Terenz genutzet hat! Jch kann mir nichts Unter- richtenders denken, als eine Vergleichung dieser griechischen Originale mit den lateinischen Ko- pieen seyn würde.
Denn gewiß ist es, daß Terenz kein bloßer sklavischer Uebersetzer gewesen. Auch da, wo er den Faden des Menandrischen Stückes völlig beybehalten, hat er sich noch manchen kleinen Zusatz, manche Verstärkung oder Schwächung eines und des andern Zuges erlaubt; wie uns deren verschiedne Donatus in seinen Scholien angezeigt. Nur Schade, daß sich Donatus immer so kurz, und öfters so dunkel darüber ausdrückt, (weil zu seiner Zeit die Stücke des Menanders noch selbst in jedermanns Händen waren,) daß es schwer wird, über den Werth oder Unwerth solcher Terenzischen Künsteleyen etwas Zuverläßiges zu sagen. Jn den Brü- dern findet sich hiervon ein sehr merkwürdiges Exempel.
Ham-
Terenz genutzet hat! Jch kann mir nichts Unter- richtenders denken, als eine Vergleichung dieſer griechiſchen Originale mit den lateiniſchen Ko- pieen ſeyn würde.
Denn gewiß iſt es, daß Terenz kein bloßer ſklaviſcher Ueberſetzer geweſen. Auch da, wo er den Faden des Menandriſchen Stückes völlig beybehalten, hat er ſich noch manchen kleinen Zuſatz, manche Verſtärkung oder Schwächung eines und des andern Zuges erlaubt; wie uns deren verſchiedne Donatus in ſeinen Scholien angezeigt. Nur Schade, daß ſich Donatus immer ſo kurz, und öfters ſo dunkel darüber ausdrückt, (weil zu ſeiner Zeit die Stücke des Menanders noch ſelbſt in jedermanns Händen waren,) daß es ſchwer wird, über den Werth oder Unwerth ſolcher Terenziſchen Künſteleyen etwas Zuverläßiges zu ſagen. Jn den Brü- dern findet ſich hiervon ein ſehr merkwürdiges Exempel.
Ham-
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Terenz genutzet hat! Jch kann mir nichts Unter-
richtenders denken, als eine Vergleichung dieſer
griechiſchen Originale mit den lateiniſchen Ko-
pieen ſeyn würde.
Denn gewiß iſt es, daß Terenz kein bloßer
ſklaviſcher Ueberſetzer geweſen. Auch da, wo
er den Faden des Menandriſchen Stückes völlig
beybehalten, hat er ſich noch manchen kleinen
Zuſatz, manche Verſtärkung oder Schwächung
eines und des andern Zuges erlaubt; wie uns
deren verſchiedne Donatus in ſeinen Scholien
angezeigt. Nur Schade, daß ſich Donatus
immer ſo kurz, und öfters ſo dunkel darüber
ausdrückt, (weil zu ſeiner Zeit die Stücke des
Menanders noch ſelbſt in jedermanns Händen
waren,) daß es ſchwer wird, über den Werth
oder Unwerth ſolcher Terenziſchen Künſteleyen
etwas Zuverläßiges zu ſagen. Jn den Brü-
dern findet ſich hiervon ein ſehr merkwürdiges
Exempel.
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[Lessing, Gotthold Ephraim]: Hamburgische Dramaturgie. Bd. 2. Hamburg u. a., [1769], S. 376. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lessing_dramaturgie02_1767/382>, abgerufen am 25.04.2024.
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