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Laube, Heinrich: Das junge Europa. Bd. 1, 1. Leipzig, 1833.

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zugeschnürter Kehle, und denke an die Poesie wie an
eine verbotne Frucht. Neben der pupillarischen Sub¬
stitution, der Intestat-Erbfolge und der querela inoffi¬
ciosi testamenti geht mir der Bernhard von Weimar
sporenklirrend im Kopf herum, nur seh ich zu viel
Schwierigkeiten, den Mann dramatisch zu besiegen. Giebt's
im poetischen Vereine viel Neues? Ich habe sehr wenig
gemacht und bin nur einmal aus diesem Sibirien nach
Spanien gegangen.

Uhland scheint wieder zu erwachen; ich habe schon
hin und wieder Kleinigkeiten von ihm gelesen -- das
wäre für mich von großer Wichtigkeit, deuu er veredelt
und erhebt mich immer sehr: mein demokratisches Trei¬
ben grinset mich zuweilen ein Wenig an, nur in ihm
ist es ewig schön, ja ist es das Urschöne.

Dem Fähndrich Pistol, meinem lüderlichen Hyppo¬
lit gieb die Beilage, grüß den William und die böoti¬
ichen Brüder und lebe wohl -- hörst Du, lebe wohl! --

A propos, ich verweise Dich auf das Abenteuer,
was Du am Schluß des beiliegenden Briefes findest;
ich sehe Dein Stirnrunzeln und Deine drohende Unter¬
lippe und höre des finstern William grollende Worte:
"Es ist und bleibt ein rohes Volk." -- ich hoffe, Du

zugeſchnürter Kehle, und denke an die Poeſie wie an
eine verbotne Frucht. Neben der pupillariſchen Sub¬
ſtitution, der Inteſtat-Erbfolge und der querela inoffi¬
ciosi testamenti geht mir der Bernhard von Weimar
ſporenklirrend im Kopf herum, nur ſeh ich zu viel
Schwierigkeiten, den Mann dramatiſch zu beſiegen. Giebt's
im poetiſchen Vereine viel Neues? Ich habe ſehr wenig
gemacht und bin nur einmal aus dieſem Sibirien nach
Spanien gegangen.

Uhland ſcheint wieder zu erwachen; ich habe ſchon
hin und wieder Kleinigkeiten von ihm geleſen — das
wäre für mich von großer Wichtigkeit, deuu er veredelt
und erhebt mich immer ſehr: mein demokratiſches Trei¬
ben grinſet mich zuweilen ein Wenig an, nur in ihm
iſt es ewig ſchön, ja iſt es das Urſchöne.

Dem Fähndrich Piſtol, meinem lüderlichen Hyppo¬
lit gieb die Beilage, grüß den William und die böoti¬
ichen Brüder und lebe wohl — hörſt Du, lebe wohl! —

A propos, ich verweiſe Dich auf das Abenteuer,
was Du am Schluß des beiliegenden Briefes findeſt;
ich ſehe Dein Stirnrunzeln und Deine drohende Unter¬
lippe und höre des finſtern William grollende Worte:
„Es iſt und bleibt ein rohes Volk.“ — ich hoffe, Du

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[4/0014] zugeſchnürter Kehle, und denke an die Poeſie wie an eine verbotne Frucht. Neben der pupillariſchen Sub¬ ſtitution, der Inteſtat-Erbfolge und der querela inoffi¬ ciosi testamenti geht mir der Bernhard von Weimar ſporenklirrend im Kopf herum, nur ſeh ich zu viel Schwierigkeiten, den Mann dramatiſch zu beſiegen. Giebt's im poetiſchen Vereine viel Neues? Ich habe ſehr wenig gemacht und bin nur einmal aus dieſem Sibirien nach Spanien gegangen. Uhland ſcheint wieder zu erwachen; ich habe ſchon hin und wieder Kleinigkeiten von ihm geleſen — das wäre für mich von großer Wichtigkeit, deuu er veredelt und erhebt mich immer ſehr: mein demokratiſches Trei¬ ben grinſet mich zuweilen ein Wenig an, nur in ihm iſt es ewig ſchön, ja iſt es das Urſchöne. Dem Fähndrich Piſtol, meinem lüderlichen Hyppo¬ lit gieb die Beilage, grüß den William und die böoti¬ ichen Brüder und lebe wohl — hörſt Du, lebe wohl! — A propos, ich verweiſe Dich auf das Abenteuer, was Du am Schluß des beiliegenden Briefes findeſt; ich ſehe Dein Stirnrunzeln und Deine drohende Unter¬ lippe und höre des finſtern William grollende Worte: „Es iſt und bleibt ein rohes Volk.“ — ich hoffe, Du

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Zitationshilfe: Laube, Heinrich: Das junge Europa. Bd. 1, 1. Leipzig, 1833, S. 4. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laube_europa0101_1833/14>, abgerufen am 24.04.2024.