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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 2. Halle, 1792.

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Der Ton der Wittenberger Studenten ist nicht
gar sehr von dem der Gnoten unterschieden: selbst
ihre Kleidung ist ziemlich gnotenmäßig, Sie treten
einher wie Leute ohne Erziehung -- a potiori fit de-
nominatio
-- und sitzen den ganzen Tag in den
Bierkneipen, wo sie ihren Gukkuk trinken, und Ta-
back qualmen, bis keiner den andern mehr sieht.
Der Fleiß der Herren Wittenberger soll sehr klein
seyn. So viel im Vorbeigehen von Wittenberg. Es
sind ohnehin Nachrichten, welche zum Jahr 1782
gehören.

Die Sachsen bewirtheten uns, wo wir hinka-
men, recht gut. -- Unser letztes Nachtquartier war
zu Zörbig. Am 10ten Oktober 1790 rückten wir
wieder in Halle ein, nachdem wir gerade 18 Wochen
und einen Tag abwesend gewesen waren. Herr
Bispink kam mir vor der Stadt entgegen, und
empfing mich mit aller Freundschaft eines treuen, bie-
dern Mannes. Ich mußte sogleich zu ihm kommen;
und mit ihm zu Mittag essen. Meine andern Be-
kannten waren auch froh, daß sie mich wieder sahen,
und ich selbst war froh, daß ein Feldzug geendigt war,
der nur müde Knochen gemacht hatte.



Der Ton der Wittenberger Studenten iſt nicht
gar ſehr von dem der Gnoten unterſchieden: ſelbſt
ihre Kleidung iſt ziemlich gnotenmaͤßig, Sie treten
einher wie Leute ohne Erziehung — a potiori fit de-
nominatio
— und ſitzen den ganzen Tag in den
Bierkneipen, wo ſie ihren Gukkuk trinken, und Ta-
back qualmen, bis keiner den andern mehr ſieht.
Der Fleiß der Herren Wittenberger ſoll ſehr klein
ſeyn. So viel im Vorbeigehen von Wittenberg. Es
ſind ohnehin Nachrichten, welche zum Jahr 1782
gehoͤren.

Die Sachſen bewirtheten uns, wo wir hinka-
men, recht gut. — Unſer letztes Nachtquartier war
zu Zoͤrbig. Am 10ten Oktober 1790 ruͤckten wir
wieder in Halle ein, nachdem wir gerade 18 Wochen
und einen Tag abweſend geweſen waren. Herr
Bispink kam mir vor der Stadt entgegen, und
empfing mich mit aller Freundſchaft eines treuen, bie-
dern Mannes. Ich mußte ſogleich zu ihm kommen;
und mit ihm zu Mittag eſſen. Meine andern Be-
kannten waren auch froh, daß ſie mich wieder ſahen,
und ich ſelbſt war froh, daß ein Feldzug geendigt war,
der nur muͤde Knochen gemacht hatte.



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[466[468]/0470] Der Ton der Wittenberger Studenten iſt nicht gar ſehr von dem der Gnoten unterſchieden: ſelbſt ihre Kleidung iſt ziemlich gnotenmaͤßig, Sie treten einher wie Leute ohne Erziehung — a potiori fit de- nominatio — und ſitzen den ganzen Tag in den Bierkneipen, wo ſie ihren Gukkuk trinken, und Ta- back qualmen, bis keiner den andern mehr ſieht. Der Fleiß der Herren Wittenberger ſoll ſehr klein ſeyn. So viel im Vorbeigehen von Wittenberg. Es ſind ohnehin Nachrichten, welche zum Jahr 1782 gehoͤren. Die Sachſen bewirtheten uns, wo wir hinka- men, recht gut. — Unſer letztes Nachtquartier war zu Zoͤrbig. Am 10ten Oktober 1790 ruͤckten wir wieder in Halle ein, nachdem wir gerade 18 Wochen und einen Tag abweſend geweſen waren. Herr Bispink kam mir vor der Stadt entgegen, und empfing mich mit aller Freundſchaft eines treuen, bie- dern Mannes. Ich mußte ſogleich zu ihm kommen; und mit ihm zu Mittag eſſen. Meine andern Be- kannten waren auch froh, daß ſie mich wieder ſahen, und ich ſelbſt war froh, daß ein Feldzug geendigt war, der nur muͤde Knochen gemacht hatte.

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Zitationshilfe: Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 2. Halle, 1792, S. 466[468]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben02_1792/470>, abgerufen am 28.03.2024.