Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Laßwitz, Kurd: Auf zwei Planeten. Bd. 1. Weimar, 1897.

Bild:
<< vorherige Seite

Sechsundzwanzigstes Kapitel.
schollen bedeckt waren, landeten die Engländer. Sie
warfen die Gefangenen rücksichtslos auf eine Scholle,
feuerten ihre Gewehre in die Luft ab, um ein Signal
zu geben, und kehrten dann schleunigst zurück an Bord
ihres Schiffes.

Sofort befahl Jll, daß das Luftschiff aufsteigen
solle, um die Genossen abzuholen. Der Weg war
nicht weit, doch lag die kleine Bucht auf der anderen
Seite des Kriegsschiffs, das man in einem Bogen um-
gehen mußte, um sich nicht etwaigem Gewehrfeuer aus-
zusetzen. Dann senkte sich das Schiff mit eingezogenen
Flügeln nahe am felsigen Abhange hinab. Hierbei
streifte es einmal bis dicht an einen Felsen und legte
sich stärker nach der Seite, als beabsichtigt war. Der
Jngenieur machte ein bedenkliches Gesicht. Es kam
bei diesen langsamen Bewegungen auf und nieder auf
die äußerste Präzision in der Funktion des diabarischen
Apparats an, und es schien ihm, als ob das Schiff
auf der linken Seite nicht mit derselben Geschwindigkeit
seine Schwere ändere, wie auf der rechten. Man war
jetzt auf der breiten Eisscholle angelangt.

Die gefangenen, nunmehr befreiten Martier befanden
sich in üblem Zustande. Sie waren zwar nicht ge-
fesselt, aber der Druck der Erdschwere, dem sie seit
achtzehn Stunden -- denn es war inzwischen Mittag
geworden -- ausgesetzt waren, die beim Kampfe und
zuletzt beim Transport erlittenen Mißhandlungen und
der Mangel an für sie genießbarer Nahrung hatten sie
körperlich schwer mitgenommen. Sie atmeten beglückt
auf, als im Jnnern des Luftschiffes ihre Leiden ge-

Sechsundzwanzigſtes Kapitel.
ſchollen bedeckt waren, landeten die Engländer. Sie
warfen die Gefangenen rückſichtslos auf eine Scholle,
feuerten ihre Gewehre in die Luft ab, um ein Signal
zu geben, und kehrten dann ſchleunigſt zurück an Bord
ihres Schiffes.

Sofort befahl Jll, daß das Luftſchiff aufſteigen
ſolle, um die Genoſſen abzuholen. Der Weg war
nicht weit, doch lag die kleine Bucht auf der anderen
Seite des Kriegsſchiffs, das man in einem Bogen um-
gehen mußte, um ſich nicht etwaigem Gewehrfeuer aus-
zuſetzen. Dann ſenkte ſich das Schiff mit eingezogenen
Flügeln nahe am felſigen Abhange hinab. Hierbei
ſtreifte es einmal bis dicht an einen Felſen und legte
ſich ſtärker nach der Seite, als beabſichtigt war. Der
Jngenieur machte ein bedenkliches Geſicht. Es kam
bei dieſen langſamen Bewegungen auf und nieder auf
die äußerſte Präziſion in der Funktion des diabariſchen
Apparats an, und es ſchien ihm, als ob das Schiff
auf der linken Seite nicht mit derſelben Geſchwindigkeit
ſeine Schwere ändere, wie auf der rechten. Man war
jetzt auf der breiten Eisſcholle angelangt.

