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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 1. Halle, 1792.

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Reden über Religion und Gottesdienst zu enthalten.
Dabei blieb es für dasmal.

Wenn ich einen Roman schreiben wollte, so
könnte ich alle meine Unglücksfälle ganz kommode,
wie Herr Bahrdt, den Pfaffen in die Schuhe schüt-
ten, und mich schneeweis brennen. Allein, ob mich
gleich giftige orthodoxe Ochsen von Pfaffen genug ge-
druckt und gestoßen haben; so muß ich doch bekennen
daß die Hauptschuld meiner Unfälle auf mich kommt.
Wäre ich behutsamer gewesen, und hätte ich das
Weinglas weniger geliebt, -- alle Pfaffen, alle
Hahns, Wagner, Fliedner, Schukmann, und der-
gleichen Gesindel würden mir nichts geschadet haben.
Aber so. -- Doch ich muß nur weiter erzählen,
nachdem ich mit Fleiß in diesem Kapitel mehrere
Dinge zusammen gestellt habe, welche in mehrere
Jahre, nämlich in die 1780 und 1781 gehören.
Alles that ich, um nicht jeden Augenblick von mei-
ner Ketzerei sprechen zu müssen.

Zwei und Dreissigstes Kapitel.

Aussichten ins Darmstädtische!



Mein Vater war ein geborner Darmstädter und
hatte in diesem Lande viel Freunde und Verwandten,

Reden uͤber Religion und Gottesdienſt zu enthalten.
Dabei blieb es fuͤr dasmal.

Wenn ich einen Roman ſchreiben wollte, ſo
koͤnnte ich alle meine Ungluͤcksfaͤlle ganz kommode,
wie Herr Bahrdt, den Pfaffen in die Schuhe ſchuͤt-
ten, und mich ſchneeweis brennen. Allein, ob mich
gleich giftige orthodoxe Ochſen von Pfaffen genug ge-
druckt und geſtoßen haben; ſo muß ich doch bekennen
daß die Hauptſchuld meiner Unfaͤlle auf mich kommt.
Waͤre ich behutſamer geweſen, und haͤtte ich das
Weinglas weniger geliebt, — alle Pfaffen, alle
Hahns, Wagner, Fliedner, Schukmann, und der-
gleichen Geſindel wuͤrden mir nichts geſchadet haben.
Aber ſo. — Doch ich muß nur weiter erzaͤhlen,
nachdem ich mit Fleiß in dieſem Kapitel mehrere
Dinge zuſammen geſtellt habe, welche in mehrere
Jahre, naͤmlich in die 1780 und 1781 gehoͤren.
Alles that ich, um nicht jeden Augenblick von mei-
ner Ketzerei ſprechen zu muͤſſen.

Zwei und Dreiſſigſtes Kapitel.

Ausſichten ins Darmſtaͤdtiſche!



Mein Vater war ein geborner Darmſtaͤdter und
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[310/0324] Reden uͤber Religion und Gottesdienſt zu enthalten. Dabei blieb es fuͤr dasmal. Wenn ich einen Roman ſchreiben wollte, ſo koͤnnte ich alle meine Ungluͤcksfaͤlle ganz kommode, wie Herr Bahrdt, den Pfaffen in die Schuhe ſchuͤt- ten, und mich ſchneeweis brennen. Allein, ob mich gleich giftige orthodoxe Ochſen von Pfaffen genug ge- druckt und geſtoßen haben; ſo muß ich doch bekennen daß die Hauptſchuld meiner Unfaͤlle auf mich kommt. Waͤre ich behutſamer geweſen, und haͤtte ich das Weinglas weniger geliebt, — alle Pfaffen, alle Hahns, Wagner, Fliedner, Schukmann, und der- gleichen Geſindel wuͤrden mir nichts geſchadet haben. Aber ſo. — Doch ich muß nur weiter erzaͤhlen, nachdem ich mit Fleiß in dieſem Kapitel mehrere Dinge zuſammen geſtellt habe, welche in mehrere Jahre, naͤmlich in die 1780 und 1781 gehoͤren. Alles that ich, um nicht jeden Augenblick von mei- ner Ketzerei ſprechen zu muͤſſen. Zwei und Dreiſſigſtes Kapitel. Ausſichten ins Darmſtaͤdtiſche! Mein Vater war ein geborner Darmſtaͤdter und hatte in dieſem Lande viel Freunde und Verwandten,

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Zitationshilfe: Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 1. Halle, 1792, S. 310. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben01_1792/324>, abgerufen am 28.03.2024.