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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 5. Leipzig, 1802.

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Um aber doch indeßen im Gasthofe etwas zu thun
zu haben, holte ich mir ein Buch in einer Lesebi-
bliothek, und fand auch da meine Schriften. Der
Bibliothekar kannte mich nicht, daher fragte ich
ihn, ob dann das Zeug da auch gelesen würde?

"Was Zeug, erwiederte er! die Laukhardschen
Produkte sind ganz vorzüglich gut, und werden
mehr gesucht, als selbst die Werke unsrer besten
Schriftsteller."

Ich. Das Publikum muß also einen schlechten
Geschmack haben.

Lesebibliothekar. Daran liegt mir nichts,
und keinem meines Gleichen liegt was daran. Ge-
nug wenn die Sachen gelesen werden. Aber wo-
her schließen Sie dann, das Publikum müße ei-
nen schlechten Geschmack haben?

Ich. Das schließe ich daher, weil die Laukhard-
schen Dinger nicht viel besonders sind.

Lesebib. (lacht) Gewiß hat Laukhard Ihnen
selbst die gute Wahrheit gesagt: ich habe gefunden,
daß mancher auf diesen Mann gescholten hat: aber
wenn mans recht beym Licht untersuchte, so kam
das Schelten daher, weil Laukhard etwas unsanft
mit dem Knaben Absalom umgefahren war -- Aber
sehe ich recht, so sind Sie selbst Laukhard, ich ken-
ne Sie aus Ihrem Bildniß.

Ich konnte und mogte nicht leugnen, und der

C2

Um aber doch indeßen im Gaſthofe etwas zu thun
zu haben, holte ich mir ein Buch in einer Leſebi-
bliothek, und fand auch da meine Schriften. Der
Bibliothekar kannte mich nicht, daher fragte ich
ihn, ob dann das Zeug da auch geleſen wuͤrde?

„Was Zeug, erwiederte er! die Laukhardſchen
Produkte ſind ganz vorzuͤglich gut, und werden
mehr geſucht, als ſelbſt die Werke unſrer beſten
Schriftſteller.“

Ich. Das Publikum muß alſo einen ſchlechten
Geſchmack haben.

Leſebibliothekar. Daran liegt mir nichts,
und keinem meines Gleichen liegt was daran. Ge-
nug wenn die Sachen geleſen werden. Aber wo-
her ſchließen Sie dann, das Publikum muͤße ei-
nen ſchlechten Geſchmack haben?

Ich. Das ſchließe ich daher, weil die Laukhard-
ſchen Dinger nicht viel beſonders ſind.

Leſebib. (lacht) Gewiß hat Laukhard Ihnen
ſelbſt die gute Wahrheit geſagt: ich habe gefunden,
daß mancher auf dieſen Mann geſcholten hat: aber
wenn mans recht beym Licht unterſuchte, ſo kam
das Schelten daher, weil Laukhard etwas unſanft
mit dem Knaben Abſalom umgefahren war — Aber
ſehe ich recht, ſo ſind Sie ſelbſt Laukhard, ich ken-
ne Sie aus Ihrem Bildniß.

Ich konnte und mogte nicht leugnen, und der

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[35/0043] Um aber doch indeßen im Gaſthofe etwas zu thun zu haben, holte ich mir ein Buch in einer Leſebi- bliothek, und fand auch da meine Schriften. Der Bibliothekar kannte mich nicht, daher fragte ich ihn, ob dann das Zeug da auch geleſen wuͤrde? „Was Zeug, erwiederte er! die Laukhardſchen Produkte ſind ganz vorzuͤglich gut, und werden mehr geſucht, als ſelbſt die Werke unſrer beſten Schriftſteller.“ Ich. Das Publikum muß alſo einen ſchlechten Geſchmack haben. Leſebibliothekar. Daran liegt mir nichts, und keinem meines Gleichen liegt was daran. Ge- nug wenn die Sachen geleſen werden. Aber wo- her ſchließen Sie dann, das Publikum muͤße ei- nen ſchlechten Geſchmack haben? Ich. Das ſchließe ich daher, weil die Laukhard- ſchen Dinger nicht viel beſonders ſind. Leſebib. (lacht) Gewiß hat Laukhard Ihnen ſelbſt die gute Wahrheit geſagt: ich habe gefunden, daß mancher auf dieſen Mann geſcholten hat: aber wenn mans recht beym Licht unterſuchte, ſo kam das Schelten daher, weil Laukhard etwas unſanft mit dem Knaben Abſalom umgefahren war — Aber ſehe ich recht, ſo ſind Sie ſelbſt Laukhard, ich ken- ne Sie aus Ihrem Bildniß. Ich konnte und mogte nicht leugnen, und der C2

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Zitationshilfe: Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 5. Leipzig, 1802, S. 35. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben05_1802/43>, abgerufen am 28.03.2024.