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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 5. Leipzig, 1802.

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die französischen Emigranten, so wie ich sie habe
kennen lernen, abschilderte. So lange unsre
Deutschen noch dumm genug sind, sich von diesem
Auswurf der französischen Nation verachten und
prellen zu lassen, ist es gut, daß man ihnen von Zeit
zu Zeit diese Bursche abschildere. Freylich wird es
immer weniger nöthig, von den unwissenden, schal-
köpfigen, dünkelreichen, dummstolzen, impertinen-
ten Faselanten, welche unter dem Namen der Emi-
gres herumstreichen, Beschreibungen zu machen.
Man fängt an, sie aller Orten für das zu halten,
was sie sind, nämlich für untaugliche Subjecte,
welche das Unglück, das sie drückt, an ihrer eig-
nen und an fremden Nationen, vorzüglich an der
Deutschen vollkommen verdient haben. Es sey
ferne von mir, jemand aufzuhetzen, und zu be-
wegen, daß er den französischen Emigranten
Schutz und Unterstützung versage, und noch viel
weniger will ich alle Emigranten für elende
Kerle ausgeben: ich kenne mehrere, welche ver-
dienen, daß man sie schätze und ehre, aber a po-
tiori fit de nominatio,
sagen die Logiker, und da
ist dann Emigrant und Haselant fast immer syno-
nym. Ich sprach noch vor kurzem mit einem Ju-
den, der aus Frankreich kam, und mir von der
gegenwärtigen Lage dieses Reiches einige interes-
sante Nachrichten mittheilte. Dieser Mann er-

die franzoͤſiſchen Emigranten, ſo wie ich ſie habe
kennen lernen, abſchilderte. So lange unſre
Deutſchen noch dumm genug ſind, ſich von dieſem
Auswurf der franzoͤſiſchen Nation verachten und
prellen zu laſſen, iſt es gut, daß man ihnen von Zeit
zu Zeit dieſe Burſche abſchildere. Freylich wird es
immer weniger noͤthig, von den unwiſſenden, ſchal-
koͤpfigen, duͤnkelreichen, dummſtolzen, impertinen-
ten Faſelanten, welche unter dem Namen der Emi-
gres herumſtreichen, Beſchreibungen zu machen.
Man faͤngt an, ſie aller Orten fuͤr das zu halten,
was ſie ſind, naͤmlich fuͤr untaugliche Subjecte,
welche das Ungluͤck, das ſie druͤckt, an ihrer eig-
nen und an fremden Nationen, vorzuͤglich an der
Deutſchen vollkommen verdient haben. Es ſey
ferne von mir, jemand aufzuhetzen, und zu be-
wegen, daß er den franzoͤſiſchen Emigranten
Schutz und Unterſtuͤtzung verſage, und noch viel
weniger will ich alle Emigranten fuͤr elende
Kerle ausgeben: ich kenne mehrere, welche ver-
dienen, daß man ſie ſchaͤtze und ehre, aber a po-
tiori fit de nominatio,
ſagen die Logiker, und da
iſt dann Emigrant und Haſelant faſt immer ſyno-
nym. Ich ſprach noch vor kurzem mit einem Ju-
den, der aus Frankreich kam, und mir von der
gegenwaͤrtigen Lage dieſes Reiches einige intereſ-
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[159/0167] die franzoͤſiſchen Emigranten, ſo wie ich ſie habe kennen lernen, abſchilderte. So lange unſre Deutſchen noch dumm genug ſind, ſich von dieſem Auswurf der franzoͤſiſchen Nation verachten und prellen zu laſſen, iſt es gut, daß man ihnen von Zeit zu Zeit dieſe Burſche abſchildere. Freylich wird es immer weniger noͤthig, von den unwiſſenden, ſchal- koͤpfigen, duͤnkelreichen, dummſtolzen, impertinen- ten Faſelanten, welche unter dem Namen der Emi- gres herumſtreichen, Beſchreibungen zu machen. Man faͤngt an, ſie aller Orten fuͤr das zu halten, was ſie ſind, naͤmlich fuͤr untaugliche Subjecte, welche das Ungluͤck, das ſie druͤckt, an ihrer eig- nen und an fremden Nationen, vorzuͤglich an der Deutſchen vollkommen verdient haben. Es ſey ferne von mir, jemand aufzuhetzen, und zu be- wegen, daß er den franzoͤſiſchen Emigranten Schutz und Unterſtuͤtzung verſage, und noch viel weniger will ich alle Emigranten fuͤr elende Kerle ausgeben: ich kenne mehrere, welche ver- dienen, daß man ſie ſchaͤtze und ehre, aber a po- tiori fit de nominatio, ſagen die Logiker, und da iſt dann Emigrant und Haſelant faſt immer ſyno- nym. Ich ſprach noch vor kurzem mit einem Ju- den, der aus Frankreich kam, und mir von der gegenwaͤrtigen Lage dieſes Reiches einige intereſ- ſante Nachrichten mittheilte. Dieſer Mann er-

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Zitationshilfe: Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 5. Leipzig, 1802, S. 159. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben05_1802/167>, abgerufen am 29.03.2024.