Die gefangenen, nunmehr befreiten Martier befanden
ſich in üblem Zuſtande. Sie waren zwar nicht ge-
feſſelt, aber der Druck der Erdſchwere, dem ſie ſeit
achtzehn Stunden — denn es war inzwiſchen Mittag
geworden — ausgeſetzt waren, die beim Kampfe und
zuletzt beim Transport erlittenen Mißhandlungen und
der Mangel an für ſie genießbarer Nahrung hatten ſie
körperlich ſchwer mitgenommen. Sie atmeten beglückt
auf, als im Jnnern des Luftſchiffes ihre Leiden ge-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0424" n="416"/><fw place="top" type="header">Sechsundzwanzig&#x017F;tes Kapitel.</fw><lb/>
&#x017F;chollen bedeckt waren, landeten die Engländer. Sie<lb/>
warfen die Gefangenen rück&#x017F;ichtslos auf eine Scholle,<lb/>
feuerten ihre Gewehre in die Luft ab, um ein Signal<lb/>
zu geben, und kehrten dann &#x017F;chleunig&#x017F;t zurück an Bord<lb/>
ihres Schiffes.</p><lb/>
          <p>Sofort befahl Jll, daß das Luft&#x017F;chiff auf&#x017F;teigen<lb/>
&#x017F;olle, um die Geno&#x017F;&#x017F;en abzuholen. Der Weg war<lb/>
nicht weit, doch lag die kleine Bucht auf der anderen<lb/>
Seite des Kriegs&#x017F;chiffs, das man in einem Bogen um-<lb/>
gehen mußte, um &#x017F;ich nicht etwaigem Gewehrfeuer aus-<lb/>
zu&#x017F;etzen. Dann &#x017F;enkte &#x017F;ich das Schiff mit eingezogenen<lb/>
Flügeln nahe am fel&#x017F;igen Abhange hinab. Hierbei<lb/>
&#x017F;treifte es einmal bis dicht an einen Fel&#x017F;en und legte<lb/>
&#x017F;ich &#x017F;tärker nach der Seite, als beab&#x017F;ichtigt war. Der<lb/>
Jngenieur machte ein bedenkliches Ge&#x017F;icht. Es kam<lb/>
bei die&#x017F;en lang&#x017F;amen Bewegungen auf und nieder auf<lb/>
die äußer&#x017F;te Präzi&#x017F;ion in der Funktion des diabari&#x017F;chen<lb/>
Apparats an, und es &#x017F;chien ihm, als ob das Schiff<lb/>
auf der linken Seite nicht mit der&#x017F;elben Ge&#x017F;chwindigkeit<lb/>
&#x017F;eine Schwere ändere, wie auf der rechten. Man war<lb/>
jetzt auf der breiten Eis&#x017F;cholle angelangt.</p><lb/>
          <p>Die gefangenen, nunmehr befreiten Martier befanden<lb/>
&#x017F;ich in üblem Zu&#x017F;tande. Sie waren zwar nicht ge-<lb/>
fe&#x017F;&#x017F;elt, aber der Druck der Erd&#x017F;chwere, dem &#x017F;ie &#x017F;eit<lb/>
achtzehn Stunden &#x2014; denn es war inzwi&#x017F;chen Mittag<lb/>
geworden &#x2014; ausge&#x017F;etzt waren, die beim Kampfe und<lb/>
zuletzt beim Transport erlittenen Mißhandlungen und<lb/>
der Mangel an für &#x017F;ie genießbarer Nahrung hatten &#x017F;ie<lb/>
körperlich &#x017F;chwer mitgenommen. Sie atmeten beglückt<lb/>
auf, als im Jnnern des Luft&#x017F;chiffes ihre Leiden ge-<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[416/0424] Sechsundzwanzigſtes Kapitel. ſchollen bedeckt waren, landeten die Engländer. Sie warfen die Gefangenen rückſichtslos auf eine Scholle, feuerten ihre Gewehre in die Luft ab, um ein Signal zu geben, und kehrten dann ſchleunigſt zurück an Bord ihres Schiffes. Sofort befahl Jll, daß das Luftſchiff aufſteigen ſolle, um die Genoſſen abzuholen. Der Weg war nicht weit, doch lag die kleine Bucht auf der anderen Seite des Kriegsſchiffs, das man in einem Bogen um- gehen mußte, um ſich nicht etwaigem Gewehrfeuer aus- zuſetzen. Dann ſenkte ſich das Schiff mit eingezogenen Flügeln nahe am felſigen Abhange hinab. Hierbei ſtreifte es einmal bis dicht an einen Felſen und legte ſich ſtärker nach der Seite, als beabſichtigt war. Der Jngenieur machte ein bedenkliches Geſicht. Es kam bei dieſen langſamen Bewegungen auf und nieder auf die äußerſte Präziſion in der Funktion des diabariſchen Apparats an, und es ſchien ihm, als ob das Schiff auf der linken Seite nicht mit derſelben Geſchwindigkeit ſeine Schwere ändere, wie auf der rechten. Man war jetzt auf der breiten Eisſcholle angelangt. Die gefangenen, nunmehr befreiten Martier befanden ſich in üblem Zuſtande. Sie waren zwar nicht ge- feſſelt, aber der Druck der Erdſchwere, dem ſie ſeit achtzehn Stunden — denn es war inzwiſchen Mittag geworden — ausgeſetzt waren, die beim Kampfe und zuletzt beim Transport erlittenen Mißhandlungen und der Mangel an für ſie genießbarer Nahrung hatten ſie körperlich ſchwer mitgenommen. Sie atmeten beglückt auf, als im Jnnern des Luftſchiffes ihre Leiden ge-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lasswitz_planeten01_1897
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lasswitz_planeten01_1897/424
Zitationshilfe: Laßwitz, Kurd: Auf zwei Planeten. Bd. 1. Weimar, 1897, S. 416. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lasswitz_planeten01_1897/424>, abgerufen am 19.04.2024.