Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lenau, Nikolaus: Gedichte. Stuttgart, 1832.

Bild:
<< vorherige Seite
Immer schleicht sich noch der Pfad hin
Durch das dunkle Waldrevier:
Doch er führt die Mutter Abends
Nimmermehr entgegen mir.
Mögen deine Grüße rauschen
Vom Gestein, du trauter Bach;
Doch der Freund ist mir verloren,
Der in dein Gemurmel sprach.
Baum, wo sind die Nachtigallen,
Die hier sangen einst so süß?
Und wo, Wiese, deine Blumen,
Die mir Rosa sinnend wies? --
Blumen fort und Nachtigallen,
Und das gute Mädchen auch!
Meine Jugend fort mit ihnen,
Alles wie ein Frühlingshauch!

Immer ſchleicht ſich noch der Pfad hin
Durch das dunkle Waldrevier:
Doch er fuͤhrt die Mutter Abends
Nimmermehr entgegen mir.
Moͤgen deine Gruͤße rauſchen
Vom Geſtein, du trauter Bach;
Doch der Freund iſt mir verloren,
Der in dein Gemurmel ſprach.
Baum, wo ſind die Nachtigallen,
Die hier ſangen einſt ſo ſuͤß?
Und wo, Wieſe, deine Blumen,
Die mir Roſa ſinnend wies? —
Blumen fort und Nachtigallen,
Und das gute Maͤdchen auch!
Meine Jugend fort mit ihnen,
Alles wie ein Fruͤhlingshauch!

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <lg type="poem">
            <pb facs="#f0101" n="87"/>
            <lg n="5">
              <l>Immer &#x017F;chleicht &#x017F;ich noch der Pfad hin</l><lb/>
              <l>Durch das dunkle Waldrevier:</l><lb/>
              <l>Doch er fu&#x0364;hrt die Mutter Abends</l><lb/>
              <l>Nimmermehr entgegen mir.</l><lb/>
            </lg>
            <lg n="6">
              <l>Mo&#x0364;gen deine Gru&#x0364;ße rau&#x017F;chen</l><lb/>
              <l>Vom Ge&#x017F;tein, du trauter Bach;</l><lb/>
              <l>Doch der Freund i&#x017F;t mir verloren,</l><lb/>
              <l>Der in dein Gemurmel &#x017F;prach.</l><lb/>
            </lg>
            <lg n="7">
              <l>Baum, wo &#x017F;ind die Nachtigallen,</l><lb/>
              <l>Die hier &#x017F;angen ein&#x017F;t &#x017F;o &#x017F;u&#x0364;ß?</l><lb/>
              <l>Und wo, Wie&#x017F;e, deine Blumen,</l><lb/>
              <l>Die mir Ro&#x017F;a &#x017F;innend wies? &#x2014;</l><lb/>
            </lg>
            <lg n="8">
              <l>Blumen fort und Nachtigallen,</l><lb/>
              <l>Und das gute Ma&#x0364;dchen auch!</l><lb/>
              <l>Meine Jugend fort mit ihnen,</l><lb/>
              <l>Alles wie ein Fru&#x0364;hlingshauch!</l><lb/>
            </lg>
          </lg>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[87/0101] Immer ſchleicht ſich noch der Pfad hin Durch das dunkle Waldrevier: Doch er fuͤhrt die Mutter Abends Nimmermehr entgegen mir. Moͤgen deine Gruͤße rauſchen Vom Geſtein, du trauter Bach; Doch der Freund iſt mir verloren, Der in dein Gemurmel ſprach. Baum, wo ſind die Nachtigallen, Die hier ſangen einſt ſo ſuͤß? Und wo, Wieſe, deine Blumen, Die mir Roſa ſinnend wies? — Blumen fort und Nachtigallen, Und das gute Maͤdchen auch! Meine Jugend fort mit ihnen, Alles wie ein Fruͤhlingshauch!

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lenau_gedichte_1832
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lenau_gedichte_1832/101
Zitationshilfe: Lenau, Nikolaus: Gedichte. Stuttgart, 1832, S. 87. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lenau_gedichte_1832/101>, abgerufen am 29.04.2024.