Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 5. Leipzig, 1802.

Bild:
<< vorherige Seite

daß M.... Fener fing, und beschloß, sich scheiden
zu lassen. Während der Verhandlung kamen die
abscheulichsten Dinge zum Vorschein, und unter
andern auch, daß Madame öffentliche Hurenhäu-
ser besucht hatte. Es war nun ganz natürlich, daß
Hr. M.... seine liebe Frau loswerden mußte;
aber die Mutter derselben, eine alte Politikussin,
brachte ihn durch Geld und Champagner, wie auch
durch einen Codex Theodosianus in 6 Folianten,
den sie ihm sauber gebunden zuschickte, so herum,
daß er den Scheidungsprozeß niederschlug, und
seine Frau wieder zu sich nahm. Die Acten wur-
den bey dem Universitätsgericht niedergelegt, aber
Hr. M.... ärgerte sich doch, daß in der Registra-
tur der Universität Papiere lagen, welche seiner
Ehre so sehr nachtheilig waren. Er sagte daher
dem Actuar, er mögte ihm doch seine Acten auf ei-
nige Tage geben, er habe wonach zu sehen. Der
Actuar, welcher einfältiglich glaubte, was der
Hr. Professor sagte, gab die Acten hin, und Herr
M.... ließ sogleich Feuer anzünden im Ofen, und
warf die Acten hinein. Freylich waren nun die
Papiere dahin, aber M....s Schande und die
seiner Frau währte noch immer, er machte daher,
daß er fortkam, und ging nach F...., wo man
seine Hahnreyschaft weniger kannte, als in H....
Man sagt, die Frau Professorin soll ihrem Ehe-

mann

daß M.... Fener fing, und beſchloß, ſich ſcheiden
zu laſſen. Waͤhrend der Verhandlung kamen die
abſcheulichſten Dinge zum Vorſchein, und unter
andern auch, daß Madame oͤffentliche Hurenhaͤu-
ſer beſucht hatte. Es war nun ganz natuͤrlich, daß
Hr. M.... ſeine liebe Frau loswerden mußte;
aber die Mutter derſelben, eine alte Politikuſſin,
brachte ihn durch Geld und Champagner, wie auch
durch einen Codex Theodoſianus in 6 Folianten,
den ſie ihm ſauber gebunden zuſchickte, ſo herum,
daß er den Scheidungsprozeß niederſchlug, und
ſeine Frau wieder zu ſich nahm. Die Acten wur-
den bey dem Univerſitaͤtsgericht niedergelegt, aber
Hr. M.... aͤrgerte ſich doch, daß in der Regiſtra-
tur der Univerſitaͤt Papiere lagen, welche ſeiner
Ehre ſo ſehr nachtheilig waren. Er ſagte daher
dem Actuar, er moͤgte ihm doch ſeine Acten auf ei-
nige Tage geben, er habe wonach zu ſehen. Der
Actuar, welcher einfaͤltiglich glaubte, was der
Hr. Profeſſor ſagte, gab die Acten hin, und Herr
M.... ließ ſogleich Feuer anzuͤnden im Ofen, und
warf die Acten hinein. Freylich waren nun die
Papiere dahin, aber M....s Schande und die
ſeiner Frau waͤhrte noch immer, er machte daher,
daß er fortkam, und ging nach F...., wo man
ſeine Hahnreyſchaft weniger kannte, als in H....
Man ſagt, die Frau Profeſſorin ſoll ihrem Ehe-

