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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 5. Leipzig, 1802.

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Nicht als wenn ich nicht das Herz hätte, solchen
Recensenten unter die Augen zu treten: denn ich
weiß allemal, daß auch sie, die Herren und Da-
men, ihre recensionsfähige Fehler und Mängel an
sich haben, und auf allen Fall besser thun würden,
sie kehrten vor ihrer Thüre, und zählten erst ihre
Schulden, ehe sie die meinigen, welche sich doch
de facto nicht über dreyßig Thaler belaufen, bey
jedem, der mir helfen könnte, auseinander setzen,
und die Leute vor mir warnen. Heute, da ich die-
ses schreibe, sagte mir ein Bürger aus unserer Stadt,
Hr. - -- habe gesagt: ja, wenn Laukhard heute
noch stirbt, so sind alle, die Etwas an ihn zu for-
dern haben, rein betrogen. "Ja, hatte seine Frau,
die Madame dazu gesetzt, wenn Laukhard krepirt,
so sind alle seine Schuldner beschissen." Ich wie-
derhole diese schönen Reden, die troz ihrer zotolo-
gischen Beschaffenheit, doch schön seyn müssen,
weil sie aus einem schönen Munde kommen, und
wünsche, daß meine Leser sie auch schön finden
mögen. Aber wie, wenn der Herr -- -- heute
stürbe, oder nach seiner Madam Dialekt, krepirte,
um wie vieles würden dann die Herren in Halle
und ausserhalb Halle betrogen und beschissen wer-
den? Doch was geht mich das weiter an? Kommt
Zeit, kommt Rath; und sterbe, oder krepiere ich
über kurz oder über lang, so wird die Noth der Welt

Nicht als wenn ich nicht das Herz haͤtte, ſolchen
Recenſenten unter die Augen zu treten: denn ich
weiß allemal, daß auch ſie, die Herren und Da-
men, ihre recenſionsfaͤhige Fehler und Maͤngel an
ſich haben, und auf allen Fall beſſer thun wuͤrden,
ſie kehrten vor ihrer Thuͤre, und zaͤhlten erſt ihre
Schulden, ehe ſie die meinigen, welche ſich doch
de facto nicht uͤber dreyßig Thaler belaufen, bey
jedem, der mir helfen koͤnnte, auseinander ſetzen,
und die Leute vor mir warnen. Heute, da ich die-
ſes ſchreibe, ſagte mir ein Buͤrger aus unſerer Stadt,
Hr. – — habe geſagt: ja, wenn Laukhard heute
noch ſtirbt, ſo ſind alle, die Etwas an ihn zu for-
dern haben, rein betrogen. „Ja, hatte ſeine Frau,
die Madame dazu geſetzt, wenn Laukhard krepirt,
ſo ſind alle ſeine Schuldner beſchiſſen.“ Ich wie-
derhole dieſe ſchoͤnen Reden, die troz ihrer zotolo-
giſchen Beſchaffenheit, doch ſchoͤn ſeyn muͤſſen,
weil ſie aus einem ſchoͤnen Munde kommen, und
wuͤnſche, daß meine Leſer ſie auch ſchoͤn finden
moͤgen. Aber wie, wenn der Herr — — heute
ſtuͤrbe, oder nach ſeiner Madam Dialekt, krepirte,
um wie vieles wuͤrden dann die Herren in Halle
und auſſerhalb Halle betrogen und beſchiſſen wer-
den? Doch was geht mich das weiter an? Kommt
Zeit, kommt Rath; und ſterbe, oder krepiere ich
uͤber kurz oder uͤber lang, ſo wird die Noth der Welt

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[182/0190] Nicht als wenn ich nicht das Herz haͤtte, ſolchen Recenſenten unter die Augen zu treten: denn ich weiß allemal, daß auch ſie, die Herren und Da- men, ihre recenſionsfaͤhige Fehler und Maͤngel an ſich haben, und auf allen Fall beſſer thun wuͤrden, ſie kehrten vor ihrer Thuͤre, und zaͤhlten erſt ihre Schulden, ehe ſie die meinigen, welche ſich doch de facto nicht uͤber dreyßig Thaler belaufen, bey jedem, der mir helfen koͤnnte, auseinander ſetzen, und die Leute vor mir warnen. Heute, da ich die- ſes ſchreibe, ſagte mir ein Buͤrger aus unſerer Stadt, Hr. – — habe geſagt: ja, wenn Laukhard heute noch ſtirbt, ſo ſind alle, die Etwas an ihn zu for- dern haben, rein betrogen. „Ja, hatte ſeine Frau, die Madame dazu geſetzt, wenn Laukhard krepirt, ſo ſind alle ſeine Schuldner beſchiſſen.“ Ich wie- derhole dieſe ſchoͤnen Reden, die troz ihrer zotolo- giſchen Beſchaffenheit, doch ſchoͤn ſeyn muͤſſen, weil ſie aus einem ſchoͤnen Munde kommen, und wuͤnſche, daß meine Leſer ſie auch ſchoͤn finden moͤgen. Aber wie, wenn der Herr — — heute ſtuͤrbe, oder nach ſeiner Madam Dialekt, krepirte, um wie vieles wuͤrden dann die Herren in Halle und auſſerhalb Halle betrogen und beſchiſſen wer- den? Doch was geht mich das weiter an? Kommt Zeit, kommt Rath; und ſterbe, oder krepiere ich uͤber kurz oder uͤber lang, ſo wird die Noth der Welt

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Zitationshilfe: Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 5. Leipzig, 1802, S. 182. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben05_1802/190>, abgerufen am 28.03.2024.