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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 2. Halle, 1792.

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nenz des Betrügers ärgerte mich so sehr, daß ich ihm
sagte, er möchte ins Teufels Namen thun, was er
wollte -- und ging. Noch an selbigem Tage des
Abends begegnete mir Zeising, welchen ich frag-
te, ob sein Herr mich verklagt hätte? Zeising ver-
neinte es, und sagte, Grossing würde mich wohl
schwerlich verklagen, da er sich vor Entdeckungen
fürchtete. Es schien, als wenn er vermuthete, daß
ich um seine Geschichten wüßte, und daher würde er
froh seyn, wenn die Sache liegen bliebe. -- Nicht
lange hernach rief er mich von neuem aus seinem
Fenster, und redete sehr freundlich mit mir, ohne
der Geschichte mit einem Worte zu gedenken. Er
ging bald hernach nach Berlin, wo er seine Rolle
weiter spielte. Mehr gehört von diesem Charletan
hieher nicht. Wie er einige der hiesigen Gelehrten
in schriftstellerische Thätigkeit für seine Broschüren
gesetzt und sie hinten drein schelmisch geprellt habe,
mögen diese Herren selbst rügen, oder es verschmer-
zen, wenn sie dem Schimpf entgehen wollen, in das
Netz eines Betrügers gefallen zu seyn.




ihn mit Cook um die Welt segeln zu lassen. Ganz Halle
weis noch, was für ein Skandal hieraus entstanden ist. --
Und dieser Kerl, der auch ein Edelmann und vorher
österreichischer Officier gewesen seyn wollte, ward end-
lich selbst an Grossingen zum Verräther.

nenz des Betruͤgers aͤrgerte mich ſo ſehr, daß ich ihm
ſagte, er moͤchte ins Teufels Namen thun, was er
wollte — und ging. Noch an ſelbigem Tage des
Abends begegnete mir Zeiſing, welchen ich frag-
te, ob ſein Herr mich verklagt haͤtte? Zeiſing ver-
neinte es, und ſagte, Groſſing wuͤrde mich wohl
ſchwerlich verklagen, da er ſich vor Entdeckungen
fuͤrchtete. Es ſchien, als wenn er vermuthete, daß
ich um ſeine Geſchichten wuͤßte, und daher wuͤrde er
froh ſeyn, wenn die Sache liegen bliebe. — Nicht
lange hernach rief er mich von neuem aus ſeinem
Fenſter, und redete ſehr freundlich mit mir, ohne
der Geſchichte mit einem Worte zu gedenken. Er
ging bald hernach nach Berlin, wo er ſeine Rolle
weiter ſpielte. Mehr gehoͤrt von dieſem Charletan
hieher nicht. Wie er einige der hieſigen Gelehrten
in ſchriftſtelleriſche Thaͤtigkeit fuͤr ſeine Broſchuͤren
geſetzt und ſie hinten drein ſchelmiſch geprellt habe,
moͤgen dieſe Herren ſelbſt ruͤgen, oder es verſchmer-
zen, wenn ſie dem Schimpf entgehen wollen, in das
Netz eines Betruͤgers gefallen zu ſeyn.




ihn mit Cook um die Welt ſegeln zu laſſen. Ganz Halle
weis noch, was fuͤr ein Skandal hieraus entſtanden iſt. —
Und dieſer Kerl, der auch ein Edelmann und vorher
oͤſterreichiſcher Officier geweſen ſeyn wollte, ward end-
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[310[320]/0322] nenz des Betruͤgers aͤrgerte mich ſo ſehr, daß ich ihm ſagte, er moͤchte ins Teufels Namen thun, was er wollte — und ging. Noch an ſelbigem Tage des Abends begegnete mir Zeiſing, welchen ich frag- te, ob ſein Herr mich verklagt haͤtte? Zeiſing ver- neinte es, und ſagte, Groſſing wuͤrde mich wohl ſchwerlich verklagen, da er ſich vor Entdeckungen fuͤrchtete. Es ſchien, als wenn er vermuthete, daß ich um ſeine Geſchichten wuͤßte, und daher wuͤrde er froh ſeyn, wenn die Sache liegen bliebe. — Nicht lange hernach rief er mich von neuem aus ſeinem Fenſter, und redete ſehr freundlich mit mir, ohne der Geſchichte mit einem Worte zu gedenken. Er ging bald hernach nach Berlin, wo er ſeine Rolle weiter ſpielte. Mehr gehoͤrt von dieſem Charletan hieher nicht. Wie er einige der hieſigen Gelehrten in ſchriftſtelleriſche Thaͤtigkeit fuͤr ſeine Broſchuͤren geſetzt und ſie hinten drein ſchelmiſch geprellt habe, moͤgen dieſe Herren ſelbſt ruͤgen, oder es verſchmer- zen, wenn ſie dem Schimpf entgehen wollen, in das Netz eines Betruͤgers gefallen zu ſeyn. m) m) ihn mit Cook um die Welt ſegeln zu laſſen. Ganz Halle weis noch, was fuͤr ein Skandal hieraus entſtanden iſt. — Und dieſer Kerl, der auch ein Edelmann und vorher oͤſterreichiſcher Officier geweſen ſeyn wollte, ward end- lich ſelbſt an Groſſingen zum Verraͤther.

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Zitationshilfe: Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 2. Halle, 1792, S. 310[320]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben02_1792/322>, abgerufen am 20.04.2024.