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Leisewitz, Johann Anton: Julius von Tarent. Leipzig, 1776.

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Dritter Auftritt.
Guido. Aspermonte.
Guido. (höhnisch) Der wird die Operation
männlich aushalten! Kann er doch nicht einmal
vertragen, daß man den Schaden sondirt. Die
Wahrheit nicht hören wollen! -- hat der Weich-
ling deswegen den Plato gelesen? Jch lobe mir
meinen schlichten Menschenverstand. Handeln,
Aspermonte, macht den Mann, und wenn es auf
den Punkt kommt, so ist ihre Philosophie todt,
freylich mit hohen Sentenzen einbalsamirt, aber
doch todt. (Aspermonte will gehen) Bleiben Sie.
Diese Liebe zur Spekulation hat er von Jhnen.
Und ob ich gleich nie in Jhren Fechrschulen mit
Syllogismen gefochten habe, so will ich es Jhnen
erweisen, erweisen will ich es Jhnen, Spekulation
tödtet den Muth. Hm, sagten Sie eben etwas?
Aspermonte. (kalt) Nein.
Guido. Weil ich doch eben im Zorn bin, --
und darin hat noch niemand wissend gelogen;
-- was hat denn der Schmetterling für ein Recht
mein Nebenbuhler zu seyn; woher wissen wir es,
daß er Herz hat? hat er je ein Feldlager gesehen?
und wie ich es ihm sagte, männliche Tapferkeit
verdient allein die weibliche Schönheit! Warum
hat sonst das Weib das tiefe Gefühl seiner Schwach-


Dritter Auftritt.
Guido. Aſpermonte.
Guido. (hoͤhniſch) Der wird die Operation
maͤnnlich aushalten! Kann er doch nicht einmal
vertragen, daß man den Schaden ſondirt. Die
Wahrheit nicht hoͤren wollen! — hat der Weich-
ling deswegen den Plato geleſen? Jch lobe mir
meinen ſchlichten Menſchenverſtand. Handeln,
Aſpermonte, macht den Mann, und wenn es auf
den Punkt kommt, ſo iſt ihre Philoſophie todt,
freylich mit hohen Sentenzen einbalſamirt, aber
doch todt. (Aſpermonte will gehen) Bleiben Sie.
Dieſe Liebe zur Spekulation hat er von Jhnen.
Und ob ich gleich nie in Jhren Fechrſchulen mit
Syllogismen gefochten habe, ſo will ich es Jhnen
erweiſen, erweiſen will ich es Jhnen, Spekulation
toͤdtet den Muth. Hm, ſagten Sie eben etwas?
Aſpermonte. (kalt) Nein.
Guido. Weil ich doch eben im Zorn bin, —
und darin hat noch niemand wiſſend gelogen;
— was hat denn der Schmetterling fuͤr ein Recht
mein Nebenbuhler zu ſeyn; woher wiſſen wir es,
daß er Herz hat? hat er je ein Feldlager geſehen?
und wie ich es ihm ſagte, maͤnnliche Tapferkeit
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[15/0019] Dritter Auftritt. Guido. Aſpermonte. Guido. (hoͤhniſch) Der wird die Operation maͤnnlich aushalten! Kann er doch nicht einmal vertragen, daß man den Schaden ſondirt. Die Wahrheit nicht hoͤren wollen! — hat der Weich- ling deswegen den Plato geleſen? Jch lobe mir meinen ſchlichten Menſchenverſtand. Handeln, Aſpermonte, macht den Mann, und wenn es auf den Punkt kommt, ſo iſt ihre Philoſophie todt, freylich mit hohen Sentenzen einbalſamirt, aber doch todt. (Aſpermonte will gehen) Bleiben Sie. Dieſe Liebe zur Spekulation hat er von Jhnen. Und ob ich gleich nie in Jhren Fechrſchulen mit Syllogismen gefochten habe, ſo will ich es Jhnen erweiſen, erweiſen will ich es Jhnen, Spekulation toͤdtet den Muth. Hm, ſagten Sie eben etwas? Aſpermonte. (kalt) Nein. Guido. Weil ich doch eben im Zorn bin, — und darin hat noch niemand wiſſend gelogen; — was hat denn der Schmetterling fuͤr ein Recht mein Nebenbuhler zu ſeyn; woher wiſſen wir es, daß er Herz hat? hat er je ein Feldlager geſehen? und wie ich es ihm ſagte, maͤnnliche Tapferkeit verdient allein die weibliche Schoͤnheit! Warum hat ſonſt das Weib das tiefe Gefuͤhl ſeiner Schwach-

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Zitationshilfe: Leisewitz, Johann Anton: Julius von Tarent. Leipzig, 1776, S. 15. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/leisewitz_julius_1776/19>, abgerufen am 25.04.2024.