Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Laßwitz, Kurd: Auf zwei Planeten. Bd. 1. Weimar, 1897.

Bild:
<< vorherige Seite

Engländer und Martier.
Martier stiegen daher mit ihrem Bote schleunigst so
hoch, daß sie von den Kugeln nicht mehr gefährdet
waren, und überlegten, was zu thun sei. Sie besaßen
zwei Telelytgewehre, mit denen sie imstande gewesen
wären, aus sicherer Entfernung die ganze Mannschaft
zu vernichten oder wehrlos zu machen, um dann ihre
Kameraden zu befreien. Aber da sie sowohl selbst, der
Luftströmung wegen, nicht völlig ruhig liegen konnten,
und auch die Gefangenen mitten zwischen den Matrosen
in Bewegung waren, konnten sie aus so großer Ent-
fernung nicht auf ein sicheres Zielen und genau be-
rechenbare Wirkung vertrauen. Während sie zögerten,
wurden ihre Kameraden in das Bot gebracht, das sich
mit schnellen Ruderschlägen vom Ufer entfernte. Sie
folgten ihm in der Höhe und sahen bald das Kriegs-
schiff in der Ferne. Als sie dieses nun in schnellem
Fluge erreichen und umkreisen wollten, bemerkten sie
zu ihrem Schrecken, daß der Mechanismus des Steuer-
ruders nicht mehr völlig funktionierte. Sie konnten
ihr Bot nur langsam und in beschränkter Weise lenken.
Unter diesen Umständen beschlossen sie, so schnell wie
möglich nach der Jnsel am Pol zurückzukehren. Sie
brauchten dazu die doppelte Zeit wie gewöhnlich. Von
hier aus wurde nach der Außenstation gesprochen, von
der aus es möglich war, Jll mit seinem größerem Luft-
schiff, das zur Verteidigung wie zum Angriff mit Repulsit-
geschützen ausgerüstet war, zur Hilfe herbeizurufen.

Kapitän Keswick schüttelte bedenklich den Kopf zum
Bericht des Leutnants Prim, der es übrigens nicht
für nötig hielt, sich über seinen mißglückten Jagdver-

Engländer und Martier.
Martier ſtiegen daher mit ihrem Bote ſchleunigſt ſo
hoch, daß ſie von den Kugeln nicht mehr gefährdet
waren, und überlegten, was zu thun ſei. Sie beſaßen
zwei Telelytgewehre, mit denen ſie imſtande geweſen
wären, aus ſicherer Entfernung die ganze Mannſchaft
zu vernichten oder wehrlos zu machen, um dann ihre
Kameraden zu befreien. Aber da ſie ſowohl ſelbſt, der
Luftſtrömung wegen, nicht völlig ruhig liegen konnten,
und auch die Gefangenen mitten zwiſchen den Matroſen
in Bewegung waren, konnten ſie aus ſo großer Ent-
fernung nicht auf ein ſicheres Zielen und genau be-
rechenbare Wirkung vertrauen. Während ſie zögerten,
wurden ihre Kameraden in das Bot gebracht, das ſich
mit ſchnellen Ruderſchlägen vom Ufer entfernte. Sie
folgten ihm in der Höhe und ſahen bald das Kriegs-
ſchiff in der Ferne. Als ſie dieſes nun in ſchnellem
Fluge erreichen und umkreiſen wollten, bemerkten ſie
zu ihrem Schrecken, daß der Mechanismus des Steuer-
ruders nicht mehr völlig funktionierte. Sie konnten
ihr Bot nur langſam und in beſchränkter Weiſe lenken.
Unter dieſen Umſtänden beſchloſſen ſie, ſo ſchnell wie
möglich nach der Jnſel am Pol zurückzukehren. Sie
brauchten dazu die doppelte Zeit wie gewöhnlich. Von
hier aus wurde nach der Außenſtation geſprochen, von
der aus es möglich war, Jll mit ſeinem größerem Luft-
ſchiff, das zur Verteidigung wie zum Angriff mit Repulſit-
geſchützen ausgerüſtet war, zur Hilfe herbeizurufen.

