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Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 2. Wien, 1892.

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Adelaide.
Ebenso sind das Prince Alfred's und das Windham College zwei ganz
ansehnliche Anstalten. Für den höheren Unterricht besteht eine
Universität. Dieselbe verdankt ihre Entstehung der Munificenz eines
Privatmannes, des Sir Watson Hughes, welcher im Jahre 1872 die
Summe von 25.000 Pfund Sterling zur Gründung eines solchen In-
stitutes widmete. Dieses schöne Beispiel fand bald Nachahmung;
auch die Regierung wendete der Angelegenheit ihre vollste Auf-
merksamkeit zu und stattete das neue Institut mit einer Reihe erheb-
licher Vorrechte aus. Die von der Universität verliehenen Grade
werden sogar jenen gleichgeachtet, welche die Universitäten im Ver-
einigten Königreiche verleihen, und so steht ein Doctor australischer
Promotion nicht hinter dem Besitzer eines Diplomes von Oxford zu-
rück. Die Universität ist in einem ihren Aufgaben würdig entspre-
chenden Baue untergebracht. Der öffentlichen Bildung dienen fernerhin
eine grosse Bibliothek von 20.000 Bänden und das Museum, sowie
ein eigenes technologisches Museum.

An Theatern finden wir als erstes im Range das Royal Theatre,
in welchem 1800 Personen Platz haben. Dass es an Hotels, an so-
genannten Coffee Palaces, ähnlich wie in Melbourne, an mehreren
grossen Markthallen, kurz an allen Einrichtungen, welche für das
Leben einer modernen Stadt eine Nothwendigkeit sind, nicht mangelt,
brauchen wir nicht besonders hervorzuheben. In Adelaide erscheinen
4 tägliche und 14 andere Zeitschriften, darunter eine deutsche.

Ebenso zeigt Adelaide alle Mittel städtischer Communication,
Trambahnen und Miethfuhrwerke jeder Gattung. Die Beleuchtung
geschieht theils durch Gas, theils auch durch elektrisches Licht Die
Stadt wird aus grossen vom Torrensfluss gespeisten Reservoirs reich-
lich mit Wasser versorgt; zwei Reservoirs halten fortwährend an
2000 Millionen Gallons (a 41/2 Liter) reinen Wassers.

Die Verbindung mit dem auf dem anderen Ufer des Torrens
gelegenen Nord-Adelaide wird durch eine Anzahl von Brücken her-
gestellt, deren wichtigste jene sind, welche sich an die drei grossen,
Süd-Adelaide der ganzen Länge nach durchquerenden Strassenzüge
anschliessen. Der nördliche Stadttheil hat einen stilleren Charakter
und stellt sich vielfach als eine Art von Villen- und Cottageviertel
dar. Hier stösst man auch wieder auf grosse Parkanlagen, unter denen
der am Flussufer sich hinziehende botanische und der mit demselben
im Zusammenhange stehende zoologische Garten besonderes Interesse
wachrufen, nicht nur wegen der grossen Ausdehnung und der land-
schaftlich anmuthigen Gestaltung derselben, sondern auch wegen des

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Adelaide.
Ebenso sind das Prince Alfred’s und das Windham College zwei ganz
ansehnliche Anstalten. Für den höheren Unterricht besteht eine
Universität. Dieselbe verdankt ihre Entstehung der Munificenz eines
Privatmannes, des Sir Watson Hughes, welcher im Jahre 1872 die
Summe von 25.000 Pfund Sterling zur Gründung eines solchen In-
stitutes widmete. Dieses schöne Beispiel fand bald Nachahmung;
auch die Regierung wendete der Angelegenheit ihre vollste Auf-
merksamkeit zu und stattete das neue Institut mit einer Reihe erheb-
licher Vorrechte aus. Die von der Universität verliehenen Grade
werden sogar jenen gleichgeachtet, welche die Universitäten im Ver-
einigten Königreiche verleihen, und so steht ein Doctor australischer
Promotion nicht hinter dem Besitzer eines Diplomes von Oxford zu-
rück. Die Universität ist in einem ihren Aufgaben würdig entspre-
chenden Baue untergebracht. Der öffentlichen Bildung dienen fernerhin
eine grosse Bibliothek von 20.000 Bänden und das Museum, sowie
ein eigenes technologisches Museum.

An Theatern finden wir als erstes im Range das Royal Theatre,
in welchem 1800 Personen Platz haben. Dass es an Hôtels, an so-
genannten Coffee Palaces, ähnlich wie in Melbourne, an mehreren
grossen Markthallen, kurz an allen Einrichtungen, welche für das
Leben einer modernen Stadt eine Nothwendigkeit sind, nicht mangelt,
brauchen wir nicht besonders hervorzuheben. In Adelaide erscheinen
4 tägliche und 14 andere Zeitschriften, darunter eine deutsche.

