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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 2. Halle, 1792.

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gleich mit seinem Vater niemals zufrieden war, wie
ich schon im ersten Theile berichtet habe, so konnte
ich doch diesen jungen Herrn Koch gut leiden, und
war ihm wirklich gewogen, mehr als seinem Bruder.
Er blieb ohngefähr acht Tage bei mir, und nahm
hernach seinen Rückweg über Göttingen nach Gießen.
Von ihm hörte ich damals, wie es in Gießen her-
ging, und bedauerte, daß die Universität von Zeit
zu Zeit herabsank. Es konnte auch nicht anders
seyn, da man die Lehrstellen mit immer traurigern
Subjecten besetzte. Herr Rosenmüller war
zwar an D. Benners Stelle gekommen; verließ aber
bald nachher Gießen, um eine Professur in Leipzig
anzutreten. Hierauf ward Freund Bechthold erster
Professor der Theologie! -- So ging es auch in
den andern Fakultäten, bis endlich in ganz neuern
Zeiten bessere Männer angestellt wurden, z. B. Herr
Roos und Herr Schmid. --

Im Sommer dieses Jahres habe ich wieder
eine Liebschaft gestiftet; bin aber schön angekommen!
In Reideburg lernte ich die Tochter eines Sächsischen
Amtmanns kennen, welche an meinem damals noch
sehr muntern Wesen Geschmack fand. Sie gab mir
das sehr deutlich zu verstehen, und ich versicherte sie
gegenseitig meiner Achtung, und so war unsre Lieb-
schaft abgeschlossen. Ich sah das Mädchen hernach
bei ihren Verwandten in Halle, und hier lud sie

gleich mit ſeinem Vater niemals zufrieden war, wie
ich ſchon im erſten Theile berichtet habe, ſo konnte
ich doch dieſen jungen Herrn Koch gut leiden, und
war ihm wirklich gewogen, mehr als ſeinem Bruder.
Er blieb ohngefaͤhr acht Tage bei mir, und nahm
hernach ſeinen Ruͤckweg uͤber Goͤttingen nach Gießen.
Von ihm hoͤrte ich damals, wie es in Gießen her-
ging, und bedauerte, daß die Univerſitaͤt von Zeit
zu Zeit herabſank. Es konnte auch nicht anders
ſeyn, da man die Lehrſtellen mit immer traurigern
Subjecten beſetzte. Herr Roſenmuͤller war
zwar an D. Benners Stelle gekommen; verließ aber
bald nachher Gießen, um eine Profeſſur in Leipzig
anzutreten. Hierauf ward Freund Bechthold erſter
Profeſſor der Theologie! — So ging es auch in
den andern Fakultaͤten, bis endlich in ganz neuern
Zeiten beſſere Maͤnner angeſtellt wurden, z. B. Herr
Roos und Herr Schmid. —

Im Sommer dieſes Jahres habe ich wieder
eine Liebſchaft geſtiftet; bin aber ſchoͤn angekommen!
In Reideburg lernte ich die Tochter eines Saͤchſiſchen
Amtmanns kennen, welche an meinem damals noch
ſehr muntern Weſen Geſchmack fand. Sie gab mir
das ſehr deutlich zu verſtehen, und ich verſicherte ſie
gegenſeitig meiner Achtung, und ſo war unſre Lieb-
ſchaft abgeſchloſſen. Ich ſah das Maͤdchen hernach
bei ihren Verwandten in Halle, und hier lud ſie

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[216/0218] gleich mit ſeinem Vater niemals zufrieden war, wie ich ſchon im erſten Theile berichtet habe, ſo konnte ich doch dieſen jungen Herrn Koch gut leiden, und war ihm wirklich gewogen, mehr als ſeinem Bruder. Er blieb ohngefaͤhr acht Tage bei mir, und nahm hernach ſeinen Ruͤckweg uͤber Goͤttingen nach Gießen. Von ihm hoͤrte ich damals, wie es in Gießen her- ging, und bedauerte, daß die Univerſitaͤt von Zeit zu Zeit herabſank. Es konnte auch nicht anders ſeyn, da man die Lehrſtellen mit immer traurigern Subjecten beſetzte. Herr Roſenmuͤller war zwar an D. Benners Stelle gekommen; verließ aber bald nachher Gießen, um eine Profeſſur in Leipzig anzutreten. Hierauf ward Freund Bechthold erſter Profeſſor der Theologie! — So ging es auch in den andern Fakultaͤten, bis endlich in ganz neuern Zeiten beſſere Maͤnner angeſtellt wurden, z. B. Herr Roos und Herr Schmid. — Im Sommer dieſes Jahres habe ich wieder eine Liebſchaft geſtiftet; bin aber ſchoͤn angekommen! In Reideburg lernte ich die Tochter eines Saͤchſiſchen Amtmanns kennen, welche an meinem damals noch ſehr muntern Weſen Geſchmack fand. Sie gab mir das ſehr deutlich zu verſtehen, und ich verſicherte ſie gegenſeitig meiner Achtung, und ſo war unſre Lieb- ſchaft abgeſchloſſen. Ich ſah das Maͤdchen hernach bei ihren Verwandten in Halle, und hier lud ſie

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Zitationshilfe: Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 2. Halle, 1792, S. 216. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben02_1792/218>, abgerufen am 24.04.2024.