Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 1. Halle, 1792.

Bild:
<< vorherige Seite

von 200 Dukaten, oder 1000 Rheinischen Gulden,
erhalten sollte. -- Brandenburger besuchte mich
gleich den Tag nach meiner Ankunft in Mainz, und
erzählte mir mit Entzücken, daß er, wie er sich aus-
drückte, ein gewaltiges Mensch für mich aufgetrieben
hätte, dessen Vermögen an barem Gelde sich an 6000
Gulden beliefe. Es war eine Müllerstochter im In-
gelheimer Grund. Brandenburger wollte haben,
daß ich, um die Sache bald in Richtigkeit zu brin-
gen, sogleich mit ihm herausgehen sollte; aber ich
hatte keine Lust dazu, weil er als mein Freiwerber
und Unterhändler ein zu jämmerlicher Schuft war.
Besprochen hatte er den Müller wirklich meinetwe-
gen, auch fürchterlich von mir aufgeschnitten: dies
hörte ich nachher von andern. Das Band der Ehe
muß mir damals aber eben so wenig als jetzt bestimmt
gewesen seyn; sonst wäre aus der Sache wohl etwas
geworden. Doch ich muß nun weiter gehen.

So stand die Sache mit der Pfarrei in Fran-
ken, die ich hätte erlangen und bei der ich ein be-
stimmtes und ruhiges Leben hätte führen können,
wenn nicht eigener Leichtsinn, Verabsäumung gün-
stiger Gelegenheiten, und endlich Kabalen Anderer
mich immer weiter und weiter, wie die Folge meiner
Geschichte zeigen wird, von meinem irrdischen Ziele
entfernt hätten.


von 200 Dukaten, oder 1000 Rheiniſchen Gulden,
erhalten ſollte. — Brandenburger beſuchte mich
gleich den Tag nach meiner Ankunft in Mainz, und
erzaͤhlte mir mit Entzuͤcken, daß er, wie er ſich aus-
druͤckte, ein gewaltiges Menſch fuͤr mich aufgetrieben
haͤtte, deſſen Vermoͤgen an barem Gelde ſich an 6000
Gulden beliefe. Es war eine Muͤllerstochter im In-
gelheimer Grund. Brandenburger wollte haben,
daß ich, um die Sache bald in Richtigkeit zu brin-
gen, ſogleich mit ihm herausgehen ſollte; aber ich
hatte keine Luſt dazu, weil er als mein Freiwerber
und Unterhaͤndler ein zu jaͤmmerlicher Schuft war.
Beſprochen hatte er den Muͤller wirklich meinetwe-
gen, auch fuͤrchterlich von mir aufgeſchnitten: dies
hoͤrte ich nachher von andern. Das Band der Ehe
muß mir damals aber eben ſo wenig als jetzt beſtimmt
geweſen ſeyn; ſonſt waͤre aus der Sache wohl etwas
geworden. Doch ich muß nun weiter gehen.

So ſtand die Sache mit der Pfarrei in Fran-
ken, die ich haͤtte erlangen und bei der ich ein be-
ſtimmtes und ruhiges Leben haͤtte fuͤhren koͤnnen,
wenn nicht eigener Leichtſinn, Verabſaͤumung guͤn-
ſtiger Gelegenheiten, und endlich Kabalen Anderer
mich immer weiter und weiter, wie die Folge meiner
Geſchichte zeigen wird, von meinem irrdiſchen Ziele
entfernt haͤtten.