mann
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0248" n="240"/>
daß M.... Fener fing, und be&#x017F;chloß, &#x017F;ich &#x017F;cheiden<lb/>
zu la&#x017F;&#x017F;en. Wa&#x0364;hrend der Verhandlung kamen die<lb/>
ab&#x017F;cheulich&#x017F;ten Dinge zum Vor&#x017F;chein, und unter<lb/>
andern auch, daß Madame o&#x0364;ffentliche Hurenha&#x0364;u-<lb/>
&#x017F;er be&#x017F;ucht hatte. Es war nun ganz natu&#x0364;rlich, daß<lb/>
Hr. M.... &#x017F;eine liebe Frau loswerden mußte;<lb/>
aber die Mutter der&#x017F;elben, eine alte Politiku&#x017F;&#x017F;in,<lb/>
brachte ihn durch Geld und Champagner, wie auch<lb/>
durch einen <hi rendition="#aq">Codex Theodo&#x017F;ianus</hi> in 6 Folianten,<lb/>
den &#x017F;ie ihm &#x017F;auber gebunden zu&#x017F;chickte, &#x017F;o herum,<lb/>
daß er den Scheidungsprozeß nieder&#x017F;chlug, und<lb/>
&#x017F;eine Frau wieder zu &#x017F;ich nahm. Die Acten wur-<lb/>
den bey dem Univer&#x017F;ita&#x0364;tsgericht niedergelegt, aber<lb/>
Hr. M.... a&#x0364;rgerte &#x017F;ich doch, daß in der Regi&#x017F;tra-<lb/>
tur der Univer&#x017F;ita&#x0364;t Papiere lagen, welche &#x017F;einer<lb/>
Ehre &#x017F;o &#x017F;ehr nachtheilig waren. Er &#x017F;agte daher<lb/>
dem Actuar, er mo&#x0364;gte ihm doch &#x017F;eine Acten auf ei-<lb/>
nige Tage geben, er habe wonach zu &#x017F;ehen. Der<lb/>
Actuar, welcher einfa&#x0364;ltiglich glaubte, was der<lb/>
Hr. Profe&#x017F;&#x017F;or &#x017F;agte, gab die Acten hin, und Herr<lb/>
M.... ließ &#x017F;ogleich Feuer anzu&#x0364;nden im Ofen, und<lb/>
warf die Acten hinein. Freylich waren nun die<lb/>
Papiere dahin, aber M....s Schande und die<lb/>
&#x017F;einer Frau wa&#x0364;hrte noch immer, er machte daher,<lb/>
daß er fortkam, und ging nach F...., wo man<lb/>
&#x017F;eine Hahnrey&#x017F;chaft weniger kannte, als in H....<lb/>
Man &#x017F;agt, die Frau Profe&#x017F;&#x017F;orin &#x017F;oll ihrem Ehe-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">mann</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[240/0248] daß M.... Fener fing, und beſchloß, ſich ſcheiden zu laſſen. Waͤhrend der Verhandlung kamen die abſcheulichſten Dinge zum Vorſchein, und unter andern auch, daß Madame oͤffentliche Hurenhaͤu- ſer beſucht hatte. Es war nun ganz natuͤrlich, daß Hr. M.... ſeine liebe Frau loswerden mußte; aber die Mutter derſelben, eine alte Politikuſſin, brachte ihn durch Geld und Champagner, wie auch durch einen Codex Theodoſianus in 6 Folianten, den ſie ihm ſauber gebunden zuſchickte, ſo herum, daß er den Scheidungsprozeß niederſchlug, und ſeine Frau wieder zu ſich nahm. Die Acten wur- den bey dem Univerſitaͤtsgericht niedergelegt, aber Hr. M.... aͤrgerte ſich doch, daß in der Regiſtra- tur der Univerſitaͤt Papiere lagen, welche ſeiner Ehre ſo ſehr nachtheilig waren. Er ſagte daher dem Actuar, er moͤgte ihm doch ſeine Acten auf ei- nige Tage geben, er habe wonach zu ſehen. Der Actuar, welcher einfaͤltiglich glaubte, was der Hr. Profeſſor ſagte, gab die Acten hin, und Herr M.... ließ ſogleich Feuer anzuͤnden im Ofen, und warf die Acten hinein. Freylich waren nun die Papiere dahin, aber M....s Schande und die ſeiner Frau waͤhrte noch immer, er machte daher, daß er fortkam, und ging nach F...., wo man ſeine Hahnreyſchaft weniger kannte, als in H.... Man ſagt, die Frau Profeſſorin ſoll ihrem Ehe- mann

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben05_1802
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben05_1802/248
Zitationshilfe: Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 5. Leipzig, 1802, S. 240. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben05_1802/248>, abgerufen am 25.04.2024.