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Lenau, Nikolaus: Gedichte. Stuttgart, 1832.

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Einst und Jezt.

"Möchte wieder in die Gegend,
"Wo ich einst so selig war,
"Wo ich lebte, wo ich träumte
"Meiner Jugend schönstes Jahr!"
Also sehnt' ich in der Ferne
Nach der Heimat mich zurück,
Wähnend, in der alten Gegend
Fände sich das alte Glück.
Endlich war mir nun beschieden
Wiederkehr ins traute Thal;
Doch es ist dem Heimgekehrten
Nicht zu Muth wie dazumal.
Wie man grüßet alte Freunde,
Grüß' ich manchen lieben Ort;
Doch im Herzen wird so schwer mir,
Denn mein Liebstes ist ja fort.
Einst und Jezt.

Moͤchte wieder in die Gegend,
„Wo ich einſt ſo ſelig war,
„Wo ich lebte, wo ich traͤumte
„Meiner Jugend ſchoͤnſtes Jahr!“
Alſo ſehnt' ich in der Ferne
Nach der Heimat mich zuruͤck,
Waͤhnend, in der alten Gegend
Faͤnde ſich das alte Gluͤck.
Endlich war mir nun beſchieden
Wiederkehr ins traute Thal;
Doch es iſt dem Heimgekehrten
Nicht zu Muth wie dazumal.
Wie man gruͤßet alte Freunde,
Gruͤß' ich manchen lieben Ort;
Doch im Herzen wird ſo ſchwer mir,
Denn mein Liebſtes iſt ja fort.
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[86/0100] Einst und Jezt. „Moͤchte wieder in die Gegend, „Wo ich einſt ſo ſelig war, „Wo ich lebte, wo ich traͤumte „Meiner Jugend ſchoͤnſtes Jahr!“ Alſo ſehnt' ich in der Ferne Nach der Heimat mich zuruͤck, Waͤhnend, in der alten Gegend Faͤnde ſich das alte Gluͤck. Endlich war mir nun beſchieden Wiederkehr ins traute Thal; Doch es iſt dem Heimgekehrten Nicht zu Muth wie dazumal. Wie man gruͤßet alte Freunde, Gruͤß' ich manchen lieben Ort; Doch im Herzen wird ſo ſchwer mir, Denn mein Liebſtes iſt ja fort.

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Zitationshilfe: Lenau, Nikolaus: Gedichte. Stuttgart, 1832, S. 86. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lenau_gedichte_1832/100>, abgerufen am 29.03.2024.