Kapitän Keswick ſchüttelte bedenklich den Kopf zum
Bericht des Leutnants Prim, der es übrigens nicht
für nötig hielt, ſich über ſeinen mißglückten Jagdver-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0401" n="393"/><fw place="top" type="header">Engländer und Martier.</fw><lb/>
Martier &#x017F;tiegen daher mit ihrem Bote &#x017F;chleunig&#x017F;t &#x017F;o<lb/>
hoch, daß &#x017F;ie von den Kugeln nicht mehr gefährdet<lb/>
waren, und überlegten, was zu thun &#x017F;ei. Sie be&#x017F;aßen<lb/>
zwei Telelytgewehre, mit denen &#x017F;ie im&#x017F;tande gewe&#x017F;en<lb/>
wären, aus &#x017F;icherer Entfernung die ganze Mann&#x017F;chaft<lb/>
zu vernichten oder wehrlos zu machen, um dann ihre<lb/>
Kameraden zu befreien. Aber da &#x017F;ie &#x017F;owohl &#x017F;elb&#x017F;t, der<lb/>
Luft&#x017F;trömung wegen, nicht völlig ruhig liegen konnten,<lb/>
und auch die Gefangenen mitten zwi&#x017F;chen den Matro&#x017F;en<lb/>
in Bewegung waren, konnten &#x017F;ie aus &#x017F;o großer Ent-<lb/>
fernung nicht auf ein &#x017F;icheres Zielen und genau be-<lb/>
rechenbare Wirkung vertrauen. Während &#x017F;ie zögerten,<lb/>
wurden ihre Kameraden in das Bot gebracht, das &#x017F;ich<lb/>
mit &#x017F;chnellen Ruder&#x017F;chlägen vom Ufer entfernte. Sie<lb/>
folgten ihm in der Höhe und &#x017F;ahen bald das Kriegs-<lb/>
&#x017F;chiff in der Ferne. Als &#x017F;ie die&#x017F;es nun in &#x017F;chnellem<lb/>
Fluge erreichen und umkrei&#x017F;en wollten, bemerkten &#x017F;ie<lb/>
zu ihrem Schrecken, daß der Mechanismus des Steuer-<lb/>
ruders nicht mehr völlig funktionierte. Sie konnten<lb/>
ihr Bot nur lang&#x017F;am und in be&#x017F;chränkter Wei&#x017F;e lenken.<lb/>
Unter die&#x017F;en Um&#x017F;tänden be&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ie, &#x017F;o &#x017F;chnell wie<lb/>
möglich nach der Jn&#x017F;el am Pol zurückzukehren. Sie<lb/>
brauchten dazu die doppelte Zeit wie gewöhnlich. Von<lb/>
hier aus wurde nach der Außen&#x017F;tation ge&#x017F;prochen, von<lb/>
der aus es möglich war, Jll mit &#x017F;einem größerem Luft-<lb/>
&#x017F;chiff, das zur Verteidigung wie zum Angriff mit Repul&#x017F;it-<lb/>
ge&#x017F;chützen ausgerü&#x017F;tet war, zur Hilfe herbeizurufen.</p><lb/>
          <p>Kapitän Keswick &#x017F;chüttelte bedenklich den Kopf zum<lb/>
Bericht des Leutnants Prim, der es übrigens nicht<lb/>
für nötig hielt, &#x017F;ich über &#x017F;einen mißglückten Jagdver-<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[393/0401] Engländer und Martier. Martier ſtiegen daher mit ihrem Bote ſchleunigſt ſo hoch, daß ſie von den Kugeln nicht mehr gefährdet waren, und überlegten, was zu thun ſei. Sie beſaßen zwei Telelytgewehre, mit denen ſie imſtande geweſen wären, aus ſicherer Entfernung die ganze Mannſchaft zu vernichten oder wehrlos zu machen, um dann ihre Kameraden zu befreien. Aber da ſie ſowohl ſelbſt, der Luftſtrömung wegen, nicht völlig ruhig liegen konnten, und auch die Gefangenen mitten zwiſchen den Matroſen in Bewegung waren, konnten ſie aus ſo großer Ent- fernung nicht auf ein ſicheres Zielen und genau be- rechenbare Wirkung vertrauen. Während ſie zögerten, wurden ihre Kameraden in das Bot gebracht, das ſich mit ſchnellen Ruderſchlägen vom Ufer entfernte. Sie folgten ihm in der Höhe und ſahen bald das Kriegs- ſchiff in der Ferne. Als ſie dieſes nun in ſchnellem Fluge erreichen und umkreiſen wollten, bemerkten ſie zu ihrem Schrecken, daß der Mechanismus des Steuer- ruders nicht mehr völlig funktionierte. Sie konnten ihr Bot nur langſam und in beſchränkter Weiſe lenken. Unter dieſen Umſtänden beſchloſſen ſie, ſo ſchnell wie möglich nach der Jnſel am Pol zurückzukehren. Sie brauchten dazu die doppelte Zeit wie gewöhnlich. Von hier aus wurde nach der Außenſtation geſprochen, von der aus es möglich war, Jll mit ſeinem größerem Luft- ſchiff, das zur Verteidigung wie zum Angriff mit Repulſit- geſchützen ausgerüſtet war, zur Hilfe herbeizurufen. Kapitän Keswick ſchüttelte bedenklich den Kopf zum Bericht des Leutnants Prim, der es übrigens nicht für nötig hielt, ſich über ſeinen mißglückten Jagdver-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lasswitz_planeten01_1897
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lasswitz_planeten01_1897/401
Zitationshilfe: Laßwitz, Kurd: Auf zwei Planeten. Bd. 1. Weimar, 1897, S. 393. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lasswitz_planeten01_1897/401>, abgerufen am 25.04.2024.