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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 4,2. Leipzig, 1797.

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unterhält und fesselt, daß man seine Unterhaltung
nicht mehr leidenschaftlich draußen sucht: und dieß
ist eine vernünftige Frau. Ihr Sohn glaubt hier
in Halle ein Mädchen gefunden zu haben, von der
er sich alles das verspricht, was ein Mann von ei-
ner Frau erwarten kann, um deren willen er sichs
sauer werden läßt, um sie neben sich gehörig zu er-
nähren. Bey d[i]eser Wahl hat er freilich einzig
das Recht, entscheidend zu wählen; und Sie und
ich haben nur die Pflicht, mit Rath und That ihm
hierin zur Hand zu gehen, um ihn endlich zu einer
Lage zu verhelfen, die ich für ein heilsames Mittel
halte, ihn in seinen guten Vorsätzen und bey einer
Lebensart, die diesen entspricht, durch den Genuß
des süßen häuslichen Lebens fest zu bestärken. Ich
für mein Theil will und werde hiebey gewiß alles
thun, was und wie meine eigene Lage es zuläßt,
und ich schmeichle mir mit der Hoffnung, daß Sie,
als Mutter, das Ihrige auch leisten werden, um
endlich einmal Ihren Sohn ordentlich eingerichtet
zu wissen.... Ich rechne es mir zur süßen
Pflicht, einer guten Mutter in ihrem Alter noch
den Trost verschaffen zu helfen, den die verbesserte
Lebensart eines sonst verirrten Kindes gewährt." --



unterhaͤlt und feſſelt, daß man ſeine Unterhaltung
nicht mehr leidenſchaftlich draußen ſucht: und dieß
iſt eine vernuͤnftige Frau. Ihr Sohn glaubt hier
in Halle ein Maͤdchen gefunden zu haben, von der
er ſich alles das verſpricht, was ein Mann von ei-
ner Frau erwarten kann, um deren willen er ſichs
ſauer werden laͤßt, um ſie neben ſich gehoͤrig zu er-
naͤhren. Bey d[i]eſer Wahl hat er freilich einzig
das Recht, entſcheidend zu waͤhlen; und Sie und
ich haben nur die Pflicht, mit Rath und That ihm
hierin zur Hand zu gehen, um ihn endlich zu einer
Lage zu verhelfen, die ich fuͤr ein heilſames Mittel
halte, ihn in ſeinen guten Vorſaͤtzen und bey einer
Lebensart, die dieſen entſpricht, durch den Genuß
des ſuͤßen haͤuslichen Lebens feſt zu beſtaͤrken. Ich
fuͤr mein Theil will und werde hiebey gewiß alles
thun, was und wie meine eigene Lage es zulaͤßt,
und ich ſchmeichle mir mit der Hoffnung, daß Sie,
als Mutter, das Ihrige auch leiſten werden, um
endlich einmal Ihren Sohn ordentlich eingerichtet
zu wiſſen.... Ich rechne es mir zur ſuͤßen
Pflicht, einer guten Mutter in ihrem Alter noch
den Troſt verſchaffen zu helfen, den die verbeſſerte
Lebensart eines ſonſt verirrten Kindes gewaͤhrt.“ —



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[330/0334] unterhaͤlt und feſſelt, daß man ſeine Unterhaltung nicht mehr leidenſchaftlich draußen ſucht: und dieß iſt eine vernuͤnftige Frau. Ihr Sohn glaubt hier in Halle ein Maͤdchen gefunden zu haben, von der er ſich alles das verſpricht, was ein Mann von ei- ner Frau erwarten kann, um deren willen er ſichs ſauer werden laͤßt, um ſie neben ſich gehoͤrig zu er- naͤhren. Bey dieſer Wahl hat er freilich einzig das Recht, entſcheidend zu waͤhlen; und Sie und ich haben nur die Pflicht, mit Rath und That ihm hierin zur Hand zu gehen, um ihn endlich zu einer Lage zu verhelfen, die ich fuͤr ein heilſames Mittel halte, ihn in ſeinen guten Vorſaͤtzen und bey einer Lebensart, die dieſen entſpricht, durch den Genuß des ſuͤßen haͤuslichen Lebens feſt zu beſtaͤrken. Ich fuͤr mein Theil will und werde hiebey gewiß alles thun, was und wie meine eigene Lage es zulaͤßt, und ich ſchmeichle mir mit der Hoffnung, daß Sie, als Mutter, das Ihrige auch leiſten werden, um endlich einmal Ihren Sohn ordentlich eingerichtet zu wiſſen.... Ich rechne es mir zur ſuͤßen Pflicht, einer guten Mutter in ihrem Alter noch den Troſt verſchaffen zu helfen, den die verbeſſerte Lebensart eines ſonſt verirrten Kindes gewaͤhrt.“ —

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Zitationshilfe: Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 4,2. Leipzig, 1797, S. 330. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben0402_1797/334>, abgerufen am 19.04.2024.