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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 5. Leipzig, 1802.

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und hielt ihm sein Vergehen vor; er aber schwur
hoch und theuer, es sey nicht wahr; er könne zwar
einiges gesagt haben, aber dann seys gewiß nicht
in übler Absicht, und zwar in einem bey ihm sehr
gewöhnlichen hohen Grad der Besoffenheit gesche-
hen u. s. w. Was wollt ich machen? Zeugen hatte
ich keine, und den Mosjeh auf einen Schwur zu
treiben, hielt ich nicht für rathsam: denn es ist
überhaupt eine kützliche Sache, sein Recht auf ei-
nen Eid ankommen zu laßen, besonders in Halle,
und bey Schäfern war es gewiß am aller kützlich-
sten: denn dieser hatte einst auf dem Rathskeller
erklärt, ein Schwur sey eine Lumperey; man kön-
ne so ein Ding hinbrummen -- seine eigene Aus-
drücke -- ohne sich das geringste Gewissen zu ma-
cheu. Ich mußte also schweigen, und alles war
wieder gut.

Die Sache selbst, welche Schäfer meiner Frau
vorwarf, rührte mich nicht im Mindesten: denn der-
jenige Freund, mit welchem, nach der Lästerung
des Buben meine Frau ein Verbrechen begangen
haben sollte, war damals, als ich in Nordhausen
war, zwar in Halle, aber in solchen Umständen be-
fand er sich, welche nicht erlauben, daß man an
näheren Umgang mit Frauenzimmern denke: ich
konnte daher sehr ruhig seyn. Daß übrigens mein bra-
fer Freund meine Frau besucht, und ihr in meiner

und hielt ihm ſein Vergehen vor; er aber ſchwur
hoch und theuer, es ſey nicht wahr; er koͤnne zwar
einiges geſagt haben, aber dann ſeys gewiß nicht
in uͤbler Abſicht, und zwar in einem bey ihm ſehr
gewoͤhnlichen hohen Grad der Beſoffenheit geſche-
hen u. ſ. w. Was wollt ich machen? Zeugen hatte
ich keine, und den Mosjeh auf einen Schwur zu
treiben, hielt ich nicht fuͤr rathſam: denn es iſt
uͤberhaupt eine kuͤtzliche Sache, ſein Recht auf ei-
nen Eid ankommen zu laßen, beſonders in Halle,
und bey Schaͤfern war es gewiß am aller kuͤtzlich-
ſten: denn dieſer hatte einſt auf dem Rathskeller
erklaͤrt, ein Schwur ſey eine Lumperey; man koͤn-
ne ſo ein Ding hinbrummen — ſeine eigene Aus-
druͤcke — ohne ſich das geringſte Gewiſſen zu ma-
cheu. Ich mußte alſo ſchweigen, und alles war
wieder gut.

Die Sache ſelbſt, welche Schaͤfer meiner Frau
vorwarf, ruͤhrte mich nicht im Mindeſten: denn der-
jenige Freund, mit welchem, nach der Laͤſterung
des Buben meine Frau ein Verbrechen begangen
haben ſollte, war damals, als ich in Nordhauſen
war, zwar in Halle, aber in ſolchen Umſtaͤnden be-
fand er ſich, welche nicht erlauben, daß man an
naͤheren Umgang mit Frauenzimmern denke: ich
konnte daher ſehr ruhig ſeyn. Daß uͤbrigens mein bra-
fer Freund meine Frau beſucht, und ihr in meiner

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[242/0250] und hielt ihm ſein Vergehen vor; er aber ſchwur hoch und theuer, es ſey nicht wahr; er koͤnne zwar einiges geſagt haben, aber dann ſeys gewiß nicht in uͤbler Abſicht, und zwar in einem bey ihm ſehr gewoͤhnlichen hohen Grad der Beſoffenheit geſche- hen u. ſ. w. Was wollt ich machen? Zeugen hatte ich keine, und den Mosjeh auf einen Schwur zu treiben, hielt ich nicht fuͤr rathſam: denn es iſt uͤberhaupt eine kuͤtzliche Sache, ſein Recht auf ei- nen Eid ankommen zu laßen, beſonders in Halle, und bey Schaͤfern war es gewiß am aller kuͤtzlich- ſten: denn dieſer hatte einſt auf dem Rathskeller erklaͤrt, ein Schwur ſey eine Lumperey; man koͤn- ne ſo ein Ding hinbrummen — ſeine eigene Aus- druͤcke — ohne ſich das geringſte Gewiſſen zu ma- cheu. Ich mußte alſo ſchweigen, und alles war wieder gut. Die Sache ſelbſt, welche Schaͤfer meiner Frau vorwarf, ruͤhrte mich nicht im Mindeſten: denn der- jenige Freund, mit welchem, nach der Laͤſterung des Buben meine Frau ein Verbrechen begangen haben ſollte, war damals, als ich in Nordhauſen war, zwar in Halle, aber in ſolchen Umſtaͤnden be- fand er ſich, welche nicht erlauben, daß man an naͤheren Umgang mit Frauenzimmern denke: ich konnte daher ſehr ruhig ſeyn. Daß uͤbrigens mein bra- fer Freund meine Frau beſucht, und ihr in meiner

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Zitationshilfe: Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 5. Leipzig, 1802, S. 242. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben05_1802/250>, abgerufen am 23.04.2024.