Ebenso zeigt Adelaide alle Mittel städtischer Communication,
Trambahnen und Miethfuhrwerke jeder Gattung. Die Beleuchtung
geschieht theils durch Gas, theils auch durch elektrisches Licht Die
Stadt wird aus grossen vom Torrensfluss gespeisten Reservoirs reich-
lich mit Wasser versorgt; zwei Reservoirs halten fortwährend an
2000 Millionen Gallons (à 4½ Liter) reinen Wassers.

Die Verbindung mit dem auf dem anderen Ufer des Torrens
gelegenen Nord-Adelaide wird durch eine Anzahl von Brücken her-
gestellt, deren wichtigste jene sind, welche sich an die drei grossen,
Süd-Adelaide der ganzen Länge nach durchquerenden Strassenzüge
anschliessen. Der nördliche Stadttheil hat einen stilleren Charakter
und stellt sich vielfach als eine Art von Villen- und Cottageviertel
dar. Hier stösst man auch wieder auf grosse Parkanlagen, unter denen
der am Flussufer sich hinziehende botanische und der mit demselben
im Zusammenhange stehende zoologische Garten besonderes Interesse
wachrufen, nicht nur wegen der grossen Ausdehnung und der land-
schaftlich anmuthigen Gestaltung derselben, sondern auch wegen des

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[763/0779] Adelaide. Ebenso sind das Prince Alfred’s und das Windham College zwei ganz ansehnliche Anstalten. Für den höheren Unterricht besteht eine Universität. Dieselbe verdankt ihre Entstehung der Munificenz eines Privatmannes, des Sir Watson Hughes, welcher im Jahre 1872 die Summe von 25.000 Pfund Sterling zur Gründung eines solchen In- stitutes widmete. Dieses schöne Beispiel fand bald Nachahmung; auch die Regierung wendete der Angelegenheit ihre vollste Auf- merksamkeit zu und stattete das neue Institut mit einer Reihe erheb- licher Vorrechte aus. Die von der Universität verliehenen Grade werden sogar jenen gleichgeachtet, welche die Universitäten im Ver- einigten Königreiche verleihen, und so steht ein Doctor australischer Promotion nicht hinter dem Besitzer eines Diplomes von Oxford zu- rück. Die Universität ist in einem ihren Aufgaben würdig entspre- chenden Baue untergebracht. Der öffentlichen Bildung dienen fernerhin eine grosse Bibliothek von 20.000 Bänden und das Museum, sowie ein eigenes technologisches Museum. An Theatern finden wir als erstes im Range das Royal Theatre, in welchem 1800 Personen Platz haben. Dass es an Hôtels, an so- genannten Coffee Palaces, ähnlich wie in Melbourne, an mehreren grossen Markthallen, kurz an allen Einrichtungen, welche für das Leben einer modernen Stadt eine Nothwendigkeit sind, nicht mangelt, brauchen wir nicht besonders hervorzuheben. In Adelaide erscheinen 4 tägliche und 14 andere Zeitschriften, darunter eine deutsche. Ebenso zeigt Adelaide alle Mittel städtischer Communication, Trambahnen und Miethfuhrwerke jeder Gattung. Die Beleuchtung geschieht theils durch Gas, theils auch durch elektrisches Licht Die Stadt wird aus grossen vom Torrensfluss gespeisten Reservoirs reich- lich mit Wasser versorgt; zwei Reservoirs halten fortwährend an 2000 Millionen Gallons (à 4½ Liter) reinen Wassers. Die Verbindung mit dem auf dem anderen Ufer des Torrens gelegenen Nord-Adelaide wird durch eine Anzahl von Brücken her- gestellt, deren wichtigste jene sind, welche sich an die drei grossen, Süd-Adelaide der ganzen Länge nach durchquerenden Strassenzüge anschliessen. Der nördliche Stadttheil hat einen stilleren Charakter und stellt sich vielfach als eine Art von Villen- und Cottageviertel dar. Hier stösst man auch wieder auf grosse Parkanlagen, unter denen der am Flussufer sich hinziehende botanische und der mit demselben im Zusammenhange stehende zoologische Garten besonderes Interesse wachrufen, nicht nur wegen der grossen Ausdehnung und der land- schaftlich anmuthigen Gestaltung derselben, sondern auch wegen des 96*

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Zitationshilfe: Lehnert, Josef von u. a.: Die Seehäfen des Weltverkehrs. Bd. 2. Wien, 1892, S. 763. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lehnert_seehaefen02_1892/779>, abgerufen am 24.04.2024.