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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 1. Halle, 1792.

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vertilgt werden. Es sind immer einige angesehne
und reiche junge Leute in denselben; und diese haben
Anhang. Nun mag das Curatorium oder der Lan-
desherr noch so scharfe Edicte wider sie ergehen las-
sen -- man stellt wohl Untersuchungen an; aber die
endigen sich mit Geldstrafen, und der Orden wird
stärker, als zuvor. Auch hiervon hat man Beispiele
die Menge.

Aber da doch der Schaden, welchen die Orden
unter jungen Leuten stiften, unermeßlich ist: da diese
Verbindungen die Jünglinge von Fleiß und Subor-
dination abbringen: da sie ihnen aufwiegelnde
Grundsätze von Ehr' und Schande einflößen, da-
durch sie einen Staat im Staate bilden lehren, un-
verträglicher machen und so gleichsam ein Bellum
omnium contra omnes
unterhalten: da sie sich
einander auf Abwege führen, in Gefahren stürzen,
und schändlich ums Geld prellen, und dabei auch
nicht den geringsten wahren Nutzen aufweisen kön-
nen; so wäre es durchaus der Mühe werth, ein
Mittel auszusinnen, wie diese Art von Verbindun-
gen könnte gestöhrt werden. Gesetze, Verbote,
Strafen, Karcer und Relegation enthalten dies Mit-
tel nicht; noch weniger die so häufig angewandten
Geldstrafen: das hat die Erfahrung gelehrt. Es
giebt aber doch eins dergleichen; nur ist hier der Ort
nicht, davon weiter zu reden. Vielleicht liegt auch

vertilgt werden. Es ſind immer einige angeſehne
und reiche junge Leute in denſelben; und dieſe haben
Anhang. Nun mag das Curatorium oder der Lan-
desherr noch ſo ſcharfe Edicte wider ſie ergehen laſ-
ſen — man ſtellt wohl Unterſuchungen an; aber die
endigen ſich mit Geldſtrafen, und der Orden wird
ſtaͤrker, als zuvor. Auch hiervon hat man Beiſpiele
die Menge.

Aber da doch der Schaden, welchen die Orden
unter jungen Leuten ſtiften, unermeßlich iſt: da dieſe
Verbindungen die Juͤnglinge von Fleiß und Subor-
dination abbringen: da ſie ihnen aufwiegelnde
Grundſaͤtze von Ehr' und Schande einfloͤßen, da-
durch ſie einen Staat im Staate bilden lehren, un-
vertraͤglicher machen und ſo gleichſam ein Bellum
omnium contra omnes
unterhalten: da ſie ſich
einander auf Abwege fuͤhren, in Gefahren ſtuͤrzen,
und ſchaͤndlich ums Geld prellen, und dabei auch
nicht den geringſten wahren Nutzen aufweiſen koͤn-
nen; ſo waͤre es durchaus der Muͤhe werth, ein
Mittel auszuſinnen, wie dieſe Art von Verbindun-
gen koͤnnte geſtoͤhrt werden. Geſetze, Verbote,
Strafen, Karcer und Relegation enthalten dies Mit-
tel nicht; noch weniger die ſo haͤufig angewandten
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[166/0180] vertilgt werden. Es ſind immer einige angeſehne und reiche junge Leute in denſelben; und dieſe haben Anhang. Nun mag das Curatorium oder der Lan- desherr noch ſo ſcharfe Edicte wider ſie ergehen laſ- ſen — man ſtellt wohl Unterſuchungen an; aber die endigen ſich mit Geldſtrafen, und der Orden wird ſtaͤrker, als zuvor. Auch hiervon hat man Beiſpiele die Menge. Aber da doch der Schaden, welchen die Orden unter jungen Leuten ſtiften, unermeßlich iſt: da dieſe Verbindungen die Juͤnglinge von Fleiß und Subor- dination abbringen: da ſie ihnen aufwiegelnde Grundſaͤtze von Ehr' und Schande einfloͤßen, da- durch ſie einen Staat im Staate bilden lehren, un- vertraͤglicher machen und ſo gleichſam ein Bellum omnium contra omnes unterhalten: da ſie ſich einander auf Abwege fuͤhren, in Gefahren ſtuͤrzen, und ſchaͤndlich ums Geld prellen, und dabei auch nicht den geringſten wahren Nutzen aufweiſen koͤn- nen; ſo waͤre es durchaus der Muͤhe werth, ein Mittel auszuſinnen, wie dieſe Art von Verbindun- gen koͤnnte geſtoͤhrt werden. Geſetze, Verbote, Strafen, Karcer und Relegation enthalten dies Mit- tel nicht; noch weniger die ſo haͤufig angewandten Geldſtrafen: das hat die Erfahrung gelehrt. Es giebt aber doch eins dergleichen; nur iſt hier der Ort nicht, davon weiter zu reden. Vielleicht liegt auch

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Zitationshilfe: Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 1. Halle, 1792, S. 166. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben01_1792/180>, abgerufen am 28.03.2024.