Kurd: Auf zwei Planeten. Bd. 1. Weimar, 1897, S. 292. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lasswitz_planeten01_1897/300>, abgerufen am 16.04.2024.