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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 1. Halle, 1792.

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schenfreund sich meiner annahm! Wer war froher,
als ich! Tages darauf verließ ich Frankfurt, und
kam wohlbehalten nach einigen Tagen bei meinen
Eltern an.

Sieben und zwanzigstes Kapitel.

Examen. Göttingen.



Mein Vater hätte wohl viel Ursache gehabt, mich
mit einem tüchtigen Wischer zu bewillkommen, um
so mehr, da ich eine weit stärkere Summe zum Ab-
schiedswechsel gefordert hatte, als er erwartete: aus-
serdem waren ihm auch mehrere meiner Stückchen
bekannt geworden, besonders die Eulerkappereien.
Aber mein Vater erklärte gern alles aufs beste, und
so machte ers auch hier: er entschuldigte mich bei
sich selbst, und empfing mich mit freundlichem Ge-
sicht.

Die ersten Tage gingen ruhig vorbei: dann
nahm er mich auf sein Stübchen, um, wie er sagte,
zu sehen, ob ich was wüßte, oder ob Oehl und Ar-
beit verloren sey? Ich bestund aber in seinem Exa-
men so gut, daß er mehrmals ausrief: non me
poenitet pecuniae, quam in tua studia impendi

ſchenfreund ſich meiner annahm! Wer war froher,
als ich! Tages darauf verließ ich Frankfurt, und
kam wohlbehalten nach einigen Tagen bei meinen
Eltern an.

Sieben und zwanzigſtes Kapitel.

Examen. Goͤttingen.



Mein Vater haͤtte wohl viel Urſache gehabt, mich
mit einem tuͤchtigen Wiſcher zu bewillkommen, um
ſo mehr, da ich eine weit ſtaͤrkere Summe zum Ab-
ſchiedswechſel gefordert hatte, als er erwartete: auſ-
ſerdem waren ihm auch mehrere meiner Stuͤckchen
bekannt geworden, beſonders die Eulerkappereien.
Aber mein Vater erklaͤrte gern alles aufs beſte, und
ſo machte ers auch hier: er entſchuldigte mich bei
ſich ſelbſt, und empfing mich mit freundlichem Ge-
ſicht.

Die erſten Tage gingen ruhig vorbei: dann
nahm er mich auf ſein Stuͤbchen, um, wie er ſagte,
zu ſehen, ob ich was wuͤßte, oder ob Oehl und Ar-
beit verloren ſey? Ich beſtund aber in ſeinem Exa-
men ſo gut, daß er mehrmals ausrief: non me
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[246/0260] ſchenfreund ſich meiner annahm! Wer war froher, als ich! Tages darauf verließ ich Frankfurt, und kam wohlbehalten nach einigen Tagen bei meinen Eltern an. Sieben und zwanzigſtes Kapitel. Examen. Goͤttingen. Mein Vater haͤtte wohl viel Urſache gehabt, mich mit einem tuͤchtigen Wiſcher zu bewillkommen, um ſo mehr, da ich eine weit ſtaͤrkere Summe zum Ab- ſchiedswechſel gefordert hatte, als er erwartete: auſ- ſerdem waren ihm auch mehrere meiner Stuͤckchen bekannt geworden, beſonders die Eulerkappereien. Aber mein Vater erklaͤrte gern alles aufs beſte, und ſo machte ers auch hier: er entſchuldigte mich bei ſich ſelbſt, und empfing mich mit freundlichem Ge- ſicht. Die erſten Tage gingen ruhig vorbei: dann nahm er mich auf ſein Stuͤbchen, um, wie er ſagte, zu ſehen, ob ich was wuͤßte, oder ob Oehl und Ar- beit verloren ſey? Ich beſtund aber in ſeinem Exa- men ſo gut, daß er mehrmals ausrief: non me poenitet pecuniae, quam in tua ſtudia impendi

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Zitationshilfe: Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 1. Halle, 1792, S. 246. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben01_1792/260>, abgerufen am 28.03.2024.