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0377" n="363"/>
von 200 Dukaten, oder 1000 Rheini&#x017F;chen Gulden,<lb/>
erhalten &#x017F;ollte. &#x2014; Brandenburger be&#x017F;uchte mich<lb/>
gleich den Tag nach meiner Ankunft in Mainz, und<lb/>
erza&#x0364;hlte mir mit Entzu&#x0364;cken, daß er, wie er &#x017F;ich aus-<lb/>
dru&#x0364;ckte, ein gewaltiges Men&#x017F;ch fu&#x0364;r mich aufgetrieben<lb/>
ha&#x0364;tte, de&#x017F;&#x017F;en Vermo&#x0364;gen an barem Gelde &#x017F;ich an 6000<lb/>
Gulden beliefe. Es war eine Mu&#x0364;llerstochter im In-<lb/>
gelheimer Grund. Brandenburger wollte haben,<lb/>
daß ich, um die Sache bald in Richtigkeit zu brin-<lb/>
gen, &#x017F;ogleich mit ihm herausgehen &#x017F;ollte; aber ich<lb/>
hatte keine Lu&#x017F;t dazu, weil er als mein Freiwerber<lb/>
und Unterha&#x0364;ndler ein zu ja&#x0364;mmerlicher Schuft war.<lb/>
Be&#x017F;prochen hatte er den Mu&#x0364;ller wirklich meinetwe-<lb/>
gen, auch fu&#x0364;rchterlich von mir aufge&#x017F;chnitten: dies<lb/>
ho&#x0364;rte ich nachher von andern. Das Band der Ehe<lb/>
muß mir damals aber eben &#x017F;o wenig als jetzt be&#x017F;timmt<lb/>
gewe&#x017F;en &#x017F;eyn; &#x017F;on&#x017F;t wa&#x0364;re aus der Sache wohl etwas<lb/>
geworden. Doch ich muß nun weiter gehen.</p><lb/>
        <p>So &#x017F;tand die Sache mit der Pfarrei in Fran-<lb/>
ken, die ich ha&#x0364;tte erlangen und bei der ich ein be-<lb/>
&#x017F;timmtes und ruhiges Leben ha&#x0364;tte fu&#x0364;hren ko&#x0364;nnen,<lb/>
wenn nicht eigener Leicht&#x017F;inn, Verab&#x017F;a&#x0364;umung gu&#x0364;n-<lb/>
&#x017F;tiger Gelegenheiten, und endlich Kabalen Anderer<lb/>
mich immer weiter und weiter, wie die Folge meiner<lb/>
Ge&#x017F;chichte zeigen wird, von meinem irrdi&#x017F;chen Ziele<lb/>
entfernt ha&#x0364;tten.</p>
      </div><lb/>
    </body>
  </text>
</TEI>
[363/0377] von 200 Dukaten, oder 1000 Rheiniſchen Gulden, erhalten ſollte. — Brandenburger beſuchte mich gleich den Tag nach meiner Ankunft in Mainz, und erzaͤhlte mir mit Entzuͤcken, daß er, wie er ſich aus- druͤckte, ein gewaltiges Menſch fuͤr mich aufgetrieben haͤtte, deſſen Vermoͤgen an barem Gelde ſich an 6000 Gulden beliefe. Es war eine Muͤllerstochter im In- gelheimer Grund. Brandenburger wollte haben, daß ich, um die Sache bald in Richtigkeit zu brin- gen, ſogleich mit ihm herausgehen ſollte; aber ich hatte keine Luſt dazu, weil er als mein Freiwerber und Unterhaͤndler ein zu jaͤmmerlicher Schuft war. Beſprochen hatte er den Muͤller wirklich meinetwe- gen, auch fuͤrchterlich von mir aufgeſchnitten: dies hoͤrte ich nachher von andern. Das Band der Ehe muß mir damals aber eben ſo wenig als jetzt beſtimmt geweſen ſeyn; ſonſt waͤre aus der Sache wohl etwas geworden. Doch ich muß nun weiter gehen. So ſtand die Sache mit der Pfarrei in Fran- ken, die ich haͤtte erlangen und bei der ich ein be- ſtimmtes und ruhiges Leben haͤtte fuͤhren koͤnnen, wenn nicht eigener Leichtſinn, Verabſaͤumung guͤn- ſtiger Gelegenheiten, und endlich Kabalen Anderer mich immer weiter und weiter, wie die Folge meiner Geſchichte zeigen wird, von meinem irrdiſchen Ziele entfernt haͤtten.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben01_1792
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben01_1792/377
Zitationshilfe: Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 1. Halle, 1792, S. 363. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben01_1792/377>, abgerufen am 25.04.2024.