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Leisewitz, Johann Anton: Julius von Tarent. Leipzig, 1776.

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Rechte nicht auf; das mußte ich dir nach meiner
Rükkunft von neuen sagen.
Julius. Deine Rechte - - -
Guido. Laß mich ausreden. Jch habe ihr
eher als Du meine Liebe angetragen, vor einer
großen Versammlung angetragen, in diesem gan-
zen Feldzuge, selbst bey königlichen Mahlen sie
meine Geliebte genannt; -- oft hab' ich bey
Turnieren die Weiber zischeln hören; -- "Guido
"von Tarent -- und sie heißt Blanka."

Wie ich im Sturm von Kandia die Mau-
ten zuerst erstieg, rief ich ihren Namen laut aus,
und das ganze Heer rief ihn nach. Siehe mei-
ne Ehre steht zum Pfande, aber ich will sie lösen.
Julius. Aber Blanka selbst.
Guido. Schweig davon, Bruder. Schön-
heit ist der natürliche Preis der Tapferkeit; -- und
dabey haben die Weiber keine Stimme. Fragt
man die Rose, ob sie dem, der Geruch hat, duften
will? -- und wodurch hast Du sie verdient,
glaube mir, wenn man Dich wie ein liebekrankes
Mädchen im Pomeranzenwalde irren sieht, man
sollte Dich eher für den Preis, als für den Käm-
pfer halten.
Julius. Bruder, Du wirst unausstehlich
beleidigend.


Rechte nicht auf; das mußte ich dir nach meiner
Ruͤkkunft von neuen ſagen.
Julius. Deine Rechte ‒ ‒ ‒
Guido. Laß mich ausreden. Jch habe ihr
eher als Du meine Liebe angetragen, vor einer
großen Verſammlung angetragen, in dieſem gan-
zen Feldzuge, ſelbſt bey koͤniglichen Mahlen ſie
meine Geliebte genannt; — oft hab’ ich bey
Turnieren die Weiber ziſcheln hoͤren; — “Guido
„von Tarent — und ſie heißt Blanka.”

Wie ich im Sturm von Kandia die Mau-
ten zuerſt erſtieg, rief ich ihren Namen laut aus,
und das ganze Heer rief ihn nach. Siehe mei-
ne Ehre ſteht zum Pfande, aber ich will ſie loͤſen.
Julius. Aber Blanka ſelbſt.
Guido. Schweig davon, Bruder. Schoͤn-
heit iſt der natuͤrliche Preis der Tapferkeit; — und
dabey haben die Weiber keine Stimme. Fragt
man die Roſe, ob ſie dem, der Geruch hat, duften
will? — und wodurch haſt Du ſie verdient,
glaube mir, wenn man Dich wie ein liebekrankes
Maͤdchen im Pomeranzenwalde irren ſieht, man
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pfer halten.
Julius. Bruder, Du wirſt unausſtehlich
beleidigend.
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[13/0017] Rechte nicht auf; das mußte ich dir nach meiner Ruͤkkunft von neuen ſagen. Julius. Deine Rechte ‒ ‒ ‒ Guido. Laß mich ausreden. Jch habe ihr eher als Du meine Liebe angetragen, vor einer großen Verſammlung angetragen, in dieſem gan- zen Feldzuge, ſelbſt bey koͤniglichen Mahlen ſie meine Geliebte genannt; — oft hab’ ich bey Turnieren die Weiber ziſcheln hoͤren; — “Guido „von Tarent — und ſie heißt Blanka.” Wie ich im Sturm von Kandia die Mau- ten zuerſt erſtieg, rief ich ihren Namen laut aus, und das ganze Heer rief ihn nach. Siehe mei- ne Ehre ſteht zum Pfande, aber ich will ſie loͤſen. Julius. Aber Blanka ſelbſt. Guido. Schweig davon, Bruder. Schoͤn- heit iſt der natuͤrliche Preis der Tapferkeit; — und dabey haben die Weiber keine Stimme. Fragt man die Roſe, ob ſie dem, der Geruch hat, duften will? — und wodurch haſt Du ſie verdient, glaube mir, wenn man Dich wie ein liebekrankes Maͤdchen im Pomeranzenwalde irren ſieht, man ſollte Dich eher fuͤr den Preis, als fuͤr den Kaͤm- pfer halten. Julius. Bruder, Du wirſt unausſtehlich beleidigend.

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Zitationshilfe: Leisewitz, Johann Anton: Julius von Tarent. Leipzig, 1776, S. 13. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/leisewitz_julius_1776/17>, abgerufen am 29.03.2024.