speist wurde. Die Konstruktion war so angelegt, daß die Kraftlinien sich um den Ring konzentrierten und dieser, der Schwerkraft entgegen, schwebend gehalten wurde. Daß dies genau in der Entfernung des Erd- halbmessers vom Pole geschah, hing mit einer Be- ziehung zwischen Elektromagnetismus und Schwere zusammen, infolge deren sich gerade an dieser Stelle eine Art Knotenpunkt für die Wellenbewegung beider Kräfte zu bilden vermochte und das Gleichgewicht er- möglichte.
Allerdings wurde durch eine Reihe komplizierter und höchst scharfsinnig ausgedachter Kontrollapparate dafür gesorgt, daß alle Schwankungen der Energie- mengen zur rechten Zeit ausgeglichen wurden. Einen solchen Apparat aufzustellen wäre indessen an keinem anderen Punkte der Erde möglich gewesen, als in der Verlängerung ihrer Rotationsaxe, also über dem Nord- pol oder über dem Südpol. Denn an jeder andern Stelle hätte, abgesehen von tiefer liegenden Schwierig- keiten, die Verschiebung der Erdoberfläche infolge der täglichen Umdrehung der Erde unüberwindbare Hinder- nisse für die Herstellung des Gleichgewichts zwischen der Schwerkraft und dem Elektromagneten geboten; auch hätte die gleichmäßige Sonnenstrahlung gefehlt. Der Pol bietet aber in jeder Hinsicht die einfachsten Verhältnisse -- wenn es gelingt, bis zu ihm zu ge- langen.
Nun, die unübertroffenen Jngenieure der Jnsel und des Ringes waren einmal da. Aber wo kamen sie her? Wie waren sie dorthin gelangt, ohne daß
Drittes Kapitel.
ſpeiſt wurde. Die Konſtruktion war ſo angelegt, daß die Kraftlinien ſich um den Ring konzentrierten und dieſer, der Schwerkraft entgegen, ſchwebend gehalten wurde. Daß dies genau in der Entfernung des Erd- halbmeſſers vom Pole geſchah, hing mit einer Be- ziehung zwiſchen Elektromagnetismus und Schwere zuſammen, infolge deren ſich gerade an dieſer Stelle eine Art Knotenpunkt für die Wellenbewegung beider Kräfte zu bilden vermochte und das Gleichgewicht er- möglichte.
Allerdings wurde durch eine Reihe komplizierter und höchſt ſcharfſinnig ausgedachter Kontrollapparate dafür geſorgt, daß alle Schwankungen der Energie- mengen zur rechten Zeit ausgeglichen wurden. Einen ſolchen Apparat aufzuſtellen wäre indeſſen an keinem anderen Punkte der Erde möglich geweſen, als in der Verlängerung ihrer Rotationsaxe, alſo über dem Nord- pol oder über dem Südpol. Denn an jeder andern Stelle hätte, abgeſehen von tiefer liegenden Schwierig- keiten, die Verſchiebung der Erdoberfläche infolge der täglichen Umdrehung der Erde unüberwindbare Hinder- niſſe für die Herſtellung des Gleichgewichts zwiſchen der Schwerkraft und dem Elektromagneten geboten; auch hätte die gleichmäßige Sonnenſtrahlung gefehlt. Der Pol bietet aber in jeder Hinſicht die einfachſten Verhältniſſe — wenn es gelingt, bis zu ihm zu ge- langen.
Nun, die unübertroffenen Jngenieure der Jnſel und des Ringes waren einmal da. Aber wo kamen ſie her? Wie waren ſie dorthin gelangt, ohne daß
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Drittes Kapitel.
ſpeiſt wurde. Die Konſtruktion war ſo angelegt, daß
die Kraftlinien ſich um den Ring konzentrierten und
dieſer, der Schwerkraft entgegen, ſchwebend gehalten
wurde. Daß dies genau in der Entfernung des Erd-
halbmeſſers vom Pole geſchah, hing mit einer Be-
ziehung zwiſchen Elektromagnetismus und Schwere
zuſammen, infolge deren ſich gerade an dieſer Stelle
eine Art Knotenpunkt für die Wellenbewegung beider
Kräfte zu bilden vermochte und das Gleichgewicht er-
möglichte.
Allerdings wurde durch eine Reihe komplizierter
und höchſt ſcharfſinnig ausgedachter Kontrollapparate
dafür geſorgt, daß alle Schwankungen der Energie-
mengen zur rechten Zeit ausgeglichen wurden. Einen
ſolchen Apparat aufzuſtellen wäre indeſſen an keinem
anderen Punkte der Erde möglich geweſen, als in der
Verlängerung ihrer Rotationsaxe, alſo über dem Nord-
pol oder über dem Südpol. Denn an jeder andern
Stelle hätte, abgeſehen von tiefer liegenden Schwierig-
keiten, die Verſchiebung der Erdoberfläche infolge der
täglichen Umdrehung der Erde unüberwindbare Hinder-
niſſe für die Herſtellung des Gleichgewichts zwiſchen
der Schwerkraft und dem Elektromagneten geboten;
auch hätte die gleichmäßige Sonnenſtrahlung gefehlt.
Der Pol bietet aber in jeder Hinſicht die einfachſten
Verhältniſſe — wenn es gelingt, bis zu ihm zu ge-
langen.
Nun, die unübertroffenen Jngenieure der Jnſel
und des Ringes waren einmal da. Aber wo kamen
ſie her? Wie waren ſie dorthin gelangt, ohne daß
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Laßwitz, Kurd: Auf zwei Planeten. Bd. 1. Weimar, 1897, S. 42. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lasswitz_planeten01_1897/50>, abgerufen am 29.05.2023.
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