Die kleine Beugung der Stirne, weit davon daß sie dem Eindrucke des Verstandes schaden sollte, benimmt ihm was von der Rauhigkeit. Noch läßt sich viel von dem Jünglinge versprechen, wenn er im Umgange mit Männern seine und ihre Vorzüge zugleich fühlt; und wenn eine jung- fräuliche Seele die zarte Empfindsamkeit der Seinigen, die in harter Schaale noch verschlossen, aber gewiß da ist -- herauszurufen sich bemüht.
Wir wollen ihm hier einen außerordentlich geschickten jungen Mann zur Gesellschaft geben, der mit erstaunlicher Gelehrsamkeit ein mächtiges Genie verbindet, und die größte Hoffnung, einer der geschicktesten und philosophischten Aerzte zu werden, von sich giebt!
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zur Pruͤfung des phyſiognomiſchen Genies.
Die kleine Beugung der Stirne, weit davon daß ſie dem Eindrucke des Verſtandes ſchaden ſollte, benimmt ihm was von der Rauhigkeit. Noch laͤßt ſich viel von dem Juͤnglinge verſprechen, wenn er im Umgange mit Maͤnnern ſeine und ihre Vorzuͤge zugleich fuͤhlt; und wenn eine jung- fraͤuliche Seele die zarte Empfindſamkeit der Seinigen, die in harter Schaale noch verſchloſſen, aber gewiß da iſt — herauszurufen ſich bemuͤht.
Wir wollen ihm hier einen außerordentlich geſchickten jungen Mann zur Geſellſchaft geben, der mit erſtaunlicher Gelehrſamkeit ein maͤchtiges Genie verbindet, und die groͤßte Hoffnung, einer der geſchickteſten und philoſophiſchten Aerzte zu werden, von ſich giebt!
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zur Pruͤfung des phyſiognomiſchen Genies.
Die kleine Beugung der Stirne, weit davon daß ſie dem Eindrucke des Verſtandes ſchaden
ſollte, benimmt ihm was von der Rauhigkeit. Noch laͤßt ſich viel von dem Juͤnglinge verſprechen,
wenn er im Umgange mit Maͤnnern ſeine und ihre Vorzuͤge zugleich fuͤhlt; und wenn eine jung-
fraͤuliche Seele die zarte Empfindſamkeit der Seinigen, die in harter Schaale noch verſchloſſen, aber
gewiß da iſt — herauszurufen ſich bemuͤht.
Wir wollen ihm hier einen außerordentlich geſchickten jungen Mann zur Geſellſchaft geben,
der mit erſtaunlicher Gelehrſamkeit ein maͤchtiges Genie verbindet, und die groͤßte Hoffnung, einer
der geſchickteſten und philoſophiſchten Aerzte zu werden, von ſich giebt!
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Lavater, Johann Caspar: Physiognomische Fragmente, zur Beförderung der Menschenkenntniß und Menschenliebe. Bd. 1. Leipzig u. a., 1775, S. 259. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lavater_fragmente01_1775/413>, abgerufen am 28.03.2